Die Hisbollah, die Israel seit dem 7. Oktober unentwegt angreift, kündigte eine Vergeltung für die Explosion Hunderter Pager in Beirut und andernorts an. Israel wird von der Terrororganisation dafür verantwortlich gemacht, hat diese Operation aber nicht eingeräumt.
Libanesischen Zeitungen zufolge wurden neun Personen bei den Explosionen getötet und fast 3000 verletzt. Vor allem Hisbollah-Terroristen nutzten die Funkempfänger.
Hisbollah-Chef Sayyed Hassan Nasrallah hat für morgen eine Rede angekündigt. Der Terror-Anführer wird Israel voraussichtlich erneut drohen. Dies geschah bereits vor dem 7. Oktober regelmäßig und seither umso öfter.
Aufgrund der Hisbollah-Attacken auf den Norden Israels seit Oktober sind Zehntausende Israelis evakuiert worden und wurden somit zu Binnenflüchtlingen. Auch daher glauben auch Medien an eine israelische Operation, die die Entschlossenheit und Stärke der Streitkräfte (IDF) demonstrieren sollte.
Erhaltene Botschaft
Das »Wall Street Journal« schreibt, »Israel hat eine bemerkenswerte Fähigkeit bewiesen, Geheimdienste und Technologie zu nutzen, um hinter den feindlichen Linien zuzuschlagen.« Das Land habe »genügend Gründe, Hisbollah-Kämpfer ins Visier zu nehmen, die Israel täglich vom Libanon aus bombardieren.«
»Im besten Fall wird die Pager-Operation die Hisbollah-Führung davon überzeugen, dass ihr Leben in erheblicher Gefahr ist, falls ein größerer Krieg ausbricht. Sie können nicht sagen, sie hätten die Botschaft nicht erhalten«, so das Blatt.
Israels Armee deutete an, sich auf eine Vergeltung vorzubereiten. Generalstabschef Herzi Halevi habe am Abend eine Lagebesprechung abgehalten, die sich auf die »Bereitschaft in allen Bereichen, sowohl in der Offensive als auch in der Defensive« konzentriert habe, hieß es.
Agenten oder Hacker
Die explodierten Funkempfänger waren amerikanischen Medienberichten zufolge vermutlich von israelischen Agenten mit Sprengstoff präpariert worden. Viele hätten aus einer Lieferung gestammt, die die Hisbollah in den vergangenen Tagen erhalten habe.
Israelische Agenten hätten die in Taiwan hergestellten Geräte vor der Ankunft im Libanon abgefangen und mit jeweils etwa 25 bis 50 Gramm Sprengstoff bestückt, berichtete die »New York Times«. Anderen Quellen zufolge könnten Hacker die Batterien der Funkempfänger zum Explodieren gebracht haben.
Nach Informationen des US-Nachrichtenportals »Axios« legten die Explosionen auch einen wesentlichen Teil des militärischen Kommando- und Kontrollsystems der Hisbollah lahm. Der von Israel ausgeführte Angriff habe darauf abgezielt, die mächtige Miliz zu verunsichern und in ihren Reihen das Gefühl zu erwecken, sie sei vollständig von israelischen Geheimdiensten durchdrungen, zitierte »Axios« eine nicht näher beschriebene Quelle.
Terror-Finanziers erheben Terror-Vorwurf
Die USA, Israels wichtigster Verbündeter, waren laut einem Sprecher des US-Außenministeriums nicht beteiligt und wussten demnach auch nicht im Voraus von einer solchen Aktion.
Der iranische Außenminister Abbas Araghchi bezeichnete die Explosionen als »Terrorakt« und machte Israel als Schuldigen aus. Die Islamische Republik Iran ist ein wichtiger Verbündeter der Hisbollah-Terroristen und finanziert diese. Es ist der Iran selbst, der den Nahen Osten seit Jahren mit Terror überzieht und Israel mit Vernichtung droht.
Die Vereinten Nationen warnen angesichts der jüngsten Geschehnisse mit Nachdruck vor einer Eskalation in Nahost. »Diese Entwicklungen sind äußerst besorgniserregend, insbesondere angesichts der Tatsache, dass dies in einem äußerst instabilen Kontext geschieht«, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric.
Rückkehr in den Norden
Die Funkempfänger im Libanon waren nur Stunden nach einer Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts detoniert. Das Kabinett hatte dabei die Rückkehr der vor Gefechten der Armee mit der Hisbollah geflüchteten israelischen Bürger in ihre Wohnorte im Norden des Landes zu einem der Kriegsziele erklärt - neben der Befreiung der Geiseln aus dem umkämpften Gazastreifen und der Zerstörung der mit der Hisbollah verbündeten palästinensischen Terrorgruppe Hamas.
Der einzige Weg dahin sei »ein militärischer Einsatz«, hatte Israels Verteidigungsminister Joav Gallant am Montag nach Angaben seines Büros bei einem Treffen mit US-Vermittler Amos Hochstein gesagt. Die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung im Konflikt mit der Hisbollah rücke immer weiter in die Ferne, weil die Terrororganisation ihr Schicksal mit dem der Hamas im Gazastreifen verbunden habe und sich weigere, den Konflikt zu beenden.
Israel will durch militärischen und diplomatischen Druck erreichen, dass sich die Hisbollah wieder hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht - so wie es die UN-Resolution 1701 vorsieht. Die Hisbollah will die Kämpfe jedoch erst bei Erreichen einer Waffenruhe in Gaza einstellen.
Blinken in Kairo
US-Außenminister Antony Blinken will sich bis Donnerstag in Ägypten für eine Wiederbelebung der Gespräche zur Beendigung des Gaza-Kriegs einsetzen. Ein Abkommen zwischen Israel und der Hamas scheint jedoch derzeit praktisch ausgeschlossen. Ägypten, Katar und die USA fungieren als Vermittler.
Die Palästinenser appellieren an die UN-Vollversammlung der Vereinten Nationen, für eine Resolution zum Rückzug Israels aus besetzten Gebieten zu stimmen. »Bitte stehen Sie auf der richtigen Seite der Geschichte, mit internationalem Recht, mit Freiheit, mit Frieden. Die Alternative ist das, was Sie jeden Tag auf Ihren Fernsehbildschirmen sehen und was das palästinensische Volk in seinem Fleisch ertragen muss«, sagte der palästinensische Vertreter bei den Vereinten Nationen, Riad Mansur, in New York.
Allerdings begannen die Palästinenser selbst sämtliche Kriege, die in den vergangenen Jahrzehnten geführt wurden. Die Hamas hat bereits weitere Massaker im Stil des 7. Oktobers angekündigt. Auch Anschläge gegen Juden und jüdische Einrichtungen außerhalb Israels gehört zu den Absichten der Terrorgruppe. Die Palästinensische Autonomiebehörde unterstützt den Terror, indem sie sogenannte »Märtyrer«, die Israelis ermorden, Terror-Renten bezahlt. Dies räumt der vor 19 Jahren für vier Jahre gewählte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas offen ein.
Die Beschlussvorlage der Palästinenser soll die Umsetzung eines Rechtsgutachtens des obersten UN-Gerichts zum Nahost-Konflikt durchsetzen. Eine Abstimmung wird heute erwartet. Im Falle einer Annahme der Beschlussvorlage wäre diese völkerrechtlich nicht bindend. Israels UN-Botschafter kritisierte den Vorstoß der Palästinenser scharf. ja/dpa