Es ist nicht nur ein Gerücht. Israel ist tatsächlich ein teures Pflaster. Die beiden Metropolen Tel Aviv und Jerusalem sind wieder einmal auf der Liste der 20 Städte mit den höchsten Lebenshaltungskosten weltweit gelandet. Wer in Israel lebt oder Urlaub macht, kennt das gut. Dennoch muss nicht alles kostspielig sein. Vieles ist äußerst günstig oder sogar kostenlos – wenn man weiß, was, wie und wo.
In Tel Aviv und Jerusalem braucht man zunächst keinen Mietwagen. Denn wofür man horrende Summen bezahlen muss, sind das Parken und die (unvermeidlichen) Strafzettel. Stattdessen sind die öffentlichen Verkehrsmittel erschwinglich. In Tel Aviv deckt das Busnetz die gesamte Stadt ab, die U-Bahn soll Ende des Jahres auf Jungfernfahrt gehen. In Jerusalem sind ebenfalls Busse unterwegs, doch ganz entspannt ist es, die Stadt mit der Straßenbahn (Light Rail) zu erkunden. Eine Fahrt in Bus oder Bahn kostet etwa 1,70 Euro.
Eine Fahrt in Bus oder Bahn kostet 1,70 Euro, von Tel Aviv nach Jerusalem 6,70 Euro.
Ein Trip im neuen elektrischen Schnellzug von Tel Aviv nach Jerusalem dauert etwa eine halbe Stunde; der Zug ist meist pünktlich, immer klimatisiert, sauber und bietet eine atemberaubende Aussicht auf die Landschaft. Die einfache Fahrt kostet knapp 6,70 Euro, Kinder unter fünf Jahre fahren kostenlos. Wer sich per Muskelkraft bewegen möchte, kann das mit den vielen Mietfahrrädern in beiden Städten tun. Zwei Stunden kosten etwa zehn Euro, die Fitness gibt es gratis dazu.
streetfood Auch das Essen muss nicht teuer sein. Israel ist berühmt für sein außergewöhnliches Streetfood – und das zu Recht. Denn hier wird man nicht nur für wenige Schekel satt, es schmeckt auch noch fantastisch und wird meist mit frischen gesunden Zutaten kredenzt. An fast jeder Ecke gibt es Falafel-Stände. Die frittierten Kichererbsenbälle werden in Pitataschen gesteckt, und dann heißt es, jede Menge Tomaten, Gurken, Kohl und manchmal auch Pommes frites reinstopfen. Das Ganze gibt es schon für zwei Euro.
Aus derselben Zutat wird die Nationalspeise Hummus hergestellt. Für rund sechs Euro wird ein riesiger Teller der köstlichen Paste serviert. Wischen Sie Hummus stilecht mit Pita vom Teller. Übrigens sollten Sie richtig reinhauen, denn die Bauern erwarten in diesem Jahr einen Rückgang der Kichererbsen-Ernte um 20 Prozent.
Fantastisches und günstiges Streetfood finden Sie auch auf den großen Schuks, den Märkten der Städte, wie dem Machane Yehuda in Jerusalem und dem Carmel in Tel Aviv.
sightseeing Einige der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Israels kann man gar völlig umsonst besichtigen. Dazu gehören die Kotel, die Grabeskirche, die Hurva-Synagoge und die Via Dolorosa in Jerusalem sowie die Stationen des Unabhängigkeitspfades in Tel Aviv. Auch im Weltklasse-Museum der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem wird kein Eintritt erhoben. Ebenso gratis ist ein Besuch des Hauses des Premierministers David Ben Gurion in Tel Aviv, der 1948 den Staat Israel ausrief.
Knesset und Oberster Gerichtshof bieten zweimal in der Woche Gratisführungen an, auch auf Englisch. Tel Aviv offeriert zudem kostenlose Rundgänge durch verschiedene Gegenden der Stadt. In Jerusalem gab es diese ebenfalls vor der Pandemie. Ob sie wiedereingeführt werden, ist noch nicht sicher. Informationen sind aber kurzfristig über die jeweiligen Stadt-Websites abrufbar.
Ganz und gar kostenlos ist die Street-Art. Der Tel Aviver Stadtteil Florentin wird auch »Graffiti-College« genannt. Einige der »Absolventen«, die einst wie Dede oder Pilpeled hier begannen, stellen ihre Kunst mittlerweile weltweit in Galerien und Museen aus. In Jerusalem findet man auf dem Machane-Yehuda-Markt faszinierende Porträts von Graffiti-Künstlern. Doch die kommen erst zum Vorschein, wenn der Markt geschlossen ist und die Rolltore der Stände heruntergelassen werden, auf denen sie zu entdecken sind.
sport In beiden Städten gibt es am Strand, in Parks sowie inmitten der Wohnviertel Fitness-Stationen, die frei verfügbar sind. Tel Aviv bietet wöchentlich kostenloses Yoga am Strand und auf dem Dach der Stadtverwaltung. Wassersport wird an sämtlichen Stränden von Tel Aviv angeboten. Zwei Stunden Wellenfangen mit Surflehrer kosten um die 35 Euro und sind vor der Skyline der weißen Stadt ein berauschendes Erlebnis. Wer lieber ruhig übers Meer gleiten mag, kann für etwa 20 Euro die Stunde ein Paddleboard leihen.
Ruhe findet man auch im Wohl Rose Garden gegenüber der Knesset. Die Anlage gilt als einer der zehn schönsten Rosengärten der Welt. Im Gazelle Valley im Stadtteil Givat Mordechai lebt eine Herde gefährdeter Berggazellen – mitten in der Stadt. Eintritt jeweils frei. Auch ein Spaziergang durch den Tel Aviver Hayarkon-Park, immerhin größer als der Central Park in New York, kostet keinen einzigen Schekel.
Wenige Gehminuten von der Innenstadt entfernt, ist am Strand die pralle Lebenslust zu spüren.
Das gilt auch für die Strände der Metropole am Mittelmeer. Nur wenige Gehminuten von der Innenstadt entfernt, ist die pralle Lebenslust zu spüren. Im und am blauen Mittelmeer lässt man es sich einfach gut gehen. Auf 14 Kilometern gibt es zehn kostenlose und blitzsaubere Strände, zwei Jachthäfen, jede Menge Spielplätze, Sportanlagen und Strandlokale.
Der Spaß ist wirklich für kleines Geld zu haben: Strandstuhl und Sonnenschirm kosten je 2,30 Euro, die Sonnenliege etwa 4,50 Euro für den ganzen Tag. Dann muss man sich nur noch die riesige Wassermelone mit Feta (Awatiach im Bulgarit) für 8,50 Euro schmecken lassen, und der – plötzlich gar nicht mehr so teure – Sommerurlaub in Israel ist einfach perfekt.