Jerusalem

Hass in der Hauptstadt

Entsetzen: verwüsteter Klassenraum Foto: Flash 90

Sie haben Angst um ihre gemalten Bilder, ihre Jacken, Bücher und Hefte. Die Erstklässler der Max-Rayne-Hand-in-Hand-Schule in Jerusalem sind in großer Sorge. In der Nacht zum Sonntag wurden zwei ihrer Klassenräume niedergebrannt. An den Wänden fand die Polizei geschmierte Parolen gegen Araber. Die Schule ist die größte jüdisch-arabische Bildungseinrichtung des Landes.

Die nach Angaben der Sicherheitskräfte »wahrscheinlich rechtsextremen jüdischen Täter« hatten die arabischen und hebräischen Lehrbücher der Kinder aufgetürmt, mit Benzin übergossen und angezündet. Daneben schrieben sie: »Mit Krebsgeschwüren gibt es keine Koexistenz« oder »Kahane hatte recht«.

Aschkelon Die Stimmung ist nicht nur in Jerusalem aufgeheizt, insbesondere nach dem schrecklichen Anschlag auf die Har Nof Synagoge am 18. November in der Hauptstadt, bei der vier Beter und ein Polizist von palästinensischen Terroristen ermordet worden waren. So forderten die Bürgermeister der südlichen Städte Aschkelon und Netivot, in gewissen Bereichen, etwa in Kindergärten, keine arabischen Arbeiter mehr zu beschäftigen. Einer, der sofort konterte, war der erste Mann Jerusalems, Nir Barkat.

Der Bürgermeister zog einen Vergleich, den sonst in Israel niemand wagt, und der doch kaum treffender hätte sein können: »Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass es sich anfühlt wie in Deutschland vor 70 Jahren«, sagte er. »Man kann doch nicht eine ganze Bevölkerungsgruppe über einen Kamm scheren.«

Loyal Auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu veröffentlichte ein Statement, das erklärte, es dürfe keinerlei Benachteiligung von Arabern in Israel geben. Sogar der rechtsgerichtete Naftali Bennett erklärte, dass 99.9 Prozent der arabischen Bevölkerung Israels »loyale Bürger« seien, die das Recht achteten.

Auch die Leiterin der Hand-in-Hand-Schule, Schuli Dichter, wehrt sich: »Auch wenn sie es schaffen, unsere Wände zu beschmutzen, sie werden unser Anliegen nicht kaputt machen können.« Sie lud die gesamte israelische Öffentlichkeit ein, gemeinsam eine zivile jüdisch-arabische Partnerschaft aufzubauen. »Wir werden weitermachen mit unseren Bildungs- und sozialen Projekten, zu denen täglich 1200 Schüler sowie 200 Lehrer kommen, und in die Tausende von Familienangehörigen und Freunden involviert sind.«

Israel/Gaza

Wie Israel mit der Hamas um Details des Geisel-Abkommens ringt

Vor mehr als 15 Monaten begann der palästinensische Terror den Krieg. Nun deutet viel darauf hin, dass Verhandlungen um eine Feuerpause vor dem Abschluss stehen

 15.01.2025

Nahost

USA: Gaza-Deal so nah »wie nie zuvor«

Washington gibt sich optimistisch: Eine Einigung auf eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sowie die Freilassung von Geiseln stehe bevor. Der US-Außenminister sagt: Es liegt nun an der Hamas

von Julia Naue  14.01.2025

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Gerhard Conrad

»Hamas ist ein Gegner, der nur in extremer Not einlenkt«

Der ehemalige Geisel-Unterhändler und BND-Agent über einen möglichen Deal zwischen Hamas und Israel und die Folgen für den Nahen Osten

von Michael Thaidigsmann  14.01.2025

Israel

Ben Gvir: Geisel-Deal bedeutet Ende der Regierungskoalition

Der rechte Minister gibt zu, im vergangenen Jahr eine Waffenstillstandsvereinbarung mehrfach verhindert zu haben

 14.01.2025

Terror

Bericht: Hamas akzeptiert Entwurf für Geisel-Deal

Es müssten nur noch letzte Details geklärt werden, so ein israelischer Regierungsvertreter

 14.01.2025 Aktualisiert

Israel

Luftalarm wegen Rakete aus dem Jemen

Mehrere Menschen verletzten sich auf dem Weg zum Schutzraum

 14.01.2025

Washington D.C.

USA legen Nachkriegsplan für Gaza vor

Blinken will die Palästinensische Autonomiebehörde in eine Regierung einbeziehen. Israel lehnt dies ab, da auch sie den Terror unterstützt

 14.01.2025

Geisel-Deal

»Ein Schimmer der Hoffnung, aber wir bleiben vorsichtig«

In Doha sollen heute wohl letzte offene Fragen geklärt werden, während immer mehr Details über den möglichen Deal zwischen Israel und Hamas bekannt werden

 14.01.2025