Israel will nicht länger warten. Nachdem mehr als 100 Fälle von Affenpocken vom Gesundheitsministerium in Jerusalem bestätigt wurden, wird man mit einer Impfaktion gegen das Virus beginnen. Die erste Ladung mit 5600 Dosen des Vakzins ist am Mittwochmorgen in Israel eingetroffen.
TODESFÄLLE Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte Ende der vergangenen Woche angegeben, dass der sich ausbreitende Affenpocken-Ausbruch in mehr als 70 Ländern eine »außergewöhnliche« Situation sei, die als globaler Notfall einzustufen ist.
Seitdem sind die Fälle auf mehr als 16.000 in 75 Ländern angestiegen. Bisher wurden fünf Todesfälle gemeldet, alle in Afrika. Die WHO gibt jedoch an, dass dieses Virus nicht so leicht übertragbar ist wie SARS-CoV-2, das die Coronapandemie ausgelöst hat.
Gesundheitsminister Nitzan Horowitz sagte in einer Erklärung, dass weitere Dosen des Impfstoffs auf dem Weg seien. »Der Geschäftsführer des Impfstoffherstellers Bavaria Nordic hat auf meine Anfrage reagiert und die Anzahl der Dosen, die nach Israel geschickt werden, erheblich erhöht.«
»Weitere Dosen des Impfstoffs sind auf dem Weg.«
gesundheitsminister nitzan horowitz
Zunächst soll die Gruppe mit dem höchsten Risiko das Vakzin erhalten, laut israelischer Regierung sind das homosexuelle Männer, deren Immunsystem geschwächt ist. Das Ministerium schrieb die vier Krankenkassen und Leiter der israelischen Krankenhäuser an, dass die höchste Priorität Männern eingeräumt wird, die nach 1980 geboren wurden und HIV-positiv sind oder Medikamente zur Präexpositionsprophylaxe einnehmen, um ihre Wahrscheinlichkeit zu verringern, sich mit HIV zu infizieren.
IMPFSTOFF Darüber hinaus werden jene, die seit Januar dieses Jahres positiv auf eine Geschlechtskrankheit getestet wurden, ebenfalls vorgezogen. Bislang ist der Impfstoff nur für Personen über 18 Jahre zugelassen.
Roy Zucker, ein Spezialist für Infektionskrankheiten, sagte in einem Interview des öffentlich-rechtlichen Senders Kan, dass jetzt Maßnahmen ergriffen werden müssten, um einen weiteren Ausbruch der Infektion zu verhindern.
DIAGNOSE »Es gibt 105 diagnostizierte Fälle in Israel. Dies ist eine noch niedrige Zahl, und wenn wir richtig handeln, können wir einen größeren Ausbruch verhindern«, so Zucker. »Wir müssen unsere Bemühungen bündeln und vorbeugende Maßnahmen auf der Grundlage einer schnellen Diagnose ergreifen«.
Das Gesundheitsministerium geht davon aus, dass es in Israel viele nicht diagnostizierte Fälle von Affenpocken gibt, und hat vor, sich in den kommenden Tagen besser darauf einzustellen. »Dazu gehören der Kauf von weiteren Impfstoffen, der Austausch von Informationen zur Verhinderung von Infektionen und die Einrichtung von Testlabors«, erklärte der Gesundheitsminister.
Insbesondere die schwule Community sei nach Angaben des Arztes und Vorsitzenden der Medizinischen Gesellschaft für LGBTQ+, Gal Wagner, in Sorge. »Es geht eine große Angst vor Affenpocken um, die Nachfrage nach Impfstoffen ist riesig. Die Leute rennen mir meine Praxis ein. Wir alle hoffen, dass die Impfungen den Ausbruch beenden werden.«
Israel meldete seinen ersten Fall von Affenpocken im Mai, bei einem Mann, der sich anscheinend im Ausland damit infiziert hatte. Die Ausbreitung innerhalb des Landes wurde erstmals im vergangenen Monat festgestellt. Obwohl der Verlauf der Krankheit oft mild ist, kann das Vitus auch schwere Krankheit verursachen. Laut WHO erholen sich die Menschen in der Regel allerdings innerhalb von zwei bis vier Wochen.
REGENWÄLDER Affenpocken stammen aus den Regenwäldern Zentral- und Westafrikas, wurden erstmals 1958 bei Affen und 1970 beim Menschen entdeckt. Sie werden durch Kontakt mit Tieren oder durch Kontakt mit Atemwegspartikeln oder Körperflüssigkeiten einer infizierten Person übertragen.
Zu den Symptomen gehören geschwollene Lymphknoten, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Fieber und Hautausschlag in Form von eitrigen Pusteln. Die Sterblichkeitsrate liegt bei etwa zehn Prozent.
Das Ministerium fordert alle Personen auf, bei denen Symptome auftreten, und auch jene, die mit bestätigten Fällen in Kontakt gekommen sind, einen Arzt aufzusuchen und sich auf das Virus testen zu lassen.