Börse Tel Aviv

»International anschlussfähig«

Die TASE soll verkauft werden – an einen ausländischen Bieter

von Sabine Brandes  05.02.2018 18:56 Uhr

Börsenparkett: Die Tel Aviv Stock Exchange Foto: Sabine Brandes

Die TASE soll verkauft werden – an einen ausländischen Bieter

von Sabine Brandes  05.02.2018 18:56 Uhr

Die israelische Börse soll verkauft werden. Bis Mitte April hat die TASE (Tel Aviv Stock Exchange) die Möglichkeit, 71,7 Prozent ihrer Aktien als Paket an den Meistbietenden zu veräußern. Bei dem Käufer werde es sich »auf jeden Fall um eine ausländische Börse handeln«, ließ der TASE-Geschäftsführer Ittai Ben-Zeev auf einer Pressekonferenz am Montag wissen.

Sofern der Deal zustande kommt. Doch daran hat Ben-Zeev wenig Zweifel. »Denn wir sind mit dem Interesse an uns sehr zufrieden.« Welche und wie viele Börsen dies bekundet haben oder woher sie stammen, ließ er offen. Lediglich, dass »eine bedeutende« darunter sei, sagte er.

Dieser Entscheidung vorausgegangen war ein Gerichtsurteil im September 2017, das es TASE erlaubte, sich in ein wirtschaftliches Unternehmen mit Gewinnstreben umzuwandeln. In dieser Position will die Börse wettbewerbsfähiger und effizienter werden, Notierungen vorantreiben und Kosten reduzieren. Bei einem Verkauf würden die Banken weiterhin rund 22 Prozent und die Angestellten von TASE sechs Prozent der Anteile halten.

Rückkehr Zugleich, betonte der Geschäftsführer, sollen israelische Firmen, die an anderen Börsen gelistet sind, wieder ins Land geholt werden. »›Kommt zurück nach Hause!‹, rufen wir ihnen zu.«

Ben-Zeev befindet sich in Verhandlungen mit nahezu 100 Unternehmen mit einem Marktwert von insgesamt rund 70 Milliarden Dollar. Er bietet ihnen an, dass sie doppelt gelistet werden, zum einen in Tel Aviv, zum anderen an der Börse ihrer Wahl.

Eine Hürde dafür wurde bereits entfernt. Ab sofort ist es auch israelischen Unternehmen erlaubt, vom internationalen Aktionärsservice ISS vertreten zu werden. Außerdem ist eines seiner Ziele, Firmenleitungen von einem Börsengang zu überzeugen, statt sich aufkaufen zu lassen. Nach seinen Angaben betrifft Letzteres etwa 93 Prozent der israelischen Hightech-Firmen.

Auf die Frage, ob es sich nicht um einen Widerspruch handelt, dass die Börse, in die die Unternehmen zurückgelockt werden sollen, in ausländische Hände gelange, meinte der Geschäftsführer nur, dass man lediglich »das Positive und nicht das Negative der Welt durch die Veräußerung heranziehen will«. Es verstehe sich von selbst, dass nicht jeder die Börse – übrigens Israels einzige – erstehen könne.

Schekel Die Regierung in Jerusalem müsse zuvor ihre Zustimmung abgeben. Die will übrigens nicht, dass der Käufer eine einheimische Firma oder Aktionärsgruppe ist, sondern eine ausländische Börse. Der angegebene Wert der TASE liegt bei 500 Millionen Schekel, umgerechnet rund 120 Millionen Euro.

Durch den Verkauf erhofft man sich technologische sowie marktstärkende Effekte und einen besseren Ruf, denn der habe in den vergangenen Jahren gelitten. »Vor allem durch Regierungsrestriktionen«, wie Ben-Zeev deutlich macht. In den vergangenen zehn Jahren haben sich 200 israelische Firmen von der TASE verabschiedet, die Handelsvolumen fielen.

Im vergangenen Jahr betrug das durchschnittliche Handelsvolumen am Tag 1,4 Milliarden Schekel (umgerechnet etwa 333 Millionen Euro) – weit unter den zwei Milliarden Schekel von 2010. Doch es gehe stetig bergauf, machte Ben-Zeev deutlich. Er erwarte, dass es innerhalb der nächsten zwei Jahre wieder auf zwei Milliarden Schekel ansteigen werde. Längerfristig strebe er sogar eine Millarde Dollar täglich an.

Dafür sollen besonders Start-up-Firmen, »für die Israel weltweit berühmt ist«, an die Börse herangeführt werden. Ben-Zeev ist sicher, dass Dutzende pro Jahr das Potenzial dafür hätten. »Bis jetzt sehen sie uns nicht als Option an – diese Einschätzung haben wir geändert und wollen wir weiter ändern.«

Privatisierung Die ausländischen Investoren sollen hauptsächlich durch geplante Privatisierungen von zehn bis 15 staatlichen Firmen mit einem Aktien-Gesamtwert von 4,3 Milliarden Dollar angelockt werden. Keine Frage, dass dies das Handelsvolumen steigern werde, ist der Experte sicher. Angefangen wird mit der Post, von der 20 Prozent bereits in diesem Jahr als Aktien der Bevölkerung angeboten werden sollen.

Auch weltweit anerkannte Unternehmen wie der Rüstungshersteller Rafael Defense sollen später hinzukommen.
Kryptowährungen werde man übrigens auch in der nächsten Zeit nicht an der TASE handeln. »Dafür warten wir eine Regulierung der Regierung ab, wir werden kein Vorreiter sein«, machte Ben-Zeev deutlich. Die Technologie Blockchain, die die Kryptowährungen ermöglicht, indes sehe man als zukunftsweisend an.

Blockchain Bei Blockchain handelt es sich um eine dezentrale Datenbank, auf der Daten gespeichert werden und die eine permanent wachsende Liste von Datensätzen erstellt. Im März veranstaltete die TASE gemeinsam mit dem Hightech-Unternehmen Intel einen Hackaton zu dem Thema. Demnächst werde man ein neues Projekt mit Blockchain vorstellen, versprach Ben-Zeev, ohne darauf einzugehen, um was genau es sich handeln werde. »Aber ich kann versprechen, dass es interessant wird.«

Eine weitere Taktik ist die internationale Ausrichtung der lokalen Börse. Derzeit könne kein ausländischer Broker an ihr handeln. »Und das muss sich ändern.« Dafür arbeite man daran, auf dem Weltmarkt sichtbarer, also in mehreren Börsenindizes geführt zu werden. Ein Mittel dafür seien umfassende englischsprachige Websites und die Aufhebung von Regulierungen. Der TASE-Chef macht klar: »Wir arbeiten mit voller Kraft an der internationalen Anschlussfähigkeit.«

Krieg

Hisbollah feuert etwa 240 Raketen auf Israel ab – mehrere Verletzte

Seit den frühen Morgenstunden gab es in zahlreichen Regionen des Nordens und in Tel Aviv Raketenalarm

 24.11.2024

München

Bayerns Ministerpräsident Söder übt scharfe Kritik am Haftbefehl gegen Israels Premier Netanjahu

»Das Gericht hat sich massiv selbst beschädigt«, betont der CSU-Politiker - und gab eine klare Antwort auf die Frage, ob Netanjahu auf deutschem Boden verhaftet werden sollte

 24.11.2024

Medien

Bericht: Israelische Regierung boykottiert Zeitung »Haaretz«

Medienminister kritisiert Verleger Schocken, weil er der Regierung »Apartheid« vorwirft

 24.11.2024

Vereinigte Arabische Emirate

Dubai: Vermisster Chabad-Rabbiner tot aufgefunden

Israelischen Sicherheitskreisen zufolge gibt es Hinweise, dass der Iran für die Tat verantwortlich ist

 24.11.2024 Aktualisiert

Vereinte Arabische Emirate

Chabad-Rabbiner in Dubai vermisst

Berichten zufolge könnte der Rabbiner durch den Iran entführt oder ermordet worden sein

 24.11.2024

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024

Israel und der Chefankläger

Das Tischtuch ist zerschnitten

Karim Khan triumphiert. Doch nach der Ausstellung der Haftbefehle ist ihm eine Untersuchung in Gaza verwehrt

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Internationaler Strafgerichtshof

Netanjahu: »Verfahren wird wie Dreyfus-Prozess enden«

Gegen Israels Ministerpräsidenten wurde ein internationaler Haftbefehl erlassen – nun wehrt er sich mit scharfen Worten

 21.11.2024

Hintergrund

Haftbefehle gegen Netanjahu und Gallant erlassen

Der Internationale Strafgerichtshof hat am Donnerstag einem Antrag des Chefanklägers Karim Khan stattgegeben

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024