Jom Kippur

Gute Luft und Kreislaufkollaps

Im Einsatz: Insgesamt wurde die Ambulanz 2319-mal zu Hilfe gerufen. Foto: Flash90

Nicht nur die Luft ist wegen des fehlenden Verkehrs ausnehmend gesund an Jom Kippur, wie eine Studie des israelischen Umweltministeriums am Sonntag zeigte, es ist auch angenehm ruhig. Die leeren Straßen haben sich in diesem Jahr – wie immer – vor allem Kinder und Jugendliche mit ihren verschiedenen Gefährten erobert.

Neben dem klassischen Fahrrad und den Bobbycars für die Kleinen waren dieses Jahr besonders Dreirad-Scooter angesagt. Dabei stehen die Beine jeweils auf einem beweglichen Trittbrett. Angetrieben wird das Dreirad durch rhythmische Hüft - und Beinbewegungen wie beim Inlineskaten. Macht man es richtig, kann man bis zu 25 Stundenkilometer erreichen.

magen david adom Zu schnell, zu unaufmerksam und noch zu klein, um die Übersicht zu bewahren – das waren jedoch auch die Ursachen für Unfälle auf den Straßen an Jom Kippur. 241 zählte Magen David Adom insgesamt, davon betrafen 193 Kinder und Jugendliche. So musste etwa eine 14-Jährige aus Haifa ins Krankenhaus, weil sie sich bei einem Sturz mehrere Verletzungen im Gesicht zuzog. Ebenfalls in Haifa wurde ein 12-Jähriger bei einem Sturz von einer fünf Meter hohen Brücke schwer verletzt und musste operiert werden, berichtet Yedioth Ahronoth. Wie es dazu kam, ist nicht klar, die Polizei ermittelt. Ein 54-jähriger Mann erlitt ebenfalls schwere Verletzungen, als er an der Kreuzung beim Kloster Latrun (Richtung Jerusalem) vom Fahrrad fiel.

Insgesamt wurde die Ambulanz 2319-mal zu Hilfe gerufen. 68 Menschen mussten behandelt werden, weil ihr Kreislauf aufgrund des Fastens versagt hatte, 18 mussten gar wiederbelebt werden, viele waren einfach dehydriert. 36 Menschen wurden bei Autounfällen verletzt. 116 Frauen bekamen Wehen und wurden in Kliniken gebracht, und sieben Babys kamen mithilfe des Magen David Adom zur Welt. In Bnei Brak fiel ein Kleinkind aus dem dritten Stock eines Hauses. Offensichtlich war es in Abwesenheit der Mutter auf einen Stuhl am Fenster geklettert. Sein Zustand ist kritisch.

Sonst blieb es allerdings ruhig. Obwohl aufgrund des ebenfalls stattfindenden arabischen Feiertags Eid al-Adha im Vorfeld Spannungen – vor allem in Städten mit arabischen und jüdischen Bewohnern – befürchtet worden waren, kam es lediglich zu wenigen kleineren Zusammenstößen, berichten israelische Medien. Zuletzt fanden die beiden Hohen Feiertage vor 33 Jahren am gleichen Tag statt.

Opferfest Eid al-Adha, das zu Ehren des Propheten Ibrahim begangen wird, ist das genaue Gegenteil von Jom Kippur. Wo die einen in sich gekehrt bleiben und fasten, feiern die Muslime ausgiebig, essen gut und besuchen einander.

Um Missverständnisse zu vermeiden, hatten religiöse Führer beider Religionen, Bürgermeister und Politiker jedoch im Vorfeld ausgiebig über die religiösen Bräuche des jeweils anderen informiert, und Israels Staatspräsident Reuven Rivlin setzte ein Zeichen für Verständigung, indem er Kfar Yasif, eine arabische Stadt im Norden des Landes, besuchte: »Es liegt nicht allein in der Verantwortung der Politiker, dass unsere Völker in gegenseitigem Respekt zusammenleben, es sind vor allem wir selbst, die es in der Hand haben.«

Bis Sonntag hielten sich auch rund 500 Palästinenser aus Gaza im Alter von 60 Jahren und darüber im Ostteil Jerusalems auf. Sie hatten aufgrund des muslimischen Feiertags die Genehmigung bekommen, an der Al-Aksa-Moschee zu beten und Verwandte zu besuchen. Heute und am Dienstag sollen jeweils noch einmal so viele kommen.

Nahost

Waffenstillstand als »Geschenk« für Trump?

Bis Januar soll eine Vereinbarung stehen

 14.11.2024

Thailand

Warnung vor Anschlägen auf Israelis bei Full Moon Party

Die Full Moon Party auf der Insel Koh Phangan gilt als Asiens beliebteste Strandfeier. Aber jetzt ist Vorsicht geboten: Es gibt Angst vor Attacken auf Juden

von Carola Frentzen  14.11.2024

Berlin

Annalena Baerbock gegen Aussetzung des EU-Dialogs mit Israel

Gleichzeitig bringt die Außenministerin Sanktionen gegen israelische Minister ins Spiel

 14.11.2024

Nahost

Sechs israelische Soldaten sterben im Kampf gegen die Hisbollah

Die Lage am Donnerstag

 14.11.2024

USA

Familienbande

Warum es für Israel problematisch werden kann, wenn beide Schwiegersöhne Trumps in der Nahostpolitik mitmischen

von Sabine Brandes  14.11.2024

Medien

»Mit eigenen Augen sehen«

»Welt«-Chefreporter Steffen Schwarzkopf über Herausforderungen der Berichterstattung aus Israel

von Detlef David Kauschke  14.11.2024

Vermisst!

Barmizwa ohne Vater

Ofer Kalderon kann nicht mit seinem Sohn feiern. Seit mehr als 400 Tagen ist er Geisel der Hamas-Terroristen

von Sabine Brandes  14.11.2024

Kiel

»Eckpfeiler für Israels Sicherheit«

Die »Drakon« ist bereits das sechste in Deutschland gebaute U-Boot für Israels Marine - jetzt fand die Schiffstaufe statt

 13.11.2024

Gaza

Neues Video von Geisel veröffentlicht

Die Terrorgruppe Palästinensischer Islamischer Dschihad im Gazastreifen setzt die psychologische Kriegsführung fort. Es ist das dritte Video vom verschleppten Sasha Trupanov

 13.11.2024