Nach 26 Stunden ist der humanitäre Waffenstillstand im Gazakonflikt wieder gebrochen worden. Denn während die Abschussrampen, Flugzeuge und Panzer hätten pausieren sollen, landeten immer wieder Geschosse aus Gaza in den südlichen Städten Israels, darunter in Sderot, Netivot und Aschkelon, immer wieder mussten die Menschen in den Schutzräumen ausharren.
Israel hatte sich an die Ruhe gehalten, nahm jedoch nach dem andauernden Beschuss die Militäroperation aus der Luft, zu Land und See wieder auf. Am Samstagabend hatten rund 7000 Israelis in Tel Aviv demonstriert und ein Ende des Krieges gefordert.
Über ein Angebot der Hamas, einen 24-stündigen humanitären Waffenstillstand zu halten, beriet das israelische Sicherheitskabinett laut israelischen Medienberichten in seinem Treffen am Sonntag, dieser sollte nach neuesten Meldungen am Sonntag um 13 Uhr in Kraft treten, was allerdings noch nicht offiziell bestätigt wurde.
Forderungen Obwohl das Sicherheitskabinett in Jerusalem einer Verlängerung der Feuerpause zugestimmt hatte, hatte sich die Hamas nicht daran gehalten. »Ein Waffenstillstand, der nicht umfasst, dass sich Israel aus dem Streifen zurückzieht und unsere Forderungen erfüllt, hat keine Bedeutung«, hieß es von einem Sprecher der Terrororganisation.
Das Feuer aus Gaza hielt auch am Sonntag weiter an, mehrere Geschosse landeten in den südlichen Gemeinden. Auch Tel Aviv war wieder im Visier der Extremisten, das Abwehrsystem »Iron Dome« fing die Rakete ab. In der Großstadt Petach Tikwa im Zentrum jedoch schlug ein Geschoss ein, hier wurde ein Mann leicht verletzt.
Seit Beginn der Operation »Protective Edge« vor genau 20 Tagen sind 43 israelische Soldaten getötet worden. Ein junger Mann starb am Sonntag bei einem Granatenangriff an der Grenze zum Gazastreifen, am Samstagabend waren zwei Soldaten ihren Verletzungen erlegen. In Krankenhäusern in ganzen Land werden derzeit etwa 150 Verletzte behandelt, erklärte das Militär. Die Opferzahl in Gaza soll mittlerweile 1000 überschritten haben, gaben humanitäre Hilfsorganisationen an.
Westjordanland Währenddessen scheinen die Unruhen im Westjordanland abzuebben. Die Hamas hatte die dort lebenden Palästinenser vor einigen Tagen aufgerufen, eine dritte Intifada, also einen blutigen Aufstand gegen Israel, anzuzetteln. Nach diversen Demonstrationen jedoch scheint in Ramallah, Bethlehem und anderen Orten einigermaßen Ruhe eingekehrt zu sein. Die israelische Busfahrgesellschaft Egged wies dennoch am Sonntag ihre Fahrer an, die arabisch-israelische Stadt Nazareth in Galiläa zu meiden, weil sie gewalttätige Ausschreitungen befürchte.
Derweil sind Details der jüngsten Initiative des amerikanischen Außenministers John Kerry bekannt geworden, die die israelische Regierung am Freitag einstimmig abgelehnt hatte. Die Tageszeitung Haaretz veröffentlichte das nur eine Seite umfassende vertrauliche Papier, das die Rahmenbedingungen für eine siebentägige Waffenruhe vorgibt. Die linksliberale Haaretz schrieb, dass der Vorschlag »Israels Sicherheitsbedürfnisse, den Gazastreifen zu entmilitarisieren und ein Ende des Raketenbeschusses«, praktisch nicht erwähne.
Außerdem sollte es der Armee verboten sein, weiter die Terrortunnel der Hamas zu zerstören, von denen viele unterirdisch bin auf israelisches Gebiet laufen. Stattdessen werden in dem Papier fast alle Forderungen der Hamas erfüllt. »Es hörte sich fast so an, als sei es von den Anführern der Terrororganisation selbst verfasst worden.« Ein Kommentator der Zeitung schreibt, er kann sich nicht erklären, was sich der US-Außenminister dabei gedacht habe. Später gab Kerry an, es habe nie ein solches Papier gegeben.
Protective Edge Wirtschaftsminister Naftali Bennett von der rechtsgerichteten Partei »Das jüdische Haus« verkündete am Sonntag, dass die Militäroperation »Protective Edge« weitergehen müsse. »Hamas ist schwer getroffen, aber nicht zerstört«, schrieb er auf seiner Facebook-Seite. »Wir können die Hamas-Front ein für alle Mal ausschalten.«
Der Politiker, ein vehementer Befürworter des Krieges, war eine der Zielscheiben der Demonstranten, die am Samstagabend auf dem Rabinplatz in Tel Aviv ein sofortiges Ende der Kämpfe forderten. »Kriegstreiber« und »Volksverhetzer« waren nur einige der Worte, mit denen er tituliert wurde. Die rund 7000 Israelis aus dem linksgerichteten Lager hatten sich beispielsweise auf die Plakate geschrieben: »Ob arabisch oder israelisch – es ist dasselbe Blut. Wir fordern, dass das Blutvergießen sofort aufhört«.
Die Demonstration war lediglich erlaubt worden, weil zu der Zeit die vermeintliche Waffenruhe galt. Als die Polizei jedoch erklärte, dass sie von der Hamas nicht eingehalten werde und die Operation weitergehe, wurde der Protest wegen Sicherheitsbedenken umgehend aufgelöst. Zurück blieben nur die Kerzen einer Installation mit dem Wort »Entschuldigung« auf Arabisch und Hebräisch.