Mal geht es morgens erst um zehn Uhr los, dann ist mittags schon um zwölf Uhr Schluss. Immer wieder fällt an Israels Schulen dieser Tage der Unterricht aus. Seit Wochen streiken Lehrerinnen und Lehrer. Sie fordern höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen.
Im Rahmen der Kampagne der Lehrergewerkschaft soll jeden Tag in einem anderen Teil des Landes gestreikt werden, bis ihre Forderungen erfüllt sind. Das Schuljahr endet an Grundschulen Ende Juni, an den Oberschulen beginnen die Sommerferien bereits am 20. des Monats.
gehälter Zehntausende Lehrer und deren Unterstützer demonstrierten Ende Mai in Tel Aviv, in anderen Städten von Nord nach Süd sind es regelmäßig Tausende. Motto aller Streiks, das in fetten Lettern auf den Plakaten steht: »Israel sollte sich schämen. Wir Lehrer fordern sofort faire Löhne.«
»Es geht um die Zukunft des Landes, und die liegt in den Händen der Finanzbeamten.«
bildungsministerin Yifat shasha-biton
Im Hintergrund verhandeln Regierungs- und Gewerkschaftsfunktionäre im Rahmen des anstehenden Staatshaushaltes über eine neue Gehaltsvereinbarung. Im Mittelpunkt des Tauziehens stehen geplante Reformen des Finanzministeriums, um die Macht der Lehrergewerkschaft zu verringern.
Dazu gehört eine Erlaubnis für Schulleiter, Mitarbeiter ohne Eingreifen der Gewerkschaft zu entlassen und das Einkommensgefälle zwischen langjährig beschäftigten und neuen Lehrern zu verringern, indem Gehälter nach Leistung festgesetzt werden.
URLAUBSTAGE Finanzminister Avigdor Lieberman schlägt zudem vor, die Anzahl der Urlaubstage im Schulsystem zu verringern, um sie der Anzahl der Urlaubstage anzunähern, die für Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft gelten. Die Lehrervereinigungen wollen nichts von alledem akzeptieren.
Nach einem Treffen am Wochenbeginn erklärte die Gewerkschaftsvorsitzende Yaffa Ben David im öffentlich-rechtlichen Sender Kan, dass es vonseiten der Regierung kein neues Angebot gebe. »Die Gewerkschaft tut alles, um eine Gehaltsvereinbarung abzuschließen. Doch die Verhandlungen sind ergebnislos und kommen nicht voran.« Sie kritisierte Regierungschef Naftali Bennett, sich nicht an der Debatte zu beteiligen.
LEHRERMANGEL Elternvereinigungen unterstützen die Forderungen des Bildungspersonals, meinen jedoch, ein Streik sei nicht die richtige Lösung und werde auf dem Rücken der Schülerinnen und Schüler ausgetragen. Neben den Streiks komme erschwerend hinzu, dass Schulen im ganzen Land mit einem erheblichen Lehrermangel konfrontiert sind.
Bildungsministerin Yifat Shasha-Biton droht derweil, gegen den Staatshaushalt zu stimmen, wenn die Forderungen der Lehrer nicht inhaltlich erfüllt werden. Der Kampf um ein höheres Gehalt sei eine gerechte und wichtige Sache. »Es geht um die Zukunft des Landes, und die liegt in den Händen der Finanzbeamten, indem sie den Weg ebnen und die Verhandlungen sofort beschleunigen«, so die Ministerin.