Israel will weiter in Sachen Waffenstillstand und Geiseldeal verhandeln – und gleichzeitig die Militäroperation der IDF in Gaza ausweiten und sogar Gebiete in der Palästinenserenklave übernehmen. Das berichteten verschiedene israelische Medien am Sonntag. Angeblich sei Israel aber bereit, »Flexibilität zu zeigen«, werden Quellen zitiert, die an den Gesprächen beteiligt sind.
Medienberichten vom Samstag zufolge habe die Hamas derweil einen ägyptischen Vorschlag angenommen. Demzufolge sollen fünf lebenden Geiseln schrittweise über einen Zeitraum von 50 Tagen freikommen, während der es eine Feuerpause gibt. Im Gegenzug sollen Hunderte palästinensische Gefangene, die zu langen Haftstrafen verurteilt wurden, aus den Gefängnissen in Israel entlassen werden.
Die Hamas hatte sich zuvor geweigert, weitere Menschen aus ihrer Gewalt freizulassen und das bestehende Waffenstillstands- und Geiselbefreiungsabkommen gesprengt, das im Januar vereinbart worden war. Die israelische Regierung hatte nicht, wie vereinbart, Gespräche über das Ende des Krieges begonnen und stattdessen darauf gedrängt, die erste Phase des Abkommens zu verlängern. Die Hamas lehnte ab, und Israel nahm am 18. März seine intensiven Militäroperationen im Gazastreifen wieder auf.
Israel unterbreitete ein Gegenangebot
Am Samstag unterbreitete Israel den Vermittlern in Abstimmung mit den USA sein Gegenangebot. Dabei soll es sich um den ursprünglichen Entwurf des US-Sondergesandten Steve Witkoff handeln, wonach zehn oder elf lebende Geiseln am ersten Tag des Abkommens und die übrigen am letzten Tag freigelassen werden sollen. Witkoff selbst sei von diesem Vorschlag allerdings abgerückt und habe den Vermittlern die Initiative zur Freilassung von nur fünf verschleppten Menschen vorgelegt, heißt es.
Alle Vorschläge sollen allerdings die Freilassung der letzten noch lebenden US-amerikanischen Geisel in Gaza beinhalten. Der junge Soldat der IDF, Edan Alexander, soll dadurch nach Hause kommen. Viele sorgen sich allerdings, dass dadurch der amerikanische Druck für zukünftige Abkommen verringert werde und US-Präsident Donald Trump das Interesse an einer Lösung der Krise verlieren könnte.
Am Samstag habe das Sicherheitskabinett dafür gestimmt, den Druck auf die Hamas zu erhöhen, erklärte der Premier am Tag darauf. Netanjahu hob hervor, dass die Hamas »falsche Behauptungen« über die Verhandlungsposition Israels in die Welt setze und erläuterte, dass Israel entgegen den Behauptungen der Hamas weiterhin verhandele, dies jedoch »unter Beschuss« geschehe. Netanjahu ist überzeugt, dies mache die Verhandlungen effektiver. »Wir sehen, dass es plötzlich Risse gibt.«
Premier Netanjahu: »Wir werden für die allgemeine Sicherheit im Gazastreifen sorgen und die Umsetzung des Trump-Plans zur freiwilligen Auswanderung ermöglichen.«
Er unterstrich seine Strategie mit den Worten: »Wir sind bereit« und führte aus: »Die Hamas wird ihre Waffen niederlegen, ihre Anführer dürfen die Enklave verlassen. Wir werden für die allgemeine Sicherheit im Gazastreifen sorgen und die Umsetzung des Trump-Plans zur freiwilligen Auswanderung ermöglichen.«
»Das ist der Plan. Wir verheimlichen ihn nicht«, fuhr Netanjahu fort und bezog sich damit auf den sogenannten »Trump-Plan« für Gaza, der weltweit Empörung ausgelöst hatte. Der amerikanische Präsident hatte damit vorgeschlagen, die USA würden Gaza übernehmen und in eine »Riviera des Nahen Ostens« verwandeln. Die Palästinenser aus Gaza müssten in andere Länder umsiedeln.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas hatte begonnen, nachdem Tausende von Kämpfern der Terrororganisation am 7. Oktober 2023 die Sicherheitsbarriere durchbrachen und ein verheerendes Massaker in südlichen Gemeinden Israels anrichteten. Sie ermordeten mehr als 1200 Menschen, die meisten von ihnen Zivilisten, und verschleppten 251.
Laut der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen sollen bisher mehr als 50.000 Menschen in Israels Krieg gegen die Hamas getötet worden sein. Diese Zahlen können jedoch nicht überprüft werden, da die von den Terroristen kontrollierte Behörde beispielsweise nicht zwischen Zivilisten und Mitgliedern der Hamas unterscheidet.
Tausende demonstrieren gegen Wiederaufnahme des Krieges
Am Samstagabend waren in ganz Israel wieder Tausende Menschen auf die Straßen gegangen, um gegen die Wiederaufnahme des Krieges und für ein Abkommen zur Geiselbefreiung zu demonstrieren.
Die erneute Militäroperationen gegen die Hamas hat bei den Angehörigen der Familien von Geiseln zu großer Sorge geführt. Sie befürchten, dass das Leben ihrer Liebsten in zunehmender Gefahr schwebt. Einige Geiseln wurden in von ihren Entführern getötet, als sich IDF-Truppen ihrem Standort zu nähern schienen.
Derzeit befinden sich noch 59 Geiseln in der Gewalt der Hamas. 24 von ihnen sollen noch am Leben sein, alles jüngere Männer, die unter unmenschlichen Bedingungen in den Terrortunneln der Hamas festgehalten werden.