Israels Militär hat Berichten zufolge eine Bodenoffensive auf libanesischen Territorium gestartet. Nach Auskunft von mehreren libanesischen Medien gab es am Abend Artilleriebeschuss in einem Dorf unweit der Grenze zu Israel, das nicht weit entfernt von der Stadt Bint Dschubail gelegen ist, die als Hochburg der Terrormiliz Hisbollah gilt. Eine offizielle Bestätigung seitens des israelischen Militärs gab es zunächst nicht.
Zunächst trafen die israelischen Bodentruppen offenbar auf wenig Widerstand. Mehrere Hisbollah-Kommandeure sollen nach Syrien geflohen sein. Auch die reguläre libanesische Armee zog Schützenpanzer und anderes schweres Gerät aus dem Süden des Landes ab.
Die Armee hätte sich mindestens fünf Kilometer nach Norden zurückgezogen, sagte eine Regierungsquelle der Nachrichtenagentur »Reuters«. Auch die französische Agentur AFP berichtete unter Berufung auf Quellen im Libanon, dass sich die Streitkräfte des Zedernstaates »neu positioniert und umgruppiert« hätten.
Ein Sprecher des US-Außenministeriums in Washington erklärte, man sei von Israel informiert worden, dass es sich um eine »begrenzte Operation« handeln werde, die sich auf die Infrastruktur der Hisbollah in der Nähe der Grenze konzentriere.
IDF-Sprecher Daniel Hagari rief die Bevölkerung und die Medien am späten Abend dazu auf, keine Truppenbewegungen zu veröffentlichen, um so die Soldaten zu schützen. »In den letzten Stunden gab es viele Berichte und Gerüchte über Aktivitäten der israelischen Streitkräfte an der libanesischen Grenze. Wir bitten darum, keine Berichte über die Aktivitäten der Streitkräfte in Umlauf zu bringen. Halten Sie sich nur an die offiziellen Berichte und verbreiten Sie keine unverantwortlichen Gerüchte«, schrieb Hagari auf X.
Am Abend forderte die IDF Zivilisten in der Nähe mehrerer mutmaßlicher Hisbollah-Gebäude im Süden Beiruts auf, das Gebiet sofort zu verlassen. »Sie befinden sich in der Nähe von Einrichtungen der Hisbollah, und die israelischen Streitkräfte werden mit Nachdruck gegen sie vorgehen. Zu Ihrer eigenen Sicherheit und der Sicherheit Ihrer Familienmitglieder müssen Sie diese Gebäude sofort verlassen und sich mindestens 500 Meter von ihnen entfernen«, so ein israelischer Armeesprecher in einer auf Arabisch verfassten Nachricht.
Bereits am Montagmorgen hatte das »Wall Street Journal« berichtet, dass mehrere israelische Vorauskommandos im Südlibanon eingedrungen seien. Dabei seien auch Tunnelsysteme der Hisbollah entdeckt worden.
Aryeh Deri, der Vorsitzende der ultraorthodoxen Schas-Parte, postete auf der Plattform X ein Gebet für die israelischen Soldaten. Darin bittet er Gott, die Truppe zu beschützen, die »von der Grenze zum Libanon bis zur Wüste Ägyptens« im Einsatz sind, ihre Feinde zu schlagen und ihnen den Sieg zu schenken.
»Der Heilige, gesegnet sei er, wird unsere Soldaten vor allen Schwierigkeiten und Nöten sowie vor jedem Makel und jeder Krankheit beschützen und retten und Segen und Erfolg für jede von ihren Händen geleistete Arbeit senden«, schrieb Deri.
Bislang hatte Israel ausschließlich mit Luftschlägen auf die massiven Raketen- und Drohnenangriffe der Hisbollah geantwortet. Auch am Montag wurden wieder zahlreiche Einsätze geflogen.
Dabei wurden laut den israelischen Streitkräften (IDF) ein Waffenlager in unmittelbarer Nähe des Flughafens der Hauptstadt Beirut getroffen, in dem unter anderem Raketenwerfer stationiert gewesen seien. »Die IDF wird auch weiterhin die militärischen Fähigkeiten der Hisbollah im Libanon schwächen«, teilte die IDF auf X mit.
Seit dem 8. Oktober 2023 steht Israel unter Dauerbeschuss der Hisbollah. Israel reagiert mit Gegenangriffen, um die Attacken zu unterbinden und um seine Bürger zu schützen. Mehrere Zehntausend Israelis sind durch die Angriffe aus dem Libanon zu Binnenflüchtlingen geworden. mth