Ganz Israel wurde am Mittwochmorgen von dem seit Tagen angekündigten Wintersturm geweckt. Als die Menschen aus ihren Fenstern schauten, sahen sie entweder heftige Regengüsse aus dunkelgrau verhangenem Himmel herabprasseln oder Schneeflocken, die vor ihren Scheiben tanzten. In diesen Stunden zieht das Unwetter über das Land.
Im Zentrum des Landes knickten Dutzende Bäume um und versperrten zeitweise Straßen und Fußwege. Ein großer Teil der Ampeln in Tel Aviv und den Vororten fiel durch die extremen Windböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 Kilometern in der Stunde aus.
pfützen Der Verkehr kam nur schleppend voran, zumal zentimetertiefe Pfützen die Straßen in einen regelrechten Hindernisparcours verwandelten. In Netanja kippte ein tonnenschweres Werbeschild auf eine Straße und zerbarst in 1000 Stücke, verletzte jedoch glücklicherweise niemanden.
Auch das Mittelmeer tobte ob der starken Winde. Spaziergänger auf der Promenade in Tel Aviv bestaunten dick eingepackt in Regenmäntel und Gummistiefel eindrucksvolle Wellen von über fünf Metern Höhe – eine absolute Seltenheit in dem kleinen Nahoststaat.
Jerusalem sah in den Morgenstunden bereits zarte Flocken von oben herabsegeln, die allerdings zunächst noch nicht liegen blieben. Doch Wettervorhersagen gehen davon aus, dass bis zu 30 Zentimeter Schnee fallen könnten.
Bürgermeister Nir Barkat meinte, man habe definitiv aus der Lektion des letzten Jahres gelernt, als ein tagelanger Schneesturm die Stadt fast komplett lahmgelegt hatte. »Wir sind mit einer anderen Strategie an die aufkommende Wetterlage herangegangen und haben alles gründlich vorbereitet. Wir sehen jetzt, dass es funktioniert.«
Sicherheitskräfte Tatsächlich wurde die Schnellstraße Nummer eins, die aus dem Zentrum in die Hauptstadt führt, bereits nach den ersten Schneeflocken um zehn Uhr morgens von der Polizei gesperrt. Die Sicherheitskräfte gehen davon aus, dass weitere Straßen folgen und die Stadt damit noch am Mittwoch komplett abgeriegelt werde. Durch diese Maßnahme soll vor allem das Risiko von chaotischen Verkehrsverhältnissen mit schweren Unfällen vermieden werden, erklärten die Behörden.
In der Kleinstadt Safed waren bereits in der Nacht sämtliche Zufahrtstraßen dicht. Nichts ging mehr in dem kleinen Ort in Obergaliläa. Nach Angaben der dortigen Verwaltung waren die Schneefälle derart heftig, dass innerhalb kürzester Zeit Zentimeter der weißen Pracht liegen blieben und die Straßen zu Rutschbahnen werden ließen. Die Armee hilft bei der Räumung. Bürgermeister Ilan Schochat riet den Bewohnern, in ihren Häusern zu bleiben, und warnte vor Stromausfällen.
Golanhöhen Ein ähnliches Bild zeigte sich auch im Nordosten des Landes: Motti Cohen, ein Landwirt aus den Golanhöhen, sagte dem Radiosender Galgalatz: »Es schneit pausenlos. Wir befinden uns hier in Israel, doch im Moment sieht es aus wie in einem schweizerischen Dorf – und so fühlen wir uns auch.«
Die Schulkinder freuten sich unbändig, dass die Straßen vielerorts über Nacht zu einem riesigen winterlichen Spielplatz wurden. Zumal im gesamten Norden sowie in Jerusalem und in Gusch Etzion vorsorglich vom Bildungsministerium schulfrei verkündet wurde. Deshalb heißt es jetzt zwei Tage lang für viele israelische Jungs und Mädchen statt Schulbank drücken und Mathe pauken: Schneeballschlacht und Rodelfahrt.