Die vom Iran finanzierte, libanesische Terrororganisation Hisbollah deutet eine Verhandlungsbereitschaft an. Laut Regierungskreisen im Libanon sehen die Terroristen in einem von den USA vorgebrachten Entwurf für eine Waffenruhe mit Israel eine Basis für weitere Gespräche. Derweil flog das israelische Militär wieder massive Luftangriffe auf Terrorziele in Beirut sowie im Gazastreifen.
Nach Angaben der Aggressoren der Hisbollah, die Israel seit mehr als 13 Monaten mit Raketen angreifen, gibt es aber noch »Gesprächsbedarf«. Sie wollten nicht den Anschein erwecken, sich bedingungslos den Forderungen der Israelis zu beugen, hieß es. Sie befürchte, dass ihr Ansehen vor ihren Anhängern, die in diesem Krieg bereits viel verloren hätten, weiter geschmälert werden könnte, hieß es in Medienberichten.
Dem Vorschlag zufolge sollen Israel und die Hisbollah ihre Angriffe zunächst 60 Tage lang aussetzen. Die israelische Armee soll den Libanon verlassen, und Soldaten der libanesischen Armee sollen an der Grenze stationiert werden. Israel und der Libanon würden laut Vorschlag nach 60 Tagen Verhandlungen über die vollständige Umsetzung der UN-Resolution 1701 führen. Deren Ziel war nach dem vergangenen Krieg von 2006 ein Ende der Kämpfe im libanesisch-israelischen Grenzgebiet und ein Rückzug der Hisbollah.
Häuserblocks zerstört
Israel setzte seine Angriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon derweil fort. Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete am Abend von einem Angriff nahe der berühmten Einkaufsstraße Mar Elias in Beirut.
In Videos in sozialen Medien war zu sehen, wie große Häuserblocks durch Treffer einer Rakete in sich zusammensackten. Brände brachen aus, riesige Rauch- und Staubwolken verdunkelten den Himmel. Menschen liefen in Panik durch die Straßen. Es waren die ersten Angriffe seit knapp einem Monat in Beirut selbst. Die meisten Angriffe der vergangenen Wochen hatten die südlichen Vororte getroffen.
Wie die Hamas in Gaza versteckt sich die Hisbollah in und unter zivilen Gebäuden, darunter auch Wohnblocks. Israel warnt die Bewohner jeweils vor Angriffen gegen den Terror in ihrer Gegend.
Beratungen über Kurswechsel
Bei einem Treffen der Außenminister der EU-Staaten soll unterdessen heute über einen möglichen Kurswechsel im Umgang mit Israel diskutiert werden. Der scheidende EU-Außenbeauftragte Josep Borrell, der als einer der schärfsten »Israelkritiker« in Brüssel bekannt ist, wirft Israel vor, im Zuge seines Vorgehens gegen die Hamas und andere Terrororganisationen gegen Menschenrechte und internationales humanitäres Völkerrecht zu verstoßen.
Er schlägt deswegen vor, den regelmäßigen politischen Dialog mit dem Land vorerst auszusetzen. Zudem sollte nach Meinung des Spaniers der Import von Produkten aus angeblich »völkerrechtlich illegalen israelischen Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten« verboten werden.
Tatsächlich befindet sich Israel in einem Verteidigungskrieg gegen den Terror. Sowohl die Hamas und die Hisbollah als auch der Iran, der diese und andere Terrorgruppen finanziert, wollen Israel erklärtermaßen vernichten. Die israelischen Streitkräfte (IDF) versuchen jeweils, die Zivilbevölkerung zu schützen, was nicht einfach ist, denn die Bewohner Gazas und des Libanon werden als lebende Schutzschilde missbraucht.
Deutliches politisches Signal
Beschlüsse zu den Vorschlägen werden bei dem Außenministertreffen nicht erwartet. Grund ist unter anderem die bislang relativ Israel-freundliche und daher pro-demokratische Anti-Terror-Positionierung von Ländern wie Deutschland, Ungarn, Österreich und Tschechien. EU-Beamte verweisen allerdings darauf, dass schon die Diskussion über Sanktionen ein deutliches politisches Signal an Israel darstelle.
Die Hamas in Gaza wurde mittlerweile weitgehend besiegt, während die Hisbollah eine kopflose Terrorgruppe geworden ist. Die IDF haben in den vergangenen Wochen fast die gesamte Führungsriege getötet. Dieser extreme militärische Druck hat offenbar zu dem Sinneswandel der Hisbollah hinsichtlich möglicher Gespräche verursacht. dpa/ja