Bei den indirekten Verhandlungen um eine Waffenruhe und eine Befreiung der Geiseln soll die palästinensische Terrororganisation Hamas den Vermittlern einen Gegenvorschlag für einen Geisel-Deal vorgelegt haben.
Dieser sehe erst nach Ablauf einer 42-tägigen Feuerpause die Freilassung israelischer Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen sowie einen schrittweisen Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen vor, berichtete die israelische Zeitung »Haaretz« in der Nacht zum Montag unter Berufung auf palästinensische und arabische Quellen.
Die Hamas selbst hatte bisher alle Feuerpausen, die je mit Israel vereinbart wurden, gebrochen. Erklärtes Ziel der Terrorgruppe ist eine Vernichtung Israels. Neue Massaker im Stil des 7. Oktober haben die Terroristen Israel bereits angedroht. Sie verhandeln nur aufgrund des massiven militärischen Drucks, der auf ihnen lastet.
Abgelehnter Kompromiss
Einen Kompromissvorschlag der USA, der die Freilassung von 40 Geiseln gegen 900 palästinensische Häftlinge bereits während einer sechswöchigen Waffenruhe vorsah, hatte die Terrororganisation zuvor abgelehnt.
Der Gegenvorschlag der Hamas sieht laut »Haaretz« vor, dass das israelische Militär in einer ersten sechswöchigen Phase die Kämpfe einstellt und sich aus den städtischen Zentren an die Peripherie Gazas zurückzieht. Zugleich würde palästinensischen Vertriebenen die Rückkehr in den nördlichen Gazastreifen ermöglicht, hieß es.
Bisher hatte sich die Hamas nie um ihre eigene Bevölkerung gekümmert und die Menschen bereits in früheren Konflikten, die ebenfalls von ihr begonnen wurden, als lebende Schutzschilde missbraucht.
50 Gefängnisinsassen pro Geisel
Während der genannten sechs Wochen würde die Hamas nach allen Geiseln in dem umkämpften Gebiet suchen und herausfinden, in welchem Zustand sie sind. In einer zweiten Phase müsste sich die israelische Armee auf israelisches Gebiet zurückziehen. Erst dann würde der Austausch von israelischen Geiseln gegen palästinensische Häftlinge beginnen, hieß es. Für jeden israelischen Zivilisten müsse Israel im Gegenzug 30 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen freigelassen.
Für jede israelische Soldatin oder jeden Soldaten müssten 50 Palästinenser aus israelischen Gefängnissen freikommen, darunter 30, die lebenslange Haftstrafen verbüßen. Die israelischen Soldaten sowie tote Geiseln würden in einer dritten und letzten Phase übergeben, wenn die »Belagerung« des Gazastreifens durch die israelische Armee beendet sei und der Wiederaufbau des Gebiets beginne.
Israel war bisher davon ausgegangen, dass noch knapp 100 der rund 130 im Gazastreifen verbliebenen Geiseln am Leben sind. Nun wird aber befürchtet, dass deutlich mehr tot sein könnten. Israel will sich die Möglichkeit offenhalten, die Kämpfe in Gaza nach einer Feuerpause fortzusetzen. dpa/ja