In Israel gehen die Menschen wieder auf die Straßen. In den Tagen der Waffenruhe kehrte in den meisten Ortschaften fast normales Leben ein. Teenager in den Sommerferien bevölkerten Schwimmbäder und Einkaufszentren, in den Restaurants und Cafés herrschte Hochbetrieb, und am Strand von Tel Aviv war kaum eine freie Liege mehr zu ergattern.
Die Menschen hoffen, dass dies wirklich das Ende vom Krieg ist. Doch vielleicht haben sie sich zu früh gefreut. Denn am Freitagmorgen ist die offizielle dreitägige Feuerpause zwischen Israel und der Hamas vorbei – und Letztere droht damit, dann wieder schießen zu wollen.
»Jede Rakete, die Hamas abfeuert, wird sofort von Israel mit harten Schlägen beantwortet werden«, machte Finanzminister Yair Lapid am Donnerstagmorgen klar. Bei der Militäroperation »Protective Edge«, die am 8. Juli begonnen hatte, nachdem Hamas pausenlos Raketen auf den Süden Israels abgefeuert hatte, sind 64 israelische Soldaten und drei Zivilisten ums Leben gekommen. Auf palästinensischer Seite starben etwa 1800 Menschen, gibt das Gesundheitsministerium in Gaza an.
Vermittler Derzeit befinden sich Vermittler Jerusalems und Vertreter der Hamas in Kairo, um mit der Hilfe der Ägypter, den USA und der EU eine Verlängerung des Waffenstillstandes zu erreichen. Israel hatte am Mittwoch erklärt, es sei bereit, die 72 Stunden zu den bestehenden Bedingungen auszuweiten. Jedoch machte die Hamas gleichzeitig klar, dass es »keinerlei Vereinbarung« gäbe.
Israel besteht auf einer Demilitarisierung des Gazastreifens, eine Forderung, die Hamas vehement ablehnt. Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben eine Initiative vorgeschlagen, bei der das großflächig zerstörte Palästinensergebiet wieder aufgebaut werden soll – als Austausch für eine Entwaffnung der Terrororganisation. Internationale Truppen könnten dafür sorgen, dass die Hamas nicht wieder aufrüsten kann. Die Palästinenser indes wollen etwas erreichen, was die Israelis nicht erfüllen werden: die Errichtung eines Flug- und eines Seehafens.
Güter Zu anderen Konzessionen aber sei Jerusalem sehr wohl bereit, heißt es in verschiedenen israelischen Medien, die sich auf die Aussagen eines ägyptischen Botschafters beziehen. Darunter die Aufhebung der Blockade, die Erweiterung der Fischereizone sowie der sofortige Transfer von humanitären Gütern. US-Präsident Barack Obama hatte am Vortag gesagt, dass er keine Sympathien für die Hamas habe, aber die Blockade nicht ewig bestehen bleiben könne.
Nach dem Inkrafttreten der Feuerpause am Dienstag um acht Uhr morgens hatte die israelische Armee sämtliche noch verbleibenden Truppen aus dem Gazastreifen abgezogen, die Menschen dort konnten in ihre Häuser zurückkehren.
Die israelischen Elektrizitätswerke (IEC) schickten nach der Aufforderung der Regierung Angestellte an die Grenze zu Gaza, um die kaputten Stromleitungen und -maste zu reparieren. Die Infrastruktur war während der Kämpfe stark beschädigt worden. IEC liefert 120 Megawatt Strom durch zehn Hochspannungsleitungen an den Gazastreifen.