Verkehr

Hallo, Taxi!

Das Warten hat ein Ende: Taxis lassen sich jetzt per Touchscreen bestellen. Foto: Flash 90

Noa Taneh liebt es, die Tel Aviver Nächte durchzutanzen. Nach Hause geht es meist am frühen Morgen per Taxi. Neuerdings braucht Noa nicht mehr lange zu warten. Ein Druck auf den Touchscreen ihres Telefons, und sie weiß, ob ein Wagen auf dem Weg ist. Für die Studentin ist es die beste Erfindung, seit es Mobiltelefone gibt: die Applikation »Get Taxi«. »Endlich bin ich nicht mehr auf Bekannte angewiesen und fühle mich sicher«, sagt sie. Andere indes sind weniger begeistert. Den gewöhnlichen Taxiunternehmen laufen Kunden wie Fahrer in Scharen fort.

Get Taxi mauserte sich von einer simplen Idee fürs Handy innerhalb nur eines Jahres zu einem der größten Taxiunternehmen des Landes. In Tel Aviv steht Get Taxi heute schon an zweiter Stelle der Rangfolge, doch Marktkenner munkeln, dass es lediglich eine Frage der Zeit ist, bis sie sämtlichen Unternehmen den Rang abgelaufen hat. Der Vorsitzende der Taxivereinigung Israels, Jehuda Bar-On, meint, dass in der Stadt am Mittelmeer mittlerweile ein Drittel aller Taxen per App gerufen wird. Nachts und an Wochenenden sogar noch mehr. Auch Bar-On ist sicher, dass diese Zahlen weiter in die Höhe schnellen werden.

Signal Get Taxi, eine Erfindung der jungen Israelis Schachar Waiser und Roy Mor, ist im April 2011 in Tel Aviv eingeführt worden. Mit ihrer Hilfe kann jeder, der ein iPhone, ein Smartphone oder einen Blackberry besitzt, einen Wagen bestellen, ohne eine Taxistation oder -zentrale anzurufen. Kurz darauf empfängt ein Fahrer in der Nähe ein Signal. Ist er frei, fährt er direkt zu dem Wartenden.

Der Taxiruf der modernen Art eroberte den Markt im Sturm. Heute gibt es die israelische Idee in Moskau, London und nach Ankündigung des Marketingmanagers von Get Taxi, Nimrod May, bald auch in New York sowie in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Hunderttausende von Kunden bestellen ihre Tour auf keine andere Art mehr, gibt Get Taxi an. Um die 2.000 Fahrer in 13 israelischen Städten sind bei der jungen Firma registriert – und stetig werden es mehr.

Taneh sieht nur Gutes in der Entwicklung: »Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich an irgendwelchen dunklen Ecken gewartet habe, um ein Taxi anzuhalten oder auf bestellte zu warten, die nie kamen. Am Wochenende ist es oft unmöglich, eines zu bekommen. Manchmal bin ich eine Stunde und mehr zu Fuß nach Hause gelaufen«, erinnert sich die 23-Jährige. »Doch damit ist dank Get Taxi Schluss.« Wenn Taneh des Feierns müde ist, ordert sie noch im Club oder in der Bar per Druck auf die Applikation in ihrem Handy einen Wagen.

Dann sieht sie, wo das Taxi, das zu ihr kommen wird, sich gerade befindet, und kann den Weg, den es zurücklegt, auf einer Karte in ihrem Handy verfolgen. Alles in Echtzeit. Erst, wenn der Fahrer vor der Tür wartet, geht sie nach draußen. »Es gibt mir ein viel sichereres Gefühl beim Ausgehen. Auch wenn meine Freunde schon nach Hause gegangen sind.«

Neben dem simplen Bestellen werden den Kunden vorab Fahrername sowie Informationen zum Wagen mitgeteilt. Die Kunden können die Fahrer bewerten und den Mann oder die Frau ihres Vertrauens anfordern. Wie in Flugzeugen gibt es zudem die Möglichkeit, Meilen zu sammeln und diese für Freifahrten einzulösen.

Fahrer zahlen um die 70 Euro Gebühr monatlich für die Nutzung des Services von Get Taxi, der ihnen Kunden anhand einer Signalbox in ihrem Fahrzeug zuweist. Die Zugehörigkeit zu einer gewöhnlichen Taxifirma kostet im Durchschnitt um die 200 Euro. »Kein Grund, uns zu verlassen«, findet Bar-On. »Wir haben die Erfahrung am Markt und sind ehrliche Geschäftsleute.« Es sei schlicht nicht fair, dass eine Handy-Applikation – die nicht einmal die Lizenz habe, einen Taxistand zu führen – den gesamten Markt umwälze und zerstöre, meint der Chef der Taxivereinigung.

Gegen-App Doch so leicht wollen die Alteingesessenen nicht aufgeben und sich den Löwenanteil des Marktes wegschnappen lassen. Jüngst kamen Vertreter von 50 Taxiunternehmen, bei denen derzeit etwa 4.000 Fahrer unter Vertrag sind, in Tel Aviv zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, um über Maßnahmen zu beraten. Beschlossen wurde eine »Gegen-Applikation« für Mobiltelefone, die Kunden auch in Zukunft an die alten Firmen binden soll. Auch hier kann per Handy bestellt werden. Anders als bei Get Taxi indes werden die Wagen auf gewöhnliche Weise von den Firmen gesandt. Auch können Standort und Route nicht nachvollzogen werden.

Ein Antrag beim Verkehrsministerium, die Nutzung von Get Taxi zu regulieren, da die Firma nicht den Vorgaben für einen Taxibetreiber entspreche, stieß dort auf taube Ohren. »Es gibt keine Notwendigkeit, einen Stand für derartige Taxis aufzustellen, und daher auch keinen Lizenzzwang«, antwortete das Ministerium knapp. Get Taxis Marketingchef May bestätigt, dass alles legal sei und sämtlichen Vorgaben entspreche.

Das Start-up-Unternehmen brachte in der vergangenen Woche noch einmal 20 Millionen an Investitionen auf, nachdem zuvor bereits 30 in die Firma geflossen waren. Die neuen Millionen sollen vor allem für Kampagnen in amerikanische Städten genutzt werden sowie für Stärkung und Ausbau des hiesigen Marktanteiles.

»Wir bringen Wandel in einen Markt, der nicht viel Veränderung erlebt hat seit den Tagen, als man schlicht per Telefon einen Wagen bestellte«, so May. Der Marketingexperte ist sicher, dass der Erfolg der jungen Firma recht gibt. »Wir bieten eine ganz neue Erfahrung in Sachen Taxifahren an – und das wollen die Kunden.«

Israel

Israels Geheimdienstchef Bar räumt seinen Posten 

Israels Führung will den Inlandsgeheimdienstchef des Landes schon länger loswerden. Nun plant Ronen Bar, sein Amt bald niederzulegen. Grund ist aber nicht der Wunsch der Regierung

 28.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Meinung

Die Namen in die Welt schreien

24 junge Männer in der Gewalt der Hamas sind wahrscheinlich noch am Leben - sie können und müssen durch ein Abkommen gerettet werden

von Sabine Brandes  28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025

Jerusalem

Bringt Bennett die Wende bei Wahlen?

Nach einer aktuellen Umfrage bekäme Premier Netanjahu keinen rechts-religiösen Block mehr zustande - würde jetzt gewählt

von Sabine Brandes  28.04.2025

Jerusalem/Den Haag

Israel verweigert Anhörung vor höchstem UN-Gericht

Es geht um die angeblichen Verpflichtungen des jüdischen Staates in den Palästinensergebieten. Außenminister Sa’ar begründet die Position der Regierung

 28.04.2025

Kyoto

Israelischer Tourist muss »Kriegsverbrechen-Deklaration« unterschreiben

In einem Hotel muss ein israelischer Gast schriftlich versichern, nicht an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen zu sein

 28.04.2025

Nahost

Israelischer Luftangriff auf Hisbollah-Ziel in Beirut

Die israelische Luftwaffe hat erneut ein Ziel in Beirut angegriffen. Als Grund gibt Israel einen Verstoß der Hisbollah gegen die Vereinbarung mit dem Libanon an

 27.04.2025

Terror

Ex-Geisel Krivoi: »Sie foltern Matan mit Stromschlägen«

Die ehemalige Geisel Ron Krivoi spricht über die Qualen der verschleppten Israelis durch die Hamas in den Terror-Tunneln

von Sabine Brandes  27.04.2025