Der Islamische Staat (IS) spricht Iwrit. In einer neuen Video-Botschaft der sadistischen Terrororganisation erklärt ein vermummter Mann in fließendem Hebräisch: »Kein Jude in Israel wird am Leben bleiben«. Die Juden seien Feind Nummer eins der Moslems, so der Terrorist mit leicht französischem Akzent. Außerdem warnt er, dass der »wahre Krieg noch nicht begonnen hat und alles bisherige Kinderspiel war«. Dann unterstreicht er seine schaurige Nachricht mit dem Zücken eines Messers.
Israel muss diese Hassbotschaft inmitten der Terrorwelle über sich ergehen lassen, die das Land bereits seit mehr als drei Wochen fest im Griff hat. Ohne Unterlass gibt es täglich neue Anschläge von Palästinensern gegen Israelis.
Ostjerusalem Erst am Freitagmorgen war ein junger Soldat Opfer eines Angriffs in der Nähe des Siedlungsblockes Gusch Etzion geworden. Er wurde mittelschwer verletzt, doch blieb bei vollem Bewusstsein und schaffte es noch, den Angreifer ins Bein zu schießen. Der Soldat ist ein 20-jähriger beduinischer Fährtensucher. Bei einem anderen Zwischenfall vereitelten Soldaten in dem jüdischen Viertel Har Nof in Ostjerusalem wahrscheinlich eine weitere Attacke. Soldaten stellten bei einem jungen Palästinenser ein Messer im Ärmel sicher und nahmen ihn fest. Verletzt wurde bei der Aktion niemand.
Ende Oktober ist in Israel und in den palästinensischen Gebieten die traditionelle Erntezeit für Oliven. Besonders in der Westbank ist die Atmosphäre extrem angespannt. Die Armee bewacht einige Gebiete rund um die Uhr, an sieben Tagen in der Woche. Sicherheitsexperten befürchten sowohl Angriffe von extremistischen Palästinensern, die sich als Erntehelfer verkleiden und dann auf Soldaten losgehen wie auch von jüdischen Siedlern, die palästinensische Bauern attackieren könnten.
Um die aufgeheizte Atmosphäre zu beruhigen, hat sich die Regierung entschlossen, die Zugangsbeschränkungen zum Tempelberg in Jerusalem aufzuheben. Zum heutigen Freitagsgebet können Moslems jeglichen Alters zur heiligen Anhöhe pilgern. Obwohl die Hamas zuvor – wieder einmal – zu einem Tag des Zorns aufgerufen hat.
In Berlin traf sich derweil der Ministerpräsident Israels, Benjamin Netanjahu, mit US-Außenminister John Kerry. Netanjahu machte bei dem Gespräch klar, dass er von der internationalen Gemeinschaft erwarte, die Hetze von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas zu stoppen.
Status Quo »Es ist Zeit, dass gesagt wird: ›Hör auf damit, Lügen über Israel zu verbreiten. Die Lügen darüber, dass Israel den Status Quo auf dem Tempelberg ändern und die Al-Aksa-Moschee abreißen will oder dass Israel Palästinenser exekutiert‹. All das ist falsch!« Israel sei dem Status Quo verpflichtet und handele ausschließlich, um seine Bürger zu verteidigen, wie es jede Demokratie tun würde.
Weiter sagte Netanjahu: »Um Hoffnung zu geben, müssen wir den Terrorismus stoppen. Um den Terrorismus zu stoppen, müssen wir die Aufwiegelung beenden«.
Es wird erwartet, dass Abbas Kerry bei seinem Treffen am Samstag in Amman um internationalen Schutz für die Palästinenser in der Westbank und in Ostjerusalem fordern wird, wurde im israelischen Armeeradio berichtet. Was genau mit »Schutz« gemeint ist, ist allerdings noch unklar.
Während Abbas und Netanjahu gegenseitig Vorwürfe austauschen, liegt der Schwager des Palästinenserpräsidenten in dem privaten Assuta-Hospital in Tel Aviv nach einer lebensrettenden Herzoperation. Vor etwas über einem Jahr war hier bereits Abbas’ Ehefrau operiert worden. Israel hat sogar Angehörige des Hamas-Chefs in Gaza, Ismail Haniye, behandelt, darunter seine Tochter und Enkelin – aus humanitären Gründen.