Gaza

Hamas veröffentlicht Video von vermeintlicher Geisel

Das Hamas-Video von der israelischen Langzeitgeisel löste Empörung aus. Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Der Mann liegt auf einem Bett mit geblümtem Bezug. Auf seinem Gesicht befindet sich eine Sauerstoffmaske. Obwohl er in die Kamera schaut, ist der Blick entrückt. Die Terrororganisation Hamas veröffentlichte am Dienstag ein Video, das angeblich die israelische Geisel Hisham al-Sayed zeigt; eine Aufforderung an Jerusalem zum Gefangenenaustausch.

GRENZE Ein Sprecher der Hamas sagte, »dass al-Sayed körperlich in schlechter Verfassung« sei. Der psychisch kranke Mann hatte wiederholt die Grenze nach Gaza überquert, bis die Hamas schließlich beschloss, ihn zu entführen. Der kurze Film ist das erste öffentliche, signifikante Lebenszeichen in den sieben Jahren, seit die in Gaza regierende Organisation al-Sayed kidnappte.

Er zeigt auch einen Fernsehbildschirm, auf dem ein Bericht über eine Wirtschaftskonferenz in Katar zu sehen ist; offenbar als Beweis dafür, dass das Video erst kürzlich aufgenommen wurde. Außerdem ist der israelische Personalausweis von al-Sayed im Bild zu sehen.

»Das von der Hamas veröffentlichte Video dient der Erpressung.«

Verteidigungsminister benny gantz

Das Verteidigungsministerium in Jerusalem zweifelt dennoch an der Echtheit: »Das von der Terrororganisation Hamas veröffentlichte Video, deren Glaubwürdigkeit in Frage gestellt wird, dient der Erpressung«, heißt es in einer Erklärung.  

ZIVILISTEN Verteidigungsminister Benny Gantz fügte hinzu: »Zusätzlich zu den Leichen von zwei gefallenen Soldaten hält die Hamas auch zwei unschuldige Zivilisten als Geiseln. Die Hamas wird weiterhin einen Preis für ihre terroristischen Aktivitäten zahlen. Der Staat Israel wird eine Vielzahl von Maßnahmen ergreifen, bis alle unsere Jungs nach Hause zurückkehren«.

Im Gazastreifen wird derzeit noch ein zweiter Israeli, Avera Mengistu, als Geisel festgehalten. Auch er leidet angeblich unter einer psychischen Erkrankung und überquerte die Grenze freiwillig. Jerusalem geht davon aus, dass Mengistu ebenfalls noch am Leben ist. Vor einem Jahr hatte die Hamas eine Audioaufnahme des Mannes veröffentlicht. Zwar sagte seine Mutter damals, die Stimme sei nicht die ihres Sohnes, später stellte sich jedoch heraus, dass das Band anscheinend authentisch ist.

Außerdem werden seit 2014 im Gazastreifen die sterblichen Überreste von zwei gefallenen israelischen Soldaten festgehalten: Oron Shaul und Hadar Goldin. Hier geht die IDF davon aus, dass beide mit Sicherheit tot sind und verlangt die Herausgabe der Leichname.

GEFANGENENAUSTAUSCH Das aktuelle Video ist ungewöhnlich und könnte auf zwei Dinge hindeuten: Entweder hat sich der Gesundheitszustand des jungen Mannes tatsächlich verschlechtert, wie die Hamas behauptet. Oder die Gruppe braucht dringend positive PR und möchte daher Druck auf Israel ausüben, um einen Gefangenenaustausch zu erzwingen.

Seit 2015 liegt angeblich bereits ein Vorschlag für einen Deal auf dem Tisch, berichten israelische Medien. Dabei würde die Hamas die lebenden und toten Israelis, die sie festhält, befreien, im Austausch dafür, dass Israel palästinensische Gefangene entlässt. In israelischen Medien wird berichtet, dass die Hamas gegenwärtig den Austausch von kranken Palästinensern fordert.

Gaza

Geisel Elkana Bohbot muss Telefonat mit seiner Familie vortäuschen

Ein neues Propagandavideo des israelischen Familienvaters wurde nach 561 Tagen in der Gewalt der Hamas veröffentlicht

von Sabine Brandes  21.04.2025

Jerusalem

Shin-Bet-Chef holt gegen Premierminister aus

Ronen Bar behauptet, der Regierungschef habe verlangt, den Obersten Gerichtshof bei einer Verfassungskrise zu ignorieren

von Sabine Brandes  21.04.2025

Nahost

Israel verweigert linken französischen Politikern Einreise

Der Einwanderungsbehörde zufolge wollten die 27 Politiker eine Organisation unterstützen, die die Hamas von der Terrorliste streichen will

 21.04.2025

Gazastreifen

Getötete Sanitäter: Israels Armee räumt Fehler ein

Als israelische Soldaten palästinensische Retter erschossen, behauptete das Militär, die angegriffenen Fahrzeuge seien nicht markiert gewesen. Eine Untersuchung rückt dies nun in ein anderes Licht

 21.04.2025

Israel

Präsident Isaac Herzog nimmt Abschied von Papst Franziskus

Herzog hofft, dass die Gebete des Papstes für Frieden im Nahen Osten und für die sichere Rückkehr der Geiseln bald erhört werden

 21.04.2025

Israel

Geisel-Forum: »Netanjahu hat keinen Plan«

Am Wochenende haben erneut Tausende für einen Geisel-Deal demonstriert

 21.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  20.04.2025

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Vermisst

Er verteidigte seinen Kibbuz

Tal Chaimi kam als Einziger des Noteinsatzteams nicht zurück

von Sophie Albers Ben Chamo  18.04.2025