Israel

Hatari, Madonna und der BDS

Hatari beim ESC 2019 in Tel Aviv Foto: dpa

Megastar Madonna betritt die Bühne des Eurovision Song Contest mit schwarzer Augenklappe, gekleidet in eine Art Piratengewand und Umhang. Begleitet von einem gregorianischem Chor stimmt der Weltstar seinen 80er-Jahre-Hit »Like a Prayer« an. Doch die Stimme ist dünn – und die Töne sind nicht selten schief. So hatte sich die 60-jährige Sängerin ihr gut bezahltes Mini-Konzert beim ESC in Tel Aviv vermutlich nicht vorgestellt. Nun ist ihr nicht nur der Spott enttäuschter Zuschauer sicher – und es gibt auch Ärger um Politik.

Denn ein Tänzer in Madonnas Show trägt eine israelische, eine Tänzerin eine palästinensische Flagge auf dem Rücken. Das ist wohl gedacht als Aufruf zu einer Friedenslösung beider Seiten – wird aber in Israel in sozialen Netzwerken als naiv und bevormundend kritisiert.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

KRITIK Madonna indes steht zu ihrem Auftritt: »Ich bin dankbar für die Gelegenheit, die Botschaft von Frieden und Einheit in die Welt senden zu können«, twittert die Sängerin trotzig am Sonntag. Die Europäische Rundfunkunion, die den ESC international organisiert, ist da weniger froh: »Dieses Element der Show war nicht Teil der Proben, die von der EBU und dem israelischen Ausrichter genehmigt worden waren. Der ESC ist unpolitisch.« Das habe man Madonna auch im Vorfeld klargemacht.

Beim ESC, dessen Ziel die Annäherung zwischen verschiedenen Ländern ist, sind politische Botschaften strikt tabu. Die Europäische Rundfunkunion als Veranstalter erwägt Schritte, zumindest Islands Verstoß zu ahnden.

Die Europäische Rundfunkunion erwägt Schritte gegen Hatari. Der ESC soll frei von politischen Botschaften sein.

Denn neben Madonna stahl auch die Flaggen-Aktion der isländischen Band Hatari, die der antisemitischen BDS-Bewegung nahe steht, dem Niederländer Laurence Duncan, der mit seiner melancholischen Liebesballade »Arcade« den Sieg davonträgt, fast die Show. Das deutsche Duo S!sters landet am Ende auf dem drittletzten Platz – gedemütigt durch null Punkte von den Zuschauern. »Es tut mir leid«, versucht Moderatorin Bar Refaeli da noch zu trösten.

PALÄSTINENSER Die nach Meinung von Antisemitismusexperten antisemitische palästinensische Organisation PACBI, die sich für akademischen und kulturellen Boykott Israels einsetzt, reagiert unzufrieden auf die Gesten der Solidarität. Die Künstler hätten sich mit ihren Acts trotz allem als »Feigenblätter« Israels missbrauchen lassen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Kosten von mehr als einer Million Euro für Madonnas Auftritt hat der israelisch-kanadische Geschäftsmann Sylvan Adams übernommen. Ob er die Investition jetzt bereut? Das Echo von Fans und Experten in den sozialen Netzwerk ist jedenfalls überwiegend vernichtend.

Twitter-Nutzer Dan of York verspottet Madonna als »einäugigen, unmusikalischen Drag Queen-Robocop«. »Ich hau mich weg, 0 Punkte für Deutschland but well wenigstens waren wir besser als Madonna«, schreibt Anna Laura Kossack. Viele kritisieren, Madonna habe müde gewirkt und es sei ihr auch bei ihrem 30 Jahre alten Hit »Like A Prayer« oft nicht gelungen, die Töne richtig zu treffen. In Israel fragen manche höhnisch, ob die schwarze Augenklappe von »Madame X« als Hommage an den legendären israelischen General und Verteidigungsminister Mosche Dajan gedacht war.

War Madonnas schwarze Augenklappe als Hommage an den legendären israelischen General Mosche Dajan gedacht?

TRÄUME Das Highlight ist die begeisterte Reaktion des Niederländers auf seinen Sieg. Der bärtige 25-Jährige ist sichtbar überwältigt, obwohl er schon seit Wochen als Favorit gehandelt worden war. Laurence Duncan hebt die Trophäe, ein gläsernes Mikrofon, hoch über seinen Kopf und ruft: »Dies ist großen Träumen gewidmet – und der Musik, die immer zuerst kommt!« Zuletzt hatte sein Land 1975 den Titel erobert.

Der offen bisexuelle Niederländer plädiert in seiner Siegesrede dafür, andere anzunehmen. »Bleib dem treu, was du liebst, auch wenn du eine andere Sexualität hast«, sagt er. »Akzeptiert Menschen und liebt euch gegenseitig für das, was ihr seid, anstatt zu urteilen.«  ja/dpa

Terror

Raketenangriff der Huthi auf Haifa

Magen David Adom meldet, mehrere Menschen seien auf dem Weg in Schutzräume verletzt worden

 23.04.2025

Gaza/Kairo

Bericht: Hamas will neue Vereinbarung über Waffenstillstand vorschlagen

Der Vorschlag soll angeblich unter anderem eine Freilassung aller Geiseln und einen vollständigen Rückzug der israelischen Armee enthalten

 23.04.2025

Tel Aviv/Gaza

Geisel in Gaza: Weiteres schockierendes Videomaterial freigegeben

Die Mörder und Entführer der Hamas veröffentlichen immer wieder Videos verzweifelter Verschleppter, um psychologischen Druck auf Israel auszuüben. Ein junger Mann beschreibt in drastischen Worten seine Lage

 23.04.2025

Israel

Menschliche Überreste nach Hai-Angriff gefunden

Nachdem am Montag über die Attacke berichtet wurde, stießen Taucher nun auf Leichenteile

 22.04.2025

Kommentar

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Jerusalem

Trumps Botschafter in Israel: Druck an der richtigen Stelle ausüben

Mike Huckabee sagt, humanitäre Hilfe könne wieder nach Gaza geliefert werden, wenn die Geiseln freigelassen würden

 22.04.2025

Nahost-Diplomatie

Gaza: Vermittler streben mehrjährige Waffenruhe an

Laut BBC wollen Ägypten und Katar mit einem neuen Vorschlag Bewegung in die festgefahrene Situation bringen

 22.04.2025

Tel Aviv

Schin Bet-Chef erhebt Vorwürfe gegen Netanjahu

Der Streit zwischen dem Regierungschef und dem Leiter des Schin Bet geht in die nächste Runde

 22.04.2025

Gaza

Hamas ruft weiteren »Tag des Zorns« aus

Der Nationale Sicherheitsrat ruft Israelis im Ausland zur Vorsicht auf

 22.04.2025