Frieden mit Feinden. Davon sprach Regierungschef Benjamin Netanjahu nun in einem neuen Interview mit dem amerikanischen Magazin »Time«. Israel habe einen »inoffiziellen Frieden mit der arabischen Welt wegen der Bedrohung durch den Iran«, so Netanjahu, der in diesem Monat zum Ministerpräsident mit der längsten Dienstzeit aller Zeiten in Israel wird.
Teherans regionale Aggression und seine Bemühungen, sich im Nachbarland Syrien und anderen Staaten einzunisten, hätten eine De-facto-Allianz zwischen Israel und arabischen Staaten geschaffen, auch solchen, die jeglichen offiziellen Kontakt mit Jerusalem ablehnen. »Sobald man sich von der Idee verabschiedet, dass man Israel auslöschen sollte, kann man das Problem lösen«, meinte Netanjahu. »In vielerlei Hinsicht haben sich die arabischen Regierungen um uns herum bereits in Bewegung gesetzt.«
Besonders hob der Premier die Verbindungen mit südlichen Nachbarn Ägypten hervor. Der Botschafter aus Kairo, Khaled Azmi, hatte zum ägyptischen Nationalfeiertag in seine Residenz in Tel Aviv eingeladen. Beide Länder seien durch strategische regionale Interessen miteinander verbunden und würden an verschiedenen Fronten zusammenarbeiten.
ÄGYPTEN »Wir feiern 40 Jahre Beziehungen zwischen Israel und Ägypten«, so Netanjahu, »und im nächsten Jahrzehnt hoffen wir, viel Neues zwischen uns und in der gesamten Region zu erreichen.« Dann lobte er den ägyptischen Präsidenten Abdel-Fattah el-Sisi, »der sich gegen die Welle von Extremismus und Terror einsetzt«. Der Frieden der beiden Länder sei ein Eckstein, der Frieden und Stabilität in der Region garantiere.
Auf dem Titelbild von »Time« sitzt Netanjahu vor einer Landkarte des Nahen Ostens. »Die Starken überleben«, steht in fetten Lettern daneben.
Auch Präsident Reuven Rivlin war beim Botschafter eingeladen, und auch er sandte wärmste Grüße an das ägyptische Volk und seinen Präsidenten. »Das Abkommen war ein Ereignis, das unser Leben verändert hat. Aus Krieg und Hass wurde Frieden mit den Nachbarn«, führte Rivlin aus. Doch der Frieden mit Ägypten wird oft als »kalt« bezeichnet, weil er so gut wie keinen Austausch zwischen den Völkern der Länder gebracht hat. Daher resümierte Rivlin: »Israel betet noch immer dafür, dass dieser Frieden ein warmer wird. Wir wollen die Nachbarn besser kennenlernen, damit wir unsere Wirtschaften aufbauen können, unsere antiken Kulturen miteinander teilen und ein gutes, sicheres Leben auf beiden Seiten aufbauen können. Wir feiern hier gemeinsam – und diese Hoffnung trage ich in mir. Lassen Sie uns zusammen dafür sorgen, dass sich mehr Israelis und Ägypter begegnen.«
NEUWAHLEN Auf dem kommenden Titelbild von »Time« sitzt Netanjahu vor einer Landkarte des Nahen Ostens. »Die Starken überleben«, steht in fetten Lettern daneben. Ein Satz, den der Langzeitpolitiker selbst so äußert. Denn Israel würde in der Region nicht bestehen, weil es Zugeständnisse mache, sondern weil es von seinen Nachbarn als eine Macht angesehen werde.
Allerdings betonte Netanjahu, dass er sich – was ihm von der Opposition vorgeworfen wird – nicht für sein eigenes politisches Überleben einsetze, »sondern für das Überleben des Staates, seine Dauerhaftigkeit, seine Zukunft«. Netanjahu muss sich am 17. September Neuwahlen stellen, da er es nach den letzten Knessetwahlen im April nicht geschafft hatte, eine regierungsfähige Koalition auf die Beine zu stellen.