Der Historiker Israel Gutman, Schoa-Überlebender und Kämpfer beim Aufstand im Warschauer Ghetto, ist am Dienstag im Alter von 90 Jahren in Jerusalem gestorben. Das teilte die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem mit.
Gutman, geboren 1923 in Warschau, hatte sich im Ghetto dem jüdischen Untergrund angeschlossen und verlor beim Kampf gegen die deutschen Besatzer ein Auge. Er überlebte die Konzentrationslager Majdanek, Auschwitz und Mauthausen und wanderte 1946 nach Palästina aus. Seine Eltern und seine ältere Schwester starben im Ghetto.
Enzyklopädie In Israel lebte Gutman zunächst in einem Kibbuz und sagte 1961 als Zeuge im Prozess gegen Adolf Eichmann aus. Später widmete er sich der Schoa-Forschung. Er wurde Professor für Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem und Direktor des von ihm mitbegründeten Internationalen Instituts für Holocaustforschung in Yad Vashem. Außerdem fungierte er als stellvertretender Direktor des Internationalen Auschwitz-Komitees. Eines seiner wichtigsten Projekte war eine umfassende Enzyklopädie des Holocaust.
Avner Shalev, Leiter von Yad Vashem, sagte: »Professor Gutmans persönliche Erfahrung hat enorm zu seiner seltenen und außergewöhnlichen Stärke als Forscher, Lehrer und Leiter beigetragen.« Shalev würdigte auch Gutmans stetigen Einsatz für wissenschaftliche Kontakte mit Polen. »Sogar während der kommunistischen Zeit stießen viele seiner Kritiken in Polen auf ein positives Echo, und er war ein hochgeschätzter Gast«, so Shalev.
Gutman, der selbst dem Hashomer Hatzair angehörte, hatte sich in seinen Forschungen auch mit zionistischen Jugendbewegungen in Polen und jüdisch-polnischen Beziehungen auseinandergesetzt. Er hinterlässt zwei Töchter und drei Enkelkinder.