Ein kürzlich aus Hamas-Geiselhaft freigelassener Israeli hat bei einer Kundgebung Details aus seiner Zeit im Gazastreifen berichtet. »Ich wurde in einen 40 Meter tiefen Tunnel gebracht, allein, 50 Tage lang in einer geschlossenen Zelle, mit wenig Essen und ohne Licht«, sagte Omer Schem-Tov nach Angaben des Forums der Geisel-Familien am Abend in der nördlich von Tel Aviv gelegenen Stadt Herzlija.
Dort fand eine Demonstration für die Freilassung der weiterhin in Gaza festgehaltenen Geiseln statt. Die Hamas weigert sich, dieser Forderung nachzukommen. Auch im Zentrum von Tel Aviv versammelten sich aus wieder Tausende, um für eine Rückkehr der Verschleppten zu demonstrieren.
In der besagten Zeit in Geiselhaft habe Schem-Tov jeden Tag nur ein paar Minuten lang eine Taschenlampe benutzt, um die Batterien zu schonen, sagte er. »Am 50. Tag, als ich am Rande der völligen Verzweiflung war, nach fünf Tagen in völliger Dunkelheit, als ich nur noch ein Biskuit am Tag zu essen und ein wenig Salzwasser zu trinken hatte, habe ich zu Gott geschrien, mich da rauszuholen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe«, so der junge Mann.
16 Monate in Tunneln
Er sei dann in einen Tunnel mit Licht gebracht worden und habe ein wenig mehr Essen bekommen. Dort habe der Israeli 400 weitere Tage allein verbracht. Insgesamt war er mehr als 16 Monate in Geiselhaft.
Jeden Tag habe er sich überlegt, was er in Freiheit tun würde, sagte der vom Nova-Musikfestival entführte Mann weiter. »Ich habe mir vorgestellt, wie ich mit meinem Vater auf seinem Motorrad fahre und den Wind und die Freiheit spüre.« Er forderte in seiner Ansprache auch die Freilassung aller verbliebenen Geiseln. »Jeden Tag dort ist es ungewiss, ob man am Leben bleibt oder an Hunger oder körperlicher und seelischer Misshandlung stirbt.«
Schem-Tov erinnerte die Anwesenden auch daran, dass er bei seiner Freilassung im Gazastreifen auf einer Bühne gestanden habe. Er und viele israelische Geiseln wurden bei den Übergaben an Vertreter des Roten Kreuzes von den Terroristen vorgeführt. Sie erhielten von ihren bewaffneten Bewachern sichtbar Anweisungen, zu lächeln und der wartenden Menschenmenge zuzuwinken. Schem-Tov musste zudem zwei vermummten Hamas-Mitgliedern auf die Stirn küssen. In seiner Ansprache sagte er nun: »Ich bin Omer Schem-Tov und ich bin frei.«