Terror

Hamas feuert 650 Raketen auf Israel

Israel reagierte auf den Dauerbeschuss mit Angriffen auf Posten der Hamas und des Islamischen Dschihads im Gazastreifen. Foto: dpa

Militante Palästinenser haben von Samstagfrüh bis Sonntagabend mehr als 650 Raketen auf den Süden Israels gefeuert, darunter auf die Städte Sderot, Aschkelon und Aschdod. Vier Israelis starben, mehr als 100 Menschen wurden verletzt, mehrere von ihnen schwer. Das Raketenabwehrsystem Iron Dome fing nach Angaben der israelischen Armee 150 Geschosse ab.

Die Sirenen schrillten bis Sonntagabend fast pausenlos in den Gemeinden in der Nähe des Gazastreifens, darunter Sderot, Netivot sowie in der Eschkol- und der Schaar-Hanegew-Region. Mehrere Häuser und Autos wurden durch direkte Einschläge getroffen. Zehntausende Israelis mussten sich in Schutzräumen in Sicherheit bringen.

SICHERHEITSRÄUME Am Sonntag waren in den südlichen Regionen und der Stadt Aschkelon Schulen sowie Kindergärten geschlossen geblieben. In Unternehmen durfte nur dann gearbeitet werden, wenn sie über Sicherheitsräume verfügen. Sämtliche Versammlungen mit mehr als 300 Menschen sind untersagt.

Um bei eventuellen Angriffen auf Tel Aviv gewappnet zu sein, wird Iron Dome nun auch dort aufgestellt. 

Der Bürgermeister der Hafenstadt Aschdod, Yechiel Lasri, erklärte, dass sich seine Stadt im Notfallmodus befinde. »Wir haben mit Raketen aus Gaza schon viel Erfahrung, unsere Einwohner wissen genau, wie sie sich zu verhalten haben.«

IDF-Sprecher Ronen Manolis sagte, dass das Raketenabwehrsystem Iron Dome jetzt auch im Großraum Tel Aviv aufgestellt wurde, um bei eventuellen Angriffen aus dem Gazastreifen vorbereitet zu sein. Die Luftwaffe habe als Reaktion auf den palästinensischen Dauerbeschuss mehr als 250 Angriffe gegen Einrichtungen der Hamas und des Islamischen Dschihads im Gazastreifen geflogen, darunter auch auf einen Tunnel, der bis auf israelisches Gebiet reichte. Auch eine unterirdische Waffenproduktionsfabrik der Hamas sei getroffen worden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Manolis sagte in einem Fernsehinterview, dass sich die Armee auf mehrere Tage des Kämpfens vorbereitet und nach dem Ende des Schabbats Reservisten der Geheimdienst- und Luftabwehreinheiten sowie des Heimatkommandos einberufen wird.

SCHARFSCHÜTZEN Das Gesundheitsministerium in Gaza gab an, dass bei den Angriffen der IDF elf Menschen ums Leben gekommen seien. Weitere 105 Menschen seien verletzt worden. 

Erstmals seit Jahren tötete Israels Luftwaffe wieder gezielt einen militanten Palästinenser. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurde der 34-jährige Hammad al-Chudari tödlich getroffen, als er in der Stadt Gaza in einem Auto unterwegs war. Die israelische Armee teilte mit, der Mann habe iranische Gelder an die im Gazastreifen herrschende Hamas sowie die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad übermittelt. Damit habe er dabei geholfen, Raketenangriffe auf Israel zu finanzieren.

Nach einer Sitzung wies das israelische Sicherheitskabinett die Armee am Sonntagabend an, die Angriffe fortzusetzen.

Israelische Medien berichteten, das Israels Premier Benjamin Netanjahu, der auch das Amt des Verteidigungsministers inne hat, die IDF anwies, »den Terrorgruppen im Gazastreifen einen heftigen Schlag zu verpassen«. Nach einer stundenlangen Sitzung wies das israelische Sicherheitskabinett um Netanjahu die Armee am Sonntagabend an, die Angriffe fortzusetzen.

Die Sicherheitskräfte geben dem Islamischen Dschihad die Schuld für die Eskalation. Scharfschützen dieser Gruppe seien es auch gewesen, die am Freitag zwei israelische Soldaten an der Grenze zum Gazastreifen durch Schüsse verletzt hatten, woraufhin Israel seinerseits militärisch reagiert hatte.

Der Islamische Dschihad bestätigte, dass ihre Raketen eine Antwort auf diese Reaktion der IDF vom Freitag seien. Die Terrorgruppe, die von dem Iran unterstützt wird, versucht seit Langem, in der von der Hamas regierten Enklave mehr Einfluss zu bekommen.

ESC Besondere Sorge bereitet den Sicherheitskräften der bevorstehende internationale Gesangswettbewerb Eurovision Song Contest (ESC), der vom 14. bis zum 18. Mai in Tel Aviv ausgetragen wird. Dazu werden mehr als 20.000 Gäste aus dem Ausland erwartet. Ein Event in Modiin, bei dem am Samstag die bevorstehende Eurovision gefeiert werden sollte, wurde wegen der Eskalation der Lage abgesagt.

»Wir werden den Feind davon abhalten, das ESC-Festival zu veranstalten«, kündigt der Islamische Dschihad an.

Die Terrororganisation Islamischer Dschihad veröffentlichte eine Erklärung, in der sie den Wettbewerb direkt bedrohte: »Wir werden den Feind davon abhalten, das ESC-Festival zu veranstalten, dessen Zweck es ist, die palästinensischen Erklärungsmuster zu unterminieren.«

Auch Israels Präsident Reuven Rivlin meldete sich zu Wort. »Nach einem angespannten und beunruhigenden Schabbat bete ich für die Verletzten und denke an jene, die in den Sicherheitsräumen ausharren, um den Raketen zu entkommen«, sagte er. »Wir werden auch weiterhin gegen diesen scheußlichen Terror aufstehen und kraftvoll auf jeden Angriff gegen unser Volk antworten.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Währenddessen versucht der Nahostbeauftragte der Vereinten Nationen, Nikolaj Mladenow, mit den Seiten einen Waffenstillstand auszuarbeiten. Auch die Europäische Union rief zur Beruhigung der Lage auf. EU-Außenministerin Federica Mogherini erklärte: »Der Raketenbeschuss aus Gaza in Richtung Israel muss sofort aufhören. Eine Deeskalation dieser gefährlichen Situation wird dringend benötigt, um sicherzustellen, dass die Leben von Zivilisten geschützt werden. Israelis und Palästinenser haben das Recht, in Frieden, Sicherheit und Würde zu leben.«

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024

Israel und der Chefankläger

Das Tischtuch ist zerschnitten

Karim Khan triumphiert. Doch nach der Ausstellung der Haftbefehle ist ihm eine Untersuchung in Gaza verwehrt

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Internationaler Strafgerichtshof

Netanjahu: »Verfahren wird wie Dreyfus-Prozess enden«

Gegen Israels Ministerpräsidenten wurde ein internationaler Haftbefehl erlassen – nun wehrt er sich mit scharfen Worten

 21.11.2024

Hintergrund

Haftbefehle gegen Netanjahu und Gallant erlassen

Der Internationale Strafgerichtshof hat am Donnerstag einem Antrag des Chefanklägers Karim Khan stattgegeben

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Nahost

Israelischer Historiker bei Feldstudie im Südlibanon getötet

Der Wissenschaftler wollte in der Kampfzone eine Festung studieren

 21.11.2024

Nahost

Ringen um Waffenruhe: Amerikanischer Vermittler optimistisch

Amos Hochstein trifft heute Benjamin Netanjahu

 21.11.2024

Charedim

Wehrpflicht für alle?

Unter Israels Reservisten wächst der Unmut über die Ausnahmeregelung

von Sabine Brandes  21.11.2024

Vermisst

»Meinem Vater ist kalt«

Ohad Ben Ami wurde ohne Kleidung gekidnappt

von Sabine Brandes  21.11.2024

Libanon/Israel

US-Vermittler: Fortschritte im Ringen um Waffenruhe

Amos Hochstein bringt Bewegung in die Verhandlungen

 22.11.2024 Aktualisiert