Frau Brodach, Sie sind eine der Teilnehmerinnen in der Amazon-Prime-Show »Making the Cut«. Weshalb haben Sie sich entschlossen mitzumachen?
Ich habe vor eineinhalb Jahren einen Anruf bekommen, zu einem Vorsprechen zu kommen, und, ehrlich gesagt, war ich damals nicht in der besten wirtschaftlichen Lage. Also habe ich geschaut, was so möglich ist, und war offen, auch in diese Richtung etwas zu machen. Und voilà, es hat geklappt.
Für wen designen Sie?
Ich habe ursprünglich mit Damenmode begonnen, aber nach ein paar Jahren habe ich einmal tief in mich hineingehört und mich daraufhin entschlossen, meine Mode »genderfluid«, also nicht geschlechterspezifisch zu machen. Ich mag dieses Schubladendenken nicht, dass Kleidung ausschließlich für Männer oder ausschließlich für Frauen kreiert werden kann. Ich designe für alle. Egal in welcher Größe, welcher Farbe, für welches Geschlecht. Ich habe Kunden, die Mitte 20 sind, und Kunden, die in ihren 60-ern sind. Die Person, die meine Designs trägt, soll einfach strahlen.
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Sie sind jetzt in New York, aber eigentlich aus der Nähe von Tel Aviv. Hat Sie eine Stadt modisch beeinflusst?
Ich komme aus Gan Yavne und habe Israel 2005 verlassen, um zu studieren. Ich wollte immer Modedesignerin werden und lasse mich von meiner Umwelt inspirieren, von den Dingen, die in der Welt passieren, aber am meisten von Menschen. Ich zähle nicht zu den Designern, die von Schmetterlingen und Prinzessinen inspiriert wird. Ich gehe gern an die dunklen Orte, um von dort dann das Licht hervorzubringen.
Wie blicken Sie auf Israel nach so langer Zeit im Ausland?
Ich liebe mein Land, und ich bin sehr glücklich, dass ich dort aufgewachsen bin. Ich weiß aber auch, dass ich als Künstlerin und als Designerin nur bis zu einem bestimmten Punkt Erfolg haben kann, weil die Möglichkeiten doch begrenzt sind. Viele Musiker gehen aus diesem Grund auch oft nach Europa oder in die USA. Die europäischen und amerikanischen Kunden sind auch eher bereit, für ihre Kleidung etwas mehr Geld auszugeben, als es die israelischen Kunden machen würden.
Was nehmen Sie aus »Making the Cut« für sich selbst mit?
Ich habe meine Comfort-Zone verlassen. Wir fühlen uns in diesem Bereich sehr wohl, und ich wollte da raus, wollte wachsen. Natürlich weiß ich, dass ich damit öffentlich werde, vielleicht auch verletzbar, aber ich wollte mich herausfordern. Zum Beispiel, dass ich mit Farben arbeite. Das war neu für mich.
Wir leben in einer außergewöhnlichen Zeit. Viele Künstler geben Konzerte aus dem Wohnzimmer. Wäre das auch etwas für Sie: live zu designen?
Also, wenn ich mit meiner Familie über Facetime spreche, dann kann es schon mal vorkommen, dass ich nebenbei etwas entwerfe, aber ich könnte mir das nicht für ein größeres Publikum vorstellen. Ich liebe die Zeit, in der ich nähe. Es ist wie eine Meditation für mich, ich denke währenddessen viel nach, ordne meine Gedanken. Das ist etwas sehr Intimes. Wenn es um eine Diskussion gehen würde, dann wäre das etwas anderes.
Wie werden Sie denn dieses Jahr Pessach feiern?
Da der Großteil meiner Familie in Israel ist und wir in verschiedenen Zeitzonen leben, werde ich morgens bestimmt etwas Facetime mit meiner Familie machen, vielleicht ein paar Lieder singen. Und abends bin ich zu einer Zoom-Konferenz mit meiner Wahlfamilie, meinen Freunden in New York, verabredet. Wir werden vier Gläser Wein trinken, ein paar Songs singen. Pessach in diesen Zeiten – das wird ziemlich bizarr.
Mit der Modedesignerin sprach Katrin Richter.