Im Libanon sind am Dienstagnachmittag hunderte Pager von Hisbollah-Terroristen in der Hauptstadt Beirut und im Süden des Landes explodiert. Die Mitglieder der schiitischen Terror-Miliz tragen die Geräte am Körper, um jederzeit Nachrichten zu empfangen. Videos, die in sozialen Medien veröffentlicht wurden, sollen einige der Explosionen zeigen.
Dem libanesischen Gesundheitsministerium zufolge wurden zwölf Menschen getötet und mehr als 2800 verletzt. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge wurde ein Hisbollah-Mitglied getötet, dessen Vater für die Organisation im libanesischen Parlament sitzt.
Die zehnjährige Tochter eines Hisbollah-Mitglieds aus der Bekaa-Ebene sei ebenfalls gestorben, als der Pager ihres Vaters in ihrer Nähe explodierte. Das berichten ihre Verwandten der Nachrichtenagentur AFP. Am Donnerstag wurde bekannt, dass auch ein weiteres Kind getötet wurde.
Brisant: Unter den Verletzten ist auch der iranische Botschafter Mojtaba Amani, wie die iranische Nachrichtenagentur Mehr berichtet. Der »Jerusalem Post« zufolge habe er ein Auge verloren, das andere sei schwer verwundet.
Das Gesundheitsministerium hat zu Blutspenden aufgerufen und fordert die Menschen im Libanon auf, sich von kabellosen Kommunikationsgeräten fernzuhalten. Gesundheitsminister Firass Abiad zufolge seien einige Krankenhäuser bereits an ihre Belastungsgrenzen gelangt.
Auch Explosionen in Syrien
Zeitgleich seien auch in und um die syrische Hauptstadt Damaskus Pager explodiert, berichtet die saudische Nachrichtenplattform Alhadath. Dort seien sieben Menschen getötet worden.
Art und Umfang und Opfer der Explosionen legten zunächst nahe, dass es sich um einen Hackerangriff handelt. Einem Hisbollah-Vertreter zufolge sollen die Lithium-Batterien in den Pagern explodiert sein. Die Geräte seien erst vor wenigen Monaten beschafft worden, sagten drei Quellen aus dem Sicherheitsapparat der Miliz zu Reuters.
Ein Hisbollah-Vertreter erklärte gegenüber dem »Wall Street Journal«, dass einige der Männer spürten, wie sich die Pager in ihren Hosen erhitzten und die Geräte noch rechtzeitig wegwerfen konnten. Er vermutet, dass die Batterien durch ein Schadprogramm zur Explosion gebracht wurden.
Die »New York Times« kommt in ihrer Recherche jedoch zu einem anderen Ergebnis: Dem Blatt zufolge habe Israel eine Lieferung der Pager abgefangen und mit etwa sechzig Gramm Sprengstoff und einem Schalter versehen. Das berichten amerikanische Regierungsvertreter dem Blatt.
Libanon will Beschwerde bei UN einlegen, Schulen geschlossen
Wer dahinter stecken könnte, ist jedoch noch nicht abschließend geklärt. Israelische und libanesische Medien vermuten, dass Israel den Angriff durchgeführt haben könnte. Ministerpräsident Netanjahu soll seinen Kabinettsmitgliedern die Anweisung gegeben haben, keine Interviews zu geben.
Sein langjähriger Sprecher Topaz Luk machte auf der Plattform X jedoch eine Anspielung, dass Israel dahinter stecken könnte. »Das ist nicht gut gealtert«, schrieb Luk über eine Mitteilung, dass Netanjahu vor seiner Reise nach New York keinen Schlag gegen die Hisbollah ausführen würde. Die israelische Armee sagte, sie werde den Vorfall nicht kommentieren.
Das libanesische Außenministerium kündigte an, eine Beschwerde beim UN-Sicherheitsrat einzulegen. Die Regierung kündigte an, dass am Mittwoch alle Schulen und Universitäten geschlossen bleiben.
Seit dem 8. Oktober 2023 steht Israel unter Dauerbeschuss der Hisbollah. Israel reagiert mit Gegenangriffen, um die Attacken zu unterbinden und um seine Bürger zu schützen. Mehrere zehntausend Israelis sind durch die Angriffe aus dem Norden zu Binnenflüchtlingen geworden. ja