Tel Aviv

Grünes Licht für grüne Lunge

Teilt die Stadt derzeit in zwei Hälften: der Ayalon Highway neben den Bahnschienen Foto: Flash 90

In der Zukunft sollen die Tel Aviver auf ihrer Stadtautobahn Fahrrad fahren, ihre Hunde Gassi führen und in der Mittagspause einen Kaffee trinken können. Die Schnellstraße, der Ayalon Highway, führt mitten durch die Metropole. Doch bald soll sie zur grünen Lunge der Stadt werden. Dafür werden die Fahrbahnen mit einer Art Deckel versehen – und obendrauf wird ein riesengroßer Park gebaut. Das größte städtische Bauvorhaben in der israelischen Geschichte hat die Stadtverwaltung von Tel Aviv in der vergangenen Woche beschlossen.

Etwa zwei Milliarden Schekel soll das ehrgeizige Projekt kosten (rund eine halbe Milliarde Euro) und eine Fläche von fast 25 Hektar umfassen. Das Baukomitee hat bereits zugestimmt, und in drei bis fünf Jahren sollen die ersten Raupen, Kräne und Bagger anrücken.

Hochhaus Vorangetrieben hatte die Idee der vorgesehene Bau eines neuen Wohn- und Bürohochhauses an der Menachem-Begin-Straße – an der Stelle, wo derzeit die Redaktion der Zeitung Yedioth Ahronoth ihren Sitz hat. Der Bauherr, die Azrieli-Gruppe, musste der Stadtverwaltung im Gegenzug für die Genehmigung zum Bau des 80 Stockwerke hohen Turmes, der durch eine Unterführung mit den Azrieli-Towers verbunden werden soll, weitere Begrünungsmöglichkeiten in der Stadt vorschlagen. So kam die Idee zur Überdachung des Ayalon auf.

Die Stadtautobahn verläuft von Nord nach Süd entlang des Ayalon-Flusses, nach dem sie auch benannt ist. Sie ist die meistbefahrene Straße im ganzen Land. Jeden Morgen und jeden Abend zur Rushhour stauen sich die Autos, Lkws und Motorräder hier auf etlichen Kilometern. Doch mehr noch: Die Autobahn sowie die unmittelbar daneben gelegenen Bahnschienen und der Fluss Ayalon trennen Tel Aviv gleichsam in zwei Hälften: West und Ost.

Trennung Diese sollen durch den Ayalon-Park verbunden werden und zu einer Vereinheitlichung der städtischen Struktur führen. Denn heute ist der meerseitig gelegene westliche Teil samt Stadtzentrum entwickelt, wohlhabend und modern, der östliche indes an vielen Stellen vernachlässigt und ärmlich.

»Der Park soll die Viertel Yad Eliahu, Nachalat Yitzhak und Bitzaron mit dem Zentrum verbinden und zu einer Einheit machen«, hofft Stadtratsmitglied und Komiteeleiter Itay Pinkas von der Meretz-Partei, »und ganz der Bevölkerung dienen.« Dafür soll auf der Grünfläche so viel wie möglich natürlich gehalten werden. Das heißt, keine großen Bauten oder Einkaufszentren, keine weiteren Straßen werden erlaubt. »Denn solche großen Gebäude und Anlagen würden die Innenstadt noch schmutziger und lauter machen.« Und genau das soll nicht geschehen.

Zu diesem Zweck sollen die jetzt bereits vorhandenen Fahrbahnen unterirdisch verlaufen, fast wie in einem Tunnel. »Doch sie werden nicht zu 100 Prozent abgedeckt«, wie Pinkas auf einer Pressekonferenz erklärte, »damit die Tunnel nicht mit den Abgasen der Fahrzeuge vollgepumpt werden.« Geplant ist die Überdachung von der Arlozoroff-Straße im Norden bis zur Yitzhak-Sadeh-Kreuzung im Süden der Stadt.

komplex Der Plan sieht vor, die bereits vorhandenen öffentlichen Flächen zwischen den Parks Hayarkon und Begin zu verbinden, um sie in eine große zusammenhängende Grünfläche umzugestalten. Doch das Vorhaben ist komplex. Daher geht die Verwaltung davon aus, dass die Realisierung eher langsam vorangehen wird. Pinkas gibt zu bedenken: »Der Ayalon Highway ist eines der geschäftigsten Stücke Infrastruktur im ganzen Nahen Osten. Die Arbeiten müssen so getätigt werden, dass der Verkehr auch weiterhin ungehindert fließen kann.«

»Aus Grau mach Grün« lautet das Motto der Stadtverwaltung für das immense Vorhaben. Nicht nur Bäume und Blumen, auch Spielplätze, Radwege und Sportanlagen sollen gebaut werden. Der Tel Aviver Student Dan Azulay ist geradezu euphorisch: »Das ist die beste Idee der Stadtverwaltung seit langer Zeit. Ein Park mitten in der Stadt, ähnlich wie der Central Park in New York, ist fantastisch und würde Tel Aviv sicher guttun, denn ein großer Teil der Stadt ist irgendwie abgeschottet. Die Menschen hier lieben es, im Grünen eine Pause vom Alltag zu machen, und würden sicher in Scharen in den Ayalon-Park kommen.«

Architektur Doch nicht alle sind von dem Projekt begeistert. So schreibt etwa die Architekturkritikerin Esther Zandberg in der Haaretz: »Dieser Park bietet keine Lösung für das Problem, dass es nur wenige Verbindungspunkte zwischen dem entwickelten Westen und dem vernachlässigten Osten der Stadt gibt. Der Plan wird die Trennung der beiden Hälften nur fortschreiben.« Stattdessen sollte man lieber die kleinen Nebenstraßen sowie den öffentlichen Nahverkehr zwischen West und Ost ausbauen, meint Zandberg.

Der Plan ist von der Architektengruppe Lerman und städtischen Bauingenieuren gemeinsam ausgearbeitet worden. Ähnliche Projekte sind in anderen Metropolen der Welt bereits realisiert worden, darunter der Beach Park in Miami, die Autobahn-Überdachung in London, das Big-Dig-Projekt in Boston oder der High Line Park auf der ehemaligen Hochbahn in New York.

Allerdings, das zeigen Modelle und ein animiertes Video, wird der Park von vielen neuen Hochhäusern gesäumt werden, die sich momentan noch in der Genehmigungsphase befinden. Doch Pinkas versichert: »Kein anderes Projekt wird den Bau des Parks gefährden. Er hat Priorität vor allen anderen.«

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