Die Zahl der jüdischen Besucher am Trauer- und Fastentag Tischa beAw auf dem Jerusalemer Tempelberg hat nach Angaben des Knessetabgeordneten Yehuda Glick (Likud) eine Rekordzahl erreicht. Glick, der sich für das Recht von Juden einsetzt, auf dem Tempelberg zu beten, teilte mit, etwa 1400 Juden hätten am Sonntag die heilige Stätte besucht. Im vergangenen Jahr seien an Tischa beAw etwa 1300 jüdische Besucher gezählt worden.
Waqf Der Medienkoordinator der islamischen Religionsbehörde Waqf, Firas al-Dibis, sagte jedoch nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa, die Zahl sei mit 1023 Besuchern niedriger gewesen. Laut Medienberichten wurden am Sonntag etwa 15 Menschen während ihres Besuchs auf dem Tempelberg festgenommen – die meisten, weil sie an der heiligen Stätte beteten oder sich auf den Boden niederwarfen.
An Tischa beAw wurde laut der jüdischen Tradition der Erste und der Zweite Tempel der Juden in Jerusalem zerstört. Der Tempelberg, auf dem heute der Felsendom und die Al-Aksa-Moschee stehen, wird vom Waqf verwaltet und ist sowohl für Juden als auch für Muslime eine heilige Stätte. Das Gebet von Nichtmuslimen ist auf dem Tempelberg nicht gestattet.
VideoS Die »Times of Israel« berichtete über ein Video einer Gruppe von »Studenten für den Tempelberg«, auf dem große Menschenmengen zu sehen gewesen seien, die auf dem Plateau mit der Polizei aneinandergerieten. Auf einem anderen Video der Gruppe sei zu sehen gewesen, wie ein jüdischer Mann von Polizisten abgeführt wurde, der sich zuvor auf den Boden geworfen hatte.
Wie die Times of Israel weiter meldete, bereitet Jordanien einen Protestbrief an das israelische Außenministerium wegen der angeblichen Verletzungen der Regeln auf dem Tempelberg durch jüdische Besucher vor. Laut der staatlichen jordanischen Nachrichtenagentur Petra verurteilte der Minister für Medienangelegenheiten Jumana Ghneimat am Sonntag »die provokativen Einfälle von Extremisten und Siedlern, die heute auf den Innenhöfen des Tempelbergs stattgefunden haben«. Dies sei ein Verstoß gegen die Verpflichtungen Israels und könne Muslime weltweit erzürnen.
Auch die palästinensische Autonomiebehörde verurteilte die Besuche. Ein Sprecher rief die internationale Gemeinschaft auf, sofort Schritte zu unternehmen, um »die Al-Aksa-Moschee zu beschützen«. ag