Grün steht für die Hoffnung. Passend ist die Farbe des Impfzertifikats in Israel. Der sogenannte »grüne Gesundheitspass« für Menschen, die gegen das Coronavirus geimpft sind, spielt bei der Rückkehr zur Normalität eine Hauptrolle in der ganzen Welt. Auch und besonders im Tourismus. Doch die technischen Herausforderungen im internationalen Reiseverkehr für die Anerkennung der Gesundheitspässe sind nicht zu unterschätzen.
Fachleute diskutierten jetzt im Rahmen der digitalen Reisemesse ITB Berlin Now, wann und wie ausländische Touristen nach der Corona-Pandemie nach Israel zurückkehren können. Moderiert wurde das Gespräch via Zoom von Ella Zack Solomon, der Direktorin des Staatlichen Israelischen Verkehrsbüros.
Die Hoffnungen im israelischen Tourismussektor sind groß – die Angaben bislang allerdings wenig konkret. Übereinstimmend betonten alle teilnehmenden Experten, dass die Gäste aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und dem Rest der Welt sehr vermisst werden und man es nicht mehr erwarten könne, »endlich wieder die Fremdsprachen zu hören, Deutsch, Englisch ...«.
FLUGVERKEHR Yossi Fattael, Chef der Vereinigung für Reiseveranstalter (Fremdenverkehr aus dem Ausland), erläuterte die drei hauptsächlichen Punkte, die für den Tourismus nach Corona von Bedeutung sind: die Gesundheitspässe, der Flugverkehr und die Protokolle für Einzelreisende sowie Gruppen während des Besuchs im Heiligen Land.
»Die grünen Pässe sind eine riesengroße Herausforderung für alle. Selbst wenn die Menschen geimpft sind, ist die Akzeptanz der Zertifikate problematisch. Der Aufbau eines Systems, das in jedem Land der Welt bei der Einreise erkennt, ob diese Person geimpft ist, hat nicht einmal begonnen«, erläuterte Fattael. »Das wird uns sicher bei der Öffnung der Länder zurückwerfen.«
Jene, die versuchen, das Projekt voranzubringen, seien vor allem die Fluglinien. »Doch die haben ihre eigenen Probleme. Es ist klar, dass der Flugverkehr in den kommenden zwei bis drei Jahren nicht wieder zum Normalzustand zurückkehren kann.« Der Reiseexperte hofft, dass es aber im vierten Jahr nach dem Ende der Pandemie wieder so weit sein werde.
Für Einheimische ist vieles wieder offen. Alles andere ist noch ungewiss.
Allerdings wisse man bereits jetzt, dass der Sektor um 25 bis 30 Prozent schrumpfen werde. »Die Fluggesellschaften sind mit einem Minus von 55 Milliarden US-Dollar in die Krise hineingegangen. Durch Corona kamen weitere 95 Milliarden hinzu. Das gesamte Geschäftsmodell ist zusammengebrochen.« Denn es funktionierte nach dem Modell »Wer fliegt wann wohin und zu welchem Preis«, so Fattael. »Doch das existiert nicht mehr. Niemand kann darauf noch Antworten geben.«
INTERNATIONAL Israel, betonte Fattael, sei bereit, ein globales System für die Anerkennung der Impfpässe zu akzeptieren – sollte eines bereitstehen. »Es ist ja nicht nur Israels Problem, sondern das der ganzen Welt.« Leider aber gebe es bislang nirgends ein Modell, das international funktioniere. Sollte es aber so weit sein, würde sich Israel daran hängen. »Denn wir möchten am liebsten morgen aufmachen.«
Der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, gibt sich trotz der Schwierigkeiten optimistisch – »weil unsere großen Qualitäten sind, Dinge auszuprobieren, für das Unerwartete bereit zu sein und uns auf Herausforderungen einzustellen«, ist er überzeugt. Beispiele dafür seien die starke Impfkampagne und die Exits aus mehreren Lockdowns und Restriktionen.
Er ist sicher, dass Israel in der Lage sein wird, ein umfassendes Konzept zu entwickeln, mit dem die Touristen in eine »sicherere, grünere, gesündere und hygienischere Umgebung zurückkehren können«. Issacharoff rief alle auf: »Bitte kommen Sie nach Israel – und lassen Sie uns in eine neue Ebene starten.«
Der Generaldirektor im Tourismusministerium, Amir Halevy, versprach, dass sein Land alles Gute – das Wetter, das Essen, die Sehenswürdigkeiten und den Spaß – auch in Zukunft bewahren will. Doch auch er kann nichts Konkreteres sagen. »Niemand weiß, was in zwei oder drei Wochen sein wird. Wir haben Fragen über Fragen, was im nächsten Monat geschieht.«
HOTELS Zwar gebe es in Israel das Gefühl, dass der Tourismus zurückkommt, doch zunächst lediglich für Landsleute. »Unsere beiden großen Städte, Jerusalem und Tel Aviv, haben wieder geöffnet, Restaurants, Bars und sogar die Hälfte der Hotels.« Halevy hofft, dass die Pessachwoche der Branche noch einmal einen Schub in die richtige Richtung geben wird.
Für Gäste aus dem Ausland indes bleibt auch ihm derzeit lediglich die Hoffnung, dass sich bald etwas ändert. »Vor dem Ausbruch des Coronavirus hatten wir zehn bis 30 Prozent mehr Gäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es war eine wundervolle Dynamik. Jetzt warten wir, dass der Flughafen bald noch weiter geöffnet wird – zunächst für geimpfte Gäste aus der ganzen Welt und dann für Personen mit negativem Corona-Test.«
Darauf setzt auch Yael Danieli. Die Vorsitzende der Hotelvereinigung Israels sprach zwar davon, »dass der lange Winter vorbei und der Frühling in den Hotels des Landes wieder eingezogen ist«, gleichzeitig machte sie klar, wie schmerzlich die Gäste aus aller Welt vermisst werden.
Bei einem Besuch in verschiedenen geöffneten Häusern habe sie »eine tolle Atmosphäre gespürt, die Menschen saßen wieder in den Speisesälen, schwammen im Pool oder tranken ein Bier an der Bar«. Sie will optimistisch sein und rechnet mit einer Öffnung des Landes für Menschen von überallher mit dem dritten Quartal 2021. Sicher aber ist auch sie nicht. »Denn im Moment bringt jeder Tag etwas Neues.«