Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat in einem am Montagmorgen ausgestrahlten Interview mit dem israelischen Sender »Kan« angedeutet, dass bereits zwei Mal gegen das Coronavirus geimpfte Bürger des Landes in einigen Monaten ihre Impfung auffrischen lassen müssen.
36 MILLIONEN DOSEN An den Moderator der Sendung, Aryeh Golan, gewandt, sagte Netanjahu: »Sie haben sich impfen lassen. Begreifen Sie, dass Sie in einem halben Jahr oder womöglich in einem Jahr weitere Impfungen bekommen werden?«
Golan antwortete: »Natürlich. Auf meinem grünen Dokument steht sogar das Datum, der 18. Juli. Das ist in weniger als einem halben Jahr.«
Netanjahu sagte daraufhin, Israel müsse sich auf eine erneute Impfung seiner gesamten Bevölkerung vorbereiten. »Der nächste Ministerpräsident muss sofort weitere 36 Millionen Impfdosen gegen Corona im nahenden Jahr beschaffen. Warum 36 Millionen? Wir müssen neun Millionen Bürger impfen, und ich glaube, dass es bis dahin auch eine Impfung für Kinder geben wird.«
Man brauche also alle sechs Monate 18 Millionen Impfdosen. »Es gibt eine riesige Konkurrenz unter den Ländern, und ich bin entschlossen«, so Netanjahu weiter, »erneut die Länder der Welt anzuführen bei der Einfuhr von Millionen Impfdosen.«
SCHUTZ Noch ist unklar, wie lange die Schutzwirkung des vom Mainzer Unternehmen BioNTech entwickelten und gemeinsam mit dem US-Pharmariesen Pfizer vertriebenen Impfstoffs BNT162b2 anhält. Ebenso unbekannt ist bislang, wie wirksam das Mittel gegen Mutationen des Sars-CoV2-Virus ist.
Am vergangenen Donnerstag gaben die beiden Unternehmen in einer Pressemitteilung bekannt, »dass Sicherheit und Verträglichkeit eines Auffrischungsimpfstoffs« gegenwärtig in einer Studie in den USA untersucht würden. Demnach würden die Teilnehmer sechs bis zwölf Monate nach der ersten Verabreichung von zwei Dosen des Impfstoffs eine Auffrischung erhalten.
Allerdings habe man basierend auf bisher durchgeführten Studien und Praxis-Beobachtungen »keine Veränderungen der neutralisierenden Antikörperspiegel beobachtet, die eine signifikante Reduzierung des Schutzes durch zwei Dosen BNT162b2 vorhersagen würden«, so BioNTech und Pfizer in ihrem Statement.
Pfizer-Chef Albert Bourla sagte in einem Interview mit dem US-Sender NBC, so, wie man sich jedes Jahr neu gegen die Grippe impfen lassen müsse, werde es auch beim Coronavirus sein. »In einem Jahr werden Sie gehen müssen, um Ihre jährliche Covid-Impfung zu bekommen, damit Sie geschützt sind.«
KRITIK In seinem Interview wies Benjamin Netanjahu Kritik, wonach er sich den Erfolg der Impfkampagne in Israel immer nur selbst zuschreibe, von sich, lobte sich aber dennoch selbst kräftig. Er habe »mehr als 30 Anrufe bei den CEOs von Pfizer und Moderna getätigt« und spreche fast jeden Tag mit den Chefs der Hersteller der Vakzine. Die hätten ihm denn auch bestätigt, so Netanjahu, dass »wir ohne mein Eingreifen die Impfstoffe nicht bekommen hätten«.
Natürlich habe Israel »auch ein außergewöhnliches Gesundheitssystem«, das es erlaube, die Impfungen schnell durchzuführen. »Aber wenn ich die Impfstoffe nicht beschafft hätte, hätte das nichts geholfen.«
Netanjahu sagte wörtlich: »Die Direktoren von Pfizer und Moderna sagen mir: Herr Ministerpräsident, was Sie getan haben, hat kein anderer Regierungschef getan. Israel ist ein Staat von neun Millionen, ein Tausendstel der Weltbevölkerung von acht Milliarden. Wie bekommt ein so kleiner Staat diese Masse von Impfungen?«
Das sei sein persönliches Projekt, und darauf sei er stolz. Kritik an seiner mittlerweile wieder gestoppten Entscheidung, Impfstoff gegen politische Unterstützung an Drittstaaten abzugeben, wies Netanjahu zurück: Es sei »mehr als genug« Impfstoff vorhanden, um alle Israelis zu immunisieren, betonte er. mth