Der frühere Judo-Weltmeister Saeid Mollaei ist nach seiner Flucht aus dem Iran erstmals bei einem internationalen Turnier in Israel angetreten. Der 29-Jährige, der nach seiner Flucht in Deutschland Asyl beantragt hatte, erreichte am Freitag beim Grand Slam in Tel Aviv in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm das Halbfinale. Mollaei startet für die Mongolei, im Viertelfinale besiegte er den deutschen Weltranglisten-Siebten Dominic Ressel und kämpfte sich sogar bis ins Finale: Dort verlor Mollaei am Abend gegen den Usbeken Scharoffidin Boltabojew.
Tokio Mollaeis Geschichte hatte bei der WM im August 2019 in Tokio für Wirbel gesorgt. Der Iraner war damals von Verantwortlichen seines Verbandes und anderen Offiziellen angewiesen worden, im Halbfinale gegen den Belgier Matthias Casse nicht anzutreten oder absichtlich zu verlieren. Denn es drohte ein Finale gegen den Israeli Sagi Muki. Seit Jahrzehnten verbietet es der Iran seinen Sportlern, gegen Israelis anzutreten. Der Iran erkennt Israel als Staat nicht an.
Trotzdem ging Mollaei gegen den Belgier auf die Matte, verlor den Kampf aber völlig entnervt knapp. Daraufhin floh der Judoka aus dem Iran, lebt nun an einem unbekannten Ort in Deutschland und kämpft für die Mongolei, für die er auch an den Olympischen Spielen in Tokio in diesem Jahr teilnehmen will. Der iranische Judo-Verband wurde vom Weltverband als Reaktion mit einer Schutzsperre belegt.
Empfang In Tel Aviv kam es nun auch zu einem Wiedersehen mit Muki. »Willkommen Bruder«, schrieb der 28 Jahre alte Israeli in den sozialen Netzwerken zu einem Foto der beiden. Mollaei bedankte sich nach seiner Ankunft für den freundlichen Empfang. Nach Angaben der israelischen Botschaft in Berlin trainierte der Iraner dort auch mit dem israelischen Team. Muki sagte nach Medienberichten in einem Radiointerview, Mollaeis Besuch sei eine große Botschaft an die Welt. dpa