HTS-Führer: Israel hat »keine Entschuldigungen mehr« für Angriffe

HTS-Führer Ahmed Al-Shaara bei seiner Siegesrede in einer Moschee in Damaskus, nachdem die Rebellen den syrischen Diktator Baschar al-Assad gestürzt haben. Al-Shaara ist auch unter seinem Kampfnamen Abu Muhammad Al-Jolani bekannt Foto: picture alliance / abaca

Der Anführer der islamistischen Gruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS), Ahmad al-Sharaa, hat sich erstmals seit der Machtübernahme der Rebellen in Syrien zu den israelischen Luftangriffen auf syrische Militäreinrichtungen geäußert.

Israel habe »keine Entschuldigungen mehr« für Luftangriffe in Syrien, sagte al-Shaara dem syrischen Fernsehen. Die jüngsten Angriffe, bei denen die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben rund 85 Prozent der syrischen Militärkapazitäten zerstört hat, hätten dem HTS-Anführer zufolge eine rote Linie überschritten und drohten, zu einer Eskalation zu führen, für die es keine Rechtfertigung gebe.

Der »Times of Israel« zufolge hat die israelische Armee mehr als 350 Ziele in Syrien bombardiert, darunter Waffendepots, Munitions- und Waffenfabriken sowie die syrische Flotte in Al-Bayda und Latakia. Die israelische Regierung befahl die Angriffe aus Sorge, dass Waffen des Assad-Regimes, darunter auch chemische Waffen, in die Hände von Gruppen fallen könnten, die Israel feindlich gesinnt sind.

Ahmad al-Sharaa deutete in dem Interview außerdem an, dass Syrien unter seiner Herrschaft Israel nicht angreifen werde, nannte den jüdischen Staat aber nicht namentlich. Zum aktuellen Zeitpunkt solle Syrien nicht in Konflikte hereingezogen werden, die zu weiterer Zerstörung führen würden.

Der HTS-Führer erklärte außerdem, dass die iranischen Truppen in Syrien eine große Gefahr für das Land, aber auch für Nachbarstaaten und die gesamte Golfregion dargestellt habe. »Wir waren in der Lage, die iranische Präsenz in Syrien zu beenden, aber wir sind nicht die Feinde des iranischen Volkes«, so al-Sharaa.

HTS startete zusammen mit anderen Rebellengruppen Anfang Dezember eine überraschend erfolgreiche Offensive gegen den syrischen Diktator Baschar al-Assad, dessen Familie das Land seit 1970 beherrscht hatte. Innerhalb weniger Tage nahmen die Rebellen wichtige Städte wie Aleppo, Homs oder Hama ein. Am 8. Dezember floh Assad nach Moskau.

Israelische Armee beschlagnahmt Waffen in Syrien

Israels Armee hat derweil nach eigenen Angaben bei ihrem andauernden Einsatz in Syrien erneut Waffen beschlagnahmt. Die Soldaten stärkten derzeit weiterhin in der Pufferzone zwischen den von Israel besetzten Golanhöhen und Syrien die israelische Verteidigung, teilte das Militär mit. Das israelische Vordringen auf syrisches Gebiet stößt international auch auf Kritik.

Israelische Fallschirmjäger hätten in der Gegend unter anderem Panzerabwehrraketen und Munition sichergestellt, hieß es von der Armee weiter. Bereits in den vergangenen Tagen hatten israelische Einheiten dort Waffen gefunden.

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Israels Armee hatte nach der Übernahme der Macht durch HTS und ihre verbündeten Rebellengruppen Truppen ins syrische Grenzgebiet verlegt. Nach Angaben des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu soll es sich dabei um eine vorübergehende Maßnahme handeln. 

Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien hat Israels Armee inzwischen auf rund 300 Quadratkilometern syrischen Gebiets Soldaten stationiert. Die 1974 vereinbarte Pufferzone in Syrien umfasst israelischen Medien zufolge 235 Quadratkilometer. Israelischen Medienberichten zufolge sind die israelischen Kampftruppen mitunter auch etwas außerhalb dieser Pufferzone aktiv. ja/dpa

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