Nahost

Huthis im Jemen feuern Rakete auf Tel Aviv

Eine Arrow 3-Abwehrrakete startet an einem geheimen Ort in Israel. Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Am frühen Freitagmorgen heulten erneut Sirenen. Tel Aviv und Zentralisrael waren betroffen. Eine aus dem Jemen anfliegende Rakete der Huthi löste den Alarm aus. Wie die Hamas in Gaza und die Hisbollah im Libanon wird auch diese Terrorgruppe vom Regime in Teheran finanziert und anderweitig unterstützt.

Die Streitkräfte (IDF) erklärten, die Terror-Rakete sei mit dem Arrow 3-Abwehrsystem, das auch in Deutschland stationiert werden soll, im Anflug zerstört worden. Dies geschah »im ausländischen Luftraum«. Der Alarm hatte demnach mit der Sorge zu tun, dass Trümmer des Huthi-Geschosses auf Wohngebiete hätten fallen können.

Dies geschah nicht, aber ein 17-jähriges Mädchen wurde verletzt, als es von einem Fahrzeug angefahren wurde, das aufgrund des Alarms plötzlich an einen Straßenrand gelenkt wurde. Dies erklärte die Organisation Magen David Adom.

Auch in Haifa und Tiberias wurde am Morgen Raketenalarm gegeben, als Raketen der Hisbollah im Anflug waren.

Angestrebte Verhandlungen

Zuvor hatte die Hisbollah erstmals eine Rakete auf Tel Aviv abgeschossen, die allerdings ebenfalls abgefangen wurde. Eine bewaffnete Drohne einer Terrorgruppe aus dem Irak richtete am Hafen von Eilat Schaden an.

Die Erfolgsaussichten der von den USA, Deutschland und anderen Ländern geforderten Waffenruhe bleiben derweil ungewiss. Mit Spannung erwartet wird eine Rede des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York.

Eine Staatengruppe um die USA und Deutschland sowie einflussreiche arabische Länder fordert eine Kampfpause von 21 Tagen, um in der Zeit eine diplomatische Lösung des Konflikts zu erreichen. Laut der israelischen Zeitung »Haaretz« sollen die angestrebten Verhandlungen zu einem Ende des Kriegs in der Region und auch zur Freilassung der noch immer von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln aus Israel führen.

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Militärischer Druck

Der Aufruf zur Waffenruhe war nach US-Darstellung mit der israelischen Seite abgestimmt. Netanjahu machte allerdings schnell deutlich, dass man den Terror der Hisbollah weiterhin bekämpfen werde. Seit einem Jahr greift sie Israel täglich mit Raketen an. Zehntausende Bewohner Nord-Israels mussten letztes Jahr evakuiert werden und können weiterhin nicht an ihre Wohnorte zurückkehren.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und US-Verteidigungsminister Lloyd Austin warnten vor verheerenden Konsequenzen, sollten sich Israel und die Hisbollah nicht einigen. Bei einem Treffen mit dem israelischen Oppositionspolitiker Benny Gantz unterstrich Scholz nach Angaben seines Regierungssprechers einmal mehr, dass er eine diplomatische Lösung für möglich halte. Auch Außenministerin Annalena Baerbock warnte in New York vor einer umfassenden regionalen Eskalation.

Eine Einigung mit Terroristen, die Israel vernichten wollen, ist aus Sicht des jüdischen Staates jedoch nicht wahrscheinlich – es sei denn, der auf die Terroristen ausgeübte militärische Druck ist so stark, dass sie keine andere Wahl haben, als einer Waffenruhe zuzustimmen. Deshalb hat Israel seinen Kampf gegen den Terror im Norden vor einigen Tagen intensiviert.

»Absolut unverantwortlich«

EU-Ratspräsident Charles Michel sagte mit Blick auf Israel, es sei absolut unverantwortlich, den Libanon in die Spirale hineinzuziehen. Das palästinensische Volk habe das Recht auf einen eigenen Staat. Ihm diesen zu verwehren, werde »die Sicherheit Israels und aller Juden untergraben«.

Dabei wollen die Palästinenser gar keinen Staat neben Israel. In den vergangenen 25 Jahren lehnten sie diskutierte Friedensverträge mehrmals ab, die ihnen einen eigenen Staat in Gaza, 91 Prozent des Westjordanlandes sowie einem autonomen Ost-Jerusalem hätten bescheren können.

Was den Libanon angeht: Nicht Israel zieht das Land in die »Spirale«, sondern die Terrororganisation Hisbollah, die es dominiert.

Eine Huthi-Rakete wurde abgefangen, bevor sie Tel Aviv erreichte.Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com
»Weitere Missionen«

Unterdessen kündigte der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant weitere Militäreinsätze im Libanon an. »Wir müssen noch weitere Missionen erfüllen«, um die sichere Rückkehr vertriebener Israelis in ihre Häuser im Norden zu ermöglichen, sagte er nach Angaben seines Büros. Israels Regierung hat dies zu einem ihrer Kriegsziele erklärt und will die Hisbollah deshalb dazu zwingen, sich aus dem Grenzgebiet zurückzuziehen.

Israelische Bodentruppen schlossen nach Militärangaben eine Übung für Kampfeinsätze in bergigem Terrain mit viel Dickicht nahe der Grenze zum Libanon ab. Israels Armee bereitet sich auf eine mögliche Bodenoffensive in dem nördlichen Nachbarland vor. Dabei könnte es sich aber auch um militärische Drohgebärden handeln, um die Hisbollah zu einer diplomatischen Lösung zu zwingen.

Die israelische Armee griff eigenen Angaben zufolge 220 Terror-Ziele im Nachbarland an, die der Hisbollah zugerechnet werden - darunter einzelne Milizionäre, Waffenlager und Raketenwerfer. Umgekehrt seien rund 170 Geschosse aus dem Libanon auf israelisches Gebiet abgefeuert worden.

Flugroboter und Marschflugkörper

Bei einem der Angriffe in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut wurde erneut ein wichtiges Hisbollah-Mitglied getötet. Der Kommandeur der Drohnen-Einheit der Miliz, Mohammed Hussein Srur, habe zahlreiche Angriffe mit Flugrobotern und Marschflugkörpern auf Israel angeleitet, erklärte das Militär. Die Hisbollah bestätigte seinen Tod.

Die Hisbollah schoss nach eigenen Angaben unter anderem 80 Raketen auf den israelischen Ort Safed ab. Israelischen Angaben zufolge wurde ein Haus in einem Nachbarort getroffen.

Auch die Kämpfe im Gazastreifen halten an. Die IDF griffen Terroristen im Gebäude einer früheren Schule im Norden des Gebiets an. Diese hätten das Objekt als Kommandozentrale genutzt und dort Anschläge auf den jüdischen Staat geplant, erklärte das Militär. Vor dem Angriff habe die Armee zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern. dpa/ja

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