Den »Iron Dome« kennt mittlerweile jeder. Mit seinem Hightech-Abwehrsystem hat Israel bereits viele Hundert Raketen, die aus dem Gazastreifen abgeschossen wurden, vom Himmel geholt und dafür gesorgt, dass alle Versuche der radikalen Islamistengruppen, israelische Städte anzugreifen, im wahrsten Sinne des Wortes verpufften.
2012 stellte die Armee die »Eiserne Kuppel« in Dienst. Seither ist ihre Technik systematisch verbessert worden. Als Iron Dome erstmals seine Fähigkeiten im Rahmen der Operation »Pillar of Defense« unter Beweis stellte, lag die Trefferquote bei etwa 75 Prozent. Aktuell sind es satte 97 Prozent.
herausforderungen Doch parallel zu dem »Klassiker« wurde jüngst ein weiteres Nahbereichs-Waffensystem entwickelt, das vor einigen Monaten erste Tests erfolgreich bestanden hat. Die Rede ist vom C-Dome. Im Unterschied zum Iron Dome ist dieses nicht landgestützt, sondern eigens für den Einsatz auf hoher See konzipiert. Das stellte die Entwickler vor ganz besondere Herausforderungen. Denn auf schwankendem Untergrund sowie bei voller Fahrt herrschen nun einmal andere Bedingungen als auf dem Festland.
Der C-Dome ist für den Einsatz auf See konzipiert und schließt eine Lücke in der Luftverteidigung.
Zwei Aufgaben soll C-Dome erfüllen. Zum einen geht es um den Schutz der Erdgasförderplattformen, die in den vergangenen Jahren vor Israels Küste errichtet wurden. Mehrfach bereits hatte die Hisbollah angekündigt, diese anzugreifen, was angesichts des riesigen Raketenarsenals im Besitz der Schiiten-Miliz keinesfalls als leere Drohung zu verstehen ist.
Schifffahrt Zum anderen muss die kommerzielle Schifffahrt besser geschützt werden. Schließlich erreichen 98 Prozent aller israelischen Importe das Land via See. Und wie verletzlich die Handelsrouten sein können, zeigte zuletzt ein Vorfall im vergangenen November, der sich in den Gewässern vor dem Oman abspielte, als eine Drohne vom Typ Shahed 136, abgefeuert von den Iranischen Revolutionsgarden, den Tanker »Pacific Zircon« traf. Dieser fuhr zwar unter liberianischer Flagge, aber dass er eigentlich dem israelischen Milliardär Idan Ofer gehört, wussten wohl auch die Mullahs.
Eingebaut wird C-Dome in die vier neuen Korvetten der Sa’ar-6-Klasse der israelischen Marine, die von ThyssenKrupp Marine Systems entworfen und von den German Naval Yard in Kiel gebaut wurden, deren Bewaffnung aber weitestgehend aus Systemen »made in Israel« besteht. Jerusalem gab sie eigens in Auftrag, um Erdgasförderplattformen und Handelsschiffe besser schützen zu können.
Vor einem Jahr begann man an Bord der Korvette »Oz« mit den ersten Tests von C-Dome. »Diese simulierten reale Bedrohungen und beinhalteten die erfolgreiche Erkennung und das Abfangen von Zielen in anspruchsvollen Szenarien«, hieß es dazu im Ministerium. Das sei ein »bedeutender Meilenstein bei der Verbesserung der Fähigkeiten der Korvetten« gewesen und initiierte zugleich »die letzte Phase der Operationalisierung des Abfangsystems der Marine«.
flexibilität Man simulierte dabei Angriffe von Drohnen oder Raketen, die von anderen Schiffen abgeschossen wurden, oder auch von Lenkflugkörpern. Teilgenommen daran hatten Experten der Marine sowie von Rafael Advanced Defense Systems, dem Hersteller des Systems. »C-Dome, die Marinevariante von Iron Dome, fördert unsere operative Flexibilität und soll als ein weiterer Baustein in das mehrstufige Raketen- und Luftverteidigungssystem des Staates Israel integriert werden«, erklärte unmittelbar danach der damalige Verteidigungsminister Benny Gantz.
Auf der untersten Ebene ist der Iron Dome sowie der sich noch in der Entwicklung befindliche lasergestützte Iron Beam angesiedelt. Sie beide sollen zur Abwehr von Raketen mit einer geringen Reichweite bereitstehen, was angesichts der sehr kurzen Reaktionszeit eine große Herausforderung bleibt.
Die darüber liegende Ebene bedient das sogenannte David’s Sling-System, das Flugkörper mit einer mittleren Reichweite unschädlich machen kann. Für ballistische Raketen ist wiederum das Arrow-Raketenabwehrsystem zuständig. Die aus den Vereinigten Staaten stammenden Partiots dagegen sind für den Abschuss von Flugzeugen vorgesehen.
Immer wieder werden Tanker angegriffen. 98 Prozent der Importe erreichen Israel via See.
C-Dome als seegestütztes System rundet das Ganze nun ab. Es besteht laut Rafael Advanced Defense Systems im Wesentlichen aus drei Komponenten, und zwar den bereits aus dem landgestützten Iron Dome bekannten TAMIR-Abfangraketen, einer modularen Senkrechtstartanlage für Flugkörper, in der Fachsprache Vertical Launch Unit (VLU) genannt, sowie einer C2-Komponente (Command & Control). Es nutzt dabei das Überwachungsradar des Schiffes zur Erkennung und Verfolgung feindlicher Objekte, braucht also kein eigenes.
verantwortung Ende 2022 war die letzte Phase der Operationalisierung abgeschlossen. Das Ganze geschah »im Rekordtempo«, so Konteradmiral Guy Goldfarb, stellvertretender Oberbefehlshaber und Stabschef der israelischen Seestreitkräfte. »Das maritime Umfeld hat sich verändert, was zu einer größeren Verantwortung und umfangreicheren operativen Aufgaben geführt hat.«
Und die neuen Korvetten der Sa’ar-6-Klasse im Zusammenspiel mit dem C-Dome, dem bislang wenig bekannten schwimmenden Bruder des Iron Dome, sollen einen Beitrag leisten, genau diese zu meistern und Israels wirtschaftliche sowie strategischen Interessen besser zu schützen.