Seit Oktober gehen die israelischen Streitkräfte (IDF) in Gaza gegen den palästinensischen Terror vor. Da sich Hamas-Terroristen und Mitglieder anderer Terrorgruppen oft in Wohnhäusern verschanzen, betreten auch IDF-Soldaten Privatwohnungen. Immer öfter stoßen sie dabei auf Judaika.
In einem Küstenstreifen, der aufgrund des von dort verbreiteten Terrors durch Ägypten und Israel isoliert wird und in dem keine Juden leben, ist dies auf den ersten Blick überraschend. IDF-Angehörige, die auf Chanukkiot, Seder-Teller und andere Judaika stießen, nehmen laut »Times of Israel« an, dass die Gegenstände aus Israel geraubt wurden – und dies möglicherweise am 7. Oktober.
In einem Fall fand demnach Major Maor Lavi Ende 2023 eine Menorah in der Wohnung eines Terroristen in Shejaiya, einem Stadtteil in Gaza Stadt. Er hatte sofort das Gefühl, dass sie am 7. Oktober entwendet wurde, wie der vierfache Familienvater dem Fernsehsender Kan mitteilte, bevor er wenig später im Krieg gegen den Terror fiel.
Verboten und unmoralisch
Auch erklärte er damals, er wolle die Menorah der Familie zurückgeben, der sie gehöre. Seine Einheit nutzte sie zunächst, indem sie am siebten und achten Hanukkah-Abend Kerzen darauf entzündete. Dann begann die Suche nach den Besitzern, die bisher nicht erfolgreich war.
Wie die »Times of Israel« weiter berichteten, befand sich in einem anderen Fall ein Drohnen-Team der IDF auf einer Aufklärungsmission in Rafah. Seine Mitglieder waren überrascht, als sie dort eine Wohnung betraten. Was fanden sie? Ein Challah-Brett mit der Aufschrift »Denkt an den Schabbat«.
Ein Soldat sagte der Zeitung, IDF-Angehörige hätten nicht die Erlaubnis, Gegenstände als Souvenirs oder für andere Zwecke mitzunehmen. Dies gehe aus den Bestimmungen der Streitkräfte deutlich hervor. »Stehlen ist nicht nur verboten, sondern auch unmoralisch.«
Offene Fragen
Aber in diesem besonderen Fall sei er davon ausgegangen, dass das Challah-Brett den arabischen Bewohnern der Wohnung in Rafah nicht gehöre. Also versuchte er, die tatsächlichen Besitzer auf Facebook ausfindig zu machen. Auch hier führten diese Bemühungen nicht zum Erfolg. Ebenso sah es in mehreren ähnlichen Fällen aus.
Gehörten die in Gaza gefundenen Judaika sie den Kibbuz-Bewohnern, die am 7. Oktober von palästinensischen Terroristen ermordet wurden? Oder haben die rechtmäßigen Besitzer überlebt, die Bilder ihrer Judaika in sozialen Medien aber nicht gesehen? Die Finder können diese Fragen zumindest bisher nicht beantworten.
Die Besitzer zu finden, ist offensichtlich nur eine der Herausforderungen. Es bleibt die Frage: Wie sollte mit den in Gaza gefundenen Judaika umgegangen werden, ohne die Regeln der IDF zu brechen? Mit anderen Worten: Wie können Plünderungen durch Soldaten verhindert werden?
Genaue Dokumentation
Diesbezüglich haben die Streitkräfte keinen Grund, sich größere Sorgen zu machen, denn die Anzahl der Fälle, in denen Verdacht besteht, entspricht umgerechnet etwa der Kriminalitätsrate in Israel. Zudem wird in jedem bekannten Fall ermittelt. Zugleich sollten Soldaten, die offenbar gestohlene Judaika nach Israel mitnehmen, um die rechtmäßigen Besitzer zu finden, nicht in Verdacht geraten.
Oberstleutnant Maurice Hirsch, der frühere Chefankläger der IDF im Westjordanland, wird in dem israelischen Blatt zitiert. Er erklärte, es sei unmöglich, zweifellos festzustellen, ob in Gaza gefundene Judaika in Israel gestohlen worden seien oder nicht.
Laut Hirsch müssen Soldaten daher genau dokumentieren, wo die Objekte gefunden wurden. So könnten sie im Zweifelsfall dorthin zurückgebracht werden. Klare Regeln der IDF bezüglich der Handhabung von gefundenen Judaika in Gaza erwartet der Oberstleutnant aber nicht, denn diese könnten falsch interpretiert werden und damit zu Plünderungen führen.
Meldung an Vorgesetzte
Der Experte Asa Kasher geht hingegen davon aus, dass eine entsprechende Handlungsanweisung beschlossen und bekannt gemacht werden sollte. Er meint, Soldaten sollten Judaika-Funde ihren Vorgesetzten melden, anstatt sie zunächst nach Hause mitzunehmen.
Kashers Ansicht nach können Soldaten Gegenstände grundsätzlich nicht konfiszieren – aus welchen Gründen auch immer. Nur der Staat habe das Recht, entsprechend handeln.
Derweil warten das Challah-Brett, die Chanukkiot und andere in Gaza gefundene Judaika weiterhin auf ihre rechtmäßigen Besitzer. im