Ramat Gan

Großer Geldsegen

Die Bar-Ilan-Universität beheimatet unter anderem Forschungsinstitute für Physik, medizinische Chemie, Werkstoff- und Nanowissenschaften. Foto: REUTERS/Amir Cohen

Der große Unbekannte erlebte den Zweiten Weltkrieg ebenso mit wie die Gründung Israels, zudem war er ein überzeugte Zionist, weshalb nach seinem Tod 260 Millionen Dollar, fast eine Milliarde Schekel, an eine israelische Universität gehen sollten. Doch seinen Namen wollte der großzügige Spender nicht nennen. Sehr wohl bekannt ist aber der Empfänger. Es handelt sich um die Bar-Ilan-Universität, die auf diese Weise die größte Einzelspende bekommt, die jemals eine Hochschule in Israel erhalten hat.

Über den Geldgeber ist nur bekannt, dass er ein nordamerikanischer Jude und Absolvent der Columbia University war, der im Zweiten Weltkrieg gekämpft hatte. Er habe Israel als einen sicheren Hafen für das jüdische Volk gesehen und sich für dessen wirtschaftliche sowie soziale Stabilität eingesetzt, gab die Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan nahe Tel Aviv bekannt.

Diese Hochschule habe er ausgewählt, weil er der Überzeugung war, dass sie als renommierte Forschungseinrichtung die besten Voraussetzungen mit sich bringe, »die große Aufgabe zu übernehmen, die auf Wissenschaft basierte Widerstandsfähigkeit Israels weiter auszubauen«.

Detaillierte Anweisungen, wer genau welche Mittel erhalten soll

Die Schenkung wurde von ihm in seinem Testament festgeschrieben, und zwar mit detaillierten Anweisungen, wer genau welche Mittel erhalten soll. All das wurde vor dem 7. Oktober 2023 bei Treffen des Spenders mit dem Präsidenten der Bar-Ilan-Universität, Arie Zaban, ausgehandelt und vereinbart. Er hatte bereits früher Spenden an die Universität geleistet, aber keine in dieser Größenordnung. Das Geld soll auch nicht in Raten überwiesen werden, sondern als Pauschalbetrag. Das heißt, fast der gesamte Betrag geht in einem Rutsch auf das Konto der Universität.

Die Schenkung wurde in seinem Testament festgeschrieben.

Hochschulpräsident Zaban erläutert den Zweck der großzügigen Spende: »Der Spender, selbst ein Mann mit breiter akademischer Bildung, glaubte, dass die Entwicklung der technologischen Widerstandsfähigkeit Israels in erster Linie auf bahnbrechender Wissenschaft beruht. Er hielt dies für entscheidend, ja sogar existenziell für den Staat Israel. Ferner wurde über die Wirtschaft, die globale Lage, Geopolitik und Gesundheit gesprochen. Dabei brachte er seine Sorgen um das Land und um Israels technologischen Vorsprung zum Ausdruck, wobei er ein tiefes Verständnis dafür zeigte, dass echte Widerstandsfähigkeit nur mit Wissenschaft möglich ist.«

Bei seinen Besuchen habe er die bedeutende Rolle gewürdigt, die die Bar-Ilan-Universität dank ihrer Infrastruktur sowie ihrer engen Verzahnung mit allen Sektoren der israelischen Gesellschaft in vielen Schlüsseltechnologien besitzt, so Zaban weiter. »Diese Schenkung kam ebenfalls zustande, weil der Spender die Stärkung Israels als seine Lebensaufgabe ansah.«

»Tiefe Empathie für die hier wirkenden Menschen«

Als er Israel bereiste und dem Campus Besuche abstattete, habe er mit eigenen Augen gesehen, wie engagiert die Forscher an der Bar-Ilan-Universität seien und auf welch hohem Niveau dort Wissenschaft und Forschung betrieben werden. »Darüber hinaus hatte er eine tiefe Empathie für die hier wirkenden Menschen, weil sie sich dem Land und dem Zionismus verpflichtet fühlen. Vor allem aber regis­trierte er die studentische Vielfalt auf dem Campus.«

Die Spende werde in die Weiterentwicklung der sogenannten Deep-Tech-Bereiche investiert, womit Technologien gemeint sind, die zwar auf Forschungsergebnissen basieren, aber völlig andere Innovationen ermöglichen. Diese hätten das Potenzial, »die Zukunft Israels und die der Menschheit« positiv zu beeinflussen. Zaban erklärt, dass das Geld »uns ermöglichen wird, mit der Umsetzung unserer Visionen für die Zukunft zu beginnen. Dies ist jedoch erst der Anfang. Ich wünsche uns weitere Partner, die sich den von uns eingeschlagenen Wegen in der Forschung anschließen, ganz zum Wohle unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft«.

Der unbekannte Spender war überzeugt, dass Israel sich nur mit neuester Technik verteidigen kann.

Die Universität verfüge jetzt über die Mittel, Dutzende herausragende Forscher in Deep-Tech-Wissenschaftsfeldern wie Energie, Umwelt, Kryptografie, Biokonvergenz, Quanten, Künstliche Intelligenz und Verarbeitung natürlicher Sprache zu rekrutieren. In Zusammenarbeit mit Interessenvertretern und zukünftigen Partnern auch außerhalb der akademischen Welt, beispielsweise der Hightech-Industrie oder dem Gesundheitssystem, werde die Bar-Ilan-Universität beim Aufbau hochmoderner Forschungslabore, der Unterstützung von Studierenden, die bereits einen Abschluss haben, und der Schaffung von Innovationszentren eine Führungsrolle übernehmen, heißt es dazu aus der Hochschule.

»Unsere Beziehung zum Spender besteht schon seit mehreren Jahren. Dennoch musste er, um uns eine Spende dieser Größenordnung zukommen zu lassen, an uns glauben. Für mich ist dies ein Ausdruck seines Vertrauens in die Bar-Ilan-Universität und ihre Menschen«, ist der Dekan überzeugt. »Dieser bemerkenswerte Beitrag wird es uns ermöglichen, die Wissenschaft voranzutreiben und einen Einfluss auf den Staat Israel und die Wissenschaft auszuüben.«

»Wir haben eine Mission«, fasst Zaban zusammen. »Heute braucht Israel mehr denn je Unterstützung und Investitionen in seine Wissenschaft und sein Humankapital. Unsere forschungsgetriebene technologische Widerstandsfähigkeit ist der Schlüssel zu einer florierenden Gesellschaft und Wirtschaft.«

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