Es blieb nicht nur beim ersten Kontakt via Internet: Ermittlern zufolge sind in den vergangenen Tagen mehrere Israelis festgenommen worden, die verdächtigt werden, für den Iran spioniert und sogar bereits Aktionen in Israel ausgeführt zu haben.
Inlandsgeheimdienst Schin Bet und die israelische Polizei erklärten, dass sie in einer gemeinschaftlichen Spionageabwehraktion ein Netzwerk iranischer Geheimdienstler aufgedeckt hätten. Der Schin Bet dazu: »Die Netzwerke iranischer Geheimdienstmitarbeiter rekrutieren israelische Bürger für verschiedene Missionen. Dazu gehören Pläne, bestimmten Personen in Israel zu schaden. Wir haben zahlreiche fiktive iranische Profile in sozialen Netzwerken identifiziert, überwacht und Informationen über die Entitäten hinter ihren Operationen gesammelt. Die Aufdeckung dieser Aktivitäten führte zur Verhaftung und Vernehmung israelischer Bürger.«
Am Mittwochmorgen gaben die beiden Behörden die Festnahme des 35-jährigen Israelis Vladimir V. bekannt. Nach Angaben der Polizei habe die Kommunikation zwischen V. und iranischen Agenten auf Englisch durch ein spezielles Telefon stattgefunden, das der Angeklagte gekauft habe.
100.000 Dollar für geplanten Mord an Wissenschaftler
Der wohl schwerste Vorwurf: V. wird verdächtigt, im Auftrag Teherans die Ermordung eines israelischen Wissenschaftlers geplant zu haben. Er hätte dafür 100.000 Dollar erhalten sollen. Darüber hinaus, so die Anklage, hätten ihm die Iraner nach dem Attentat Hilfe bei der Flucht von Israel nach Russland angeboten. Der Angeklagte sei tatsächlich am vereinbarten Ort eingetroffen und habe eine Waffe und ein Magazin für das Attentat mitgenommen.
Laut der Staatsanwaltschaft wird V. Kontakt zu einem ausländischen Agenten, Waffenbesitz und -transport sowie Verschwörung zur Begehung eines terroristischen Aktes vorgeworfen.
In der Erklärung der Staatsanwaltschaft heißt es weiter, V. habe zuvor bereits mehrere Aufträge für iranische Agenten ausgeführt, wohl um seine »Ernsthaftigkeit und Einsatzfähigkeit zu testen«. Unter anderem sollte er Graffiti gegen Premierminister Benjamin Netanjahu sprühen und Überwachungsgeräte auf einem Friedhof in Zentralisrael aufstellen. Dafür habe er Zahlungen in digitalen Währungen erhalten.
»Wir haben zahlreiche fiktive iranische Profile in sozialen Netzwerken identifiziert, überwacht und Informationen über die Entitäten hinter ihren Operationen gesammelt.«
Nur zwei Tage zuvor hatten die israelischen Sicherheitsbehörden bereits Vladislav V. und seine Freundin Anna B. festgenommen, beide Einwohner der zentralisraelischen Stadt Ramat Gan. Die Vorwürfe lauten ähnlich wie in dem anderen Fall: Die Ermittler hatten herausgefunden, dass der Mann seit dem Sommer mit iranischen Agenten kommuniziert habe. Über die sozialen Medien sei er in Kontakt zu einer Person mit dem Namen »Mari Hossi« gekommen, schreibt die israelische Tageszeitung »Israel Hayom«. Ihre Kommunikation habe auf Hebräisch stattgefunden.
Unter der Anleitung eines Agenten und in vollem Bewusstsein der Identität seines Auftraggebers, habe der 30-Jährige Aufgaben ausgeführt, ebenfalls zunächst das Sprühen von Parolen. Darüber hinaus sollte er Autos anzünden, was er tatsächlich auf dem Parkplatz des Hayarkon-Parks von Tel Aviv tat. Die anfänglichen Missionen seien auch hier angeblich in Auftrag gegeben worden, um sein Engagement zu testen.
Später sei der Mann angewiesen worden, israelische Kommunikationsinfrastruktur und Geldautomaten zu sabotieren und in Wäldern Brände zu entfachen. Er soll insgesamt mehr als 5000 US-Dollar erhalten haben, so Israel Hayom in dem Bericht. »Die Personen führten nicht nur Testmissionen durch, sondern auch Operationen, die tatsächlich Schaden anrichteten«, erklärte einer der Ermittler dazu.
Im Anschluss habe sich auch Vladislav V. dazu bereit erklärt, eine prominente Persönlichkeit in Israel zu ermorden. Er hätte dafür eine Granate auf das Haus des Opfers werfen sollen. Auch dieser Angeklagte sei so weit gegangen, Waffen besorgen zu wollen, darunter ein Scharfschützengewehr, Handfeuerwaffen und Granaten. Zwei Tage vor dem geplanten Mordanschlag wurden der Israeli und seine Freundin verhaftet. Auch hier erhob die Staatsanwaltschaft Anklage wegen sicherheitsbezogener Vorwürfe.
Obdachlose sollten zur Unterstützung rekrutiert werden
Zur Unterstützung seiner Operationen habe der Vladislav V. neben seiner 18-jährigen Freundin einen weiteren jungen Mann aus Ramat Gan angeheuert. Außerdem habe der Agent ihm aufgetragen, Obdachlose für die Rekrutierung ausfindig zu machen. Zudem sollte er Demonstranten während Kundgebungen in Israel fotografieren.
In einem anderen Fall war im August ein 72-jähriger Israeli festgenommen worden. Gegen Motti M. erhob die Staatsanwaltschaft schwere Spionagevorwürfe. Der Anklage zufolge sei der israelisch-jüdische Geschäftsmann, der längere Zeit in der Türkei lebte, vom iranischen Geheimdienst angeworben worden. Ihm werden Verstöße gegen die Staatssicherheit vorgeworfen, darunter Kontakt mit einem ausländischen Agenten und unerlaubtes Betreten eines feindlichen Staates. Denn M. soll sich sogar im Iran mit Agenten getroffen haben.
Viele Israelis werden vor allem in den sozialen Netzwerken mit dubiosen Nachrichten von ausländischen Agenten kontaktiert, so die Polizei. Die Mehrzahl jedoch ignoriert diese oder wendet sich an die Sicherheitsbehörden.