Israel befinde sich im »Auge des Sturms« der Omikron-Welle. Das sagte Premierminister Naftali Bennett am Sonntag, als einige Krankenhäuser, deren Kapazität fast ausgelastet ist, warnten, dass sie vielleicht bald Patienten abweisen müssten. Er wisse, dass sich das Land in »schwierigen Wochen« befinde, versicherte aber: »Es wird nicht ewig dauern«.
Am Montagnachmittag erklärte Bennett, dass die Quarantäne für Corona-Positive von sieben auf fünf Tage verringert wird, nachdem er sich mit Gesundheitsminister Nitzan Horowitz darauf geeinigt hatte.
BELASTUNG Am Sonntag befanden sich in Krankenhäusern im ganzen Land 446 COVID-Patienten in ernstem Zustand, davon 96 an Beatmungsgeräten. Während diese Zahl immer noch weit unter Israels Rekord von rund 1200 schweren Fällen in früheren Wellen der Pandemie liegt, führt sie durch einen Anstieg der Grippefälle und der wachsenden Zahl von Medizinern in Quarantäne zu einer erheblichen Belastung. Derzeit sind nahezu 2300 Ärzten und Krankenschwestern wegen einer Coronavirus-Infektion isoliert.
In den vergangenen sieben Tagen wurden mehr als 282.000 Israelis als positiv bestätigt – durchschnittlich 40.000 pro Tag. Wer infiziert ist, muss jetzt noch für fünf Tage in Quarantäne, sofern er keine Symptome aufweist und zwei negative Tests vorlegt.
Auch mehrere Stimmen im Schulsystem drängten, die Isolierungszeit herabzusetzen.
All jene, die sich in unmittelbarer Nähe eines Infizierten aufgehalten haben, müssen sich derzeit auf das Virus testen. Das kann auch mit einem Heimtest geschehen. Bei dem negativen Ergebnis eines Antigen-Tests fällt eine Quarantäne weg, sofern die Person vollständig geimpft oder genesen ist. Alle anderen müssen sich ebenfalls für fünf Tage in Quarantäne begeben.
FEHLEN Mehrere Stimmen im Schulsystem, darunter das Bildungsministerium, hatten danach gerufen, Israels Quarantänepolitik zu lockern, da die Zahl der isolierten Schüler im ganzen Land mittlerweile 100.000 übersteigt. Obwohl die Schulen mit wenigen Ausnahmen nach wie vor geöffnet sind, sind viele Klassen mit dem Fehlen von mehr als der Hälfte der Schüler konfrontiert.
Der Gesundheitsminister hatte ebenfalls darauf gedrängt, die obligatorische Quarantäne für infizierte Personen von einer Woche auf fünf Tage zu verkürzen. Nach Angaben des öffentlich-rechtlichen Senders Kan waren die Experten anfangs uneinig darüber, ob die neuen Quarantäneregeln für die breite Öffentlichkeit oder nur für wichtige Arbeitnehmer gelten sollen. Mehrere andere Länder haben die Isolierungspflicht bereits auf fünf Tage verkürzt, darunter die USA und Großbritannien.
»Kinder sind mit einem Tsunami von psychischen Gesundheitsproblemen konfrontiert.«
Bildungsministerin Yifat shasha-biton
Auch andere Ministerien sprachen sich für eine geringere Anzahl an Isolierungstagen aus. »Kinder sind mit Essstörungen, einem Tsunami von psychischen Gesundheitsproblemen, abnormalem Sexualverhalten und vielem mehr konfrontiert, alles wegen unnötiger Isolation«, hob Bildungsministerin Yifat Shasha-Biton hervor.
Der israelische Verband der Ärzte für öffentliche Gesundheit schlug sogar vor, dass Infizierte überhaupt nicht isoliert werden müssten, es sei denn, sie hätten Symptome, das Risiko einer schweren Erkrankung oder Kontakt mit einer Hochrisikogruppe.
Das Gesundheitsministerium erklärte dies jedoch als »unverantwortliches Gerede, dessen Ziel es ist, das Vertrauen der Öffentlichkeit zu untergraben« und warnte davor, dass eine solche Politik dazu führen würde, dass sich das Virus noch weiter und schneller ausbreitet.