Schlips und Kragen? Fehlanzeige! Israelis sind nicht gerade bekannt für überkorrekte Kleidung. Besonders in den heißen, feuchten Sommermonaten gehen die Bewohner lieber leger als korrekt durch den Alltag. T-Shirt zu kurzer Hose und Sandalen, miniberockte Beine in Flip-Flops. Für die 8.000 Angestellten der Tel Aviver Stadtverwaltung soll derartige Kleidung bald tabu sein – zumindest im Büro.
»Was ziehst du an, wenn du morgens aufstehst?«, fragt ein Poster im Eingangsbereich. Der neue Dresscode wird schon bald helfen, diese Frage zu beantworten. Sämtliche Bediensteten, sogar solche mit wenig oder ganz ohne Publikumsverkehr, werden sich daran halten müssen. Ein Komitee aus 35 Angestellten verschiedener Abteilungen brütet derzeit darüber, wer was tragen darf und was nicht.
Flip-Flops Wahrscheinlich werden zuallererst die ästhetisch fragwürdigen, doch in allen Altersgruppen beliebten Gummilatschen namens Crocs oder Flip-Flops aus den Fluren und Konferenzräumen verbannt werden. Auch Miniröcke und kurze Hosen werden kaum dem Rotstift der Planer entgehen. Und ganz sicher nicht die viel zu tief sitzenden Jeans.
»Die Stadtverwaltung ist nicht die Armee, auch keine Schule«, erklärt Abraham Peretz, Leiter der Personalabteilung. »Demzufolge wird es weder Uniformen noch einheitliche Farben geben.« Man wolle jedoch darauf achten, dass keine zu »enthüllenden« Kleidungsstücke mehr getragen werden, auch keine schrillen Accessoires, die für eine Partynacht gedacht seien. Außerdem möchte er zukünftig niemanden mehr sehen, der den Service der Verwaltung im T-Shirt an den Mann und die Frau bringt. Männer sollen demnächst hemdsärmelig zur Arbeit erscheinen. »Und bitteschön die Knöpfe schließen.«
Die Initiative für den gediegeneren Auftritt ging von einigen Angestellten selbst aus. Nach einem Management-Kurs teilte eine Gruppe von Bediensteten der Personalabteilung mit, dass sie sich neben Kolleginnen und Kollegen unwohl fühlten, die im alten T-Shirt zur Arbeit erscheinen oder deren Unterwäsche permanent aus der Hose luge. Anschließend wurde das Dresscode-Komitee gegründet. Man dürfe nicht vergessen, so Peretz, »dass wir in der Stadtverwaltung in einem öffentlichen Sektor arbeiten – und dementsprechend aussehen sollten«.