Pandemie

Große Angst vor Delta in Israel

Hier geht es zum Coronatest am Flughafen. Foto: Flash 90

Einer der ersten Tagesordnungspunkte auf der Agenda des israelischen Premierministers Naftali Bennett ist das Coronavirus. Am Sonntag nun beschloss die neue Regierung, dass wegen der Delta-Variante striktere Maßnahmen am Ben-Gurion-Flughafen eingeführt werden müssen. »Auch Israel ist durch diese Variante bedroht«, betont Bennett.

POLIZEI Vor allem israelische Reisende, die aus Risikogebieten im Ausland zurückkehren, würden sich oft nicht strikt an die Quarantäne-Regeln halten, erläuterte der Ministerpräsident. An der Besprechung nahmen auch Vertreter des Transport- und Gesundheitsministeriums teil. Auf Empfehlung dieser Ressorts werde es nun 250 Polizeibeamte geben, die temporär ausschließlich die Quarantäne von Rückkehrern überwachen. Eine neue Aufklärungskampagne soll die Ankömmlinge zudem über die Wichtigkeit einer Isolation informieren.

Darüber hinaus genehmigte der Premierminister die Eröffnung einer weiteren Teststation am Flughafen. Am 15. Juni hatte Israel vom Betreiber Check2Fly (Omega) auf Test & Go (Femi Premium) umgestellt. Letzterer muss die Proben an ein externes Labor senden, anders als Omega, das über ein eigenes Labor verfügt. Warum diese Entscheidung getroffen wurde, ist nicht bekannt. Außerdem müssen ankommende Reisende seit 1. Juni eine Gebühr von umgerechnet etwa 25 Euro für einen PCR-Coronatest zahlen. Das Ergebnis erhält der Getestete auf sein Mobiltelefon.

In den vergangenen Tagen hatte es eine leichte Steigerung bei den Neuinfektionen gegeben.

Am Sonntag seien israelischen Medienberichten zufolge mehr als 2800 Menschen, die am Flughafen angekommen waren, ohne Test ins Land gelassen worden. Grund war die Überlastung der Teststationen. Ein Reporter berichtete, dass es ein großes Durcheinander gegeben habe. Das Gesundheitsministerium erklärte daraufhin, es werde die entsprechenden Personen noch testen lassen. Bis wann, wurde jedoch nicht mitgeteilt.

Ankommende Passagiere müssen zudem neuerdings eine offizielle Erklärung unterschreiben, dass sie sich nicht in einem Hochrisikogebiet aufgehalten haben. Dazu gehören derzeit Argentinien, Russland, Indien, Südafrika, Mexiko und Brasilien. Wer dorthin reisen möchte, benötigt momentan eine Sondergenehmigung der Regierung.

NEUINFEKTIONEN Die neuen Maßnahmen folgen auf die Sorge, dass Israel durch die Varianten vor einem weiteren Ausbruch des Coronavirus stehe. In den vergangenen Tagen hatte es eine leichte Steigerung bei den Neuinfektionen gegeben. Am Montag seien 358 aktive Covid-19-Fälle gezählt worden, so das Gesundheitsministerium. In den vergangenen 24 Stunden hatte es 48 Neuinfektionen gegeben. Diese waren hauptsächlich bei Reisenden festgestellt worden, die nach Israel zurückkehrten.

In der Stadt Beit Schean im Osten des Landes mussten nach einem Konzert sämtliche Teilnehmer in Quarantäne, nachdem bei einem Gast die Delta-Variante festgestellt worden war.

»Es kann sein, dass Israel komplett zum Maskenmandat in Innenräumen zurückkehrt.«

Gesundheitsminister Nitzan Horowitz

Mitte Juni hatte Israel die Maskenpflicht vollständig aufgehoben. In Innenräumen und draußen durften die Menschen ihren Mund- und Naseschutz überall abnehmen. Nun wird darüber beraten, die Masken während des Schulunterrichts wieder einzuführen.

In zwei Schulen, in den Orten Binyamina und Modiin, hatte es neue Fälle des Virus gegeben. Auch hier geht das Ministerium davon aus, dass die Quelle Rückkehrer aus dem Ausland seien.

Auch neun Lehrkräfte, alle vollständig geimpft, hatten sich mit bei dem Ausbruch angesteckt. Derzeit ist noch nicht klar, ob es sich dabei ebenfalls um die Delta-Variante handelt. Es könnte sogar sein, dass man komplett zum Maskenmandat in Innenräumen zurückkehrt, äußerte sich Gesundheitsminister Nitzan Horowitz anschließend.  

WERBEKAMPAGNE Derzeit läuft im Land die Impfkampagne der Zwölf- bis 15-Jährigen. Während das Gesundheitsministerium Eltern riet, ihre Sprösslinge impfen zu lassen, gab es bislang keine offizielle Empfehlung. Jetzt allerdings wird in Erwägung gezogen, eine breite Werbekampagne zu starten. In den vergangenen Tagen wurde bereits eine Steigerung der Besuche dieser Altersgruppe in den Impfzentren vermeldet.

Der vorherige Generaldirektor im Gesundheitsministerium, Gabi Barbasch, erklärte in einem Fernsehinterview, dass man nicht geimpfte Kinder in diesem Sommer nicht mit ins Ausland nehmen solle. »Diese Mutation ändert alles. Sie kontrolliert derzeit die Welt. Es trifft auch junge Leute und Kinder. Darauf muss man sich einstellen.« Auch Barbasch schlug vor, das Maskenmandat in Israel in Innenräumen wieder einzuführen. »Wir müssen jetzt dahin zurückkehren.«

Verschiedene Gesundheitsexperten warnen jedoch vor Panikmache. Darunter der Epidemiologe und Regierungsberater für Gesundheit der Regierung, Ran Balicer, erläuterte, dass mehr als 85 Prozent der älteren Bevölkerung geimpft sei. »Israel ist größtenteils immunisiert, und die Chancen, dass eine neue Welle die Krankheits- und Todesraten bringt, die wir im Januar gesehen haben, ist unwahrscheinlich.«

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024

Israel und der Chefankläger

Das Tischtuch ist zerschnitten

Karim Khan triumphiert. Doch nach der Ausstellung der Haftbefehle ist ihm eine Untersuchung in Gaza verwehrt

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Internationaler Strafgerichtshof

Netanjahu: »Verfahren wird wie Dreyfus-Prozess enden«

Gegen Israels Ministerpräsidenten wurde ein internationaler Haftbefehl erlassen – nun wehrt er sich mit scharfen Worten

 21.11.2024

Hintergrund

Haftbefehle gegen Netanjahu und Gallant erlassen

Der Internationale Strafgerichtshof hat am Donnerstag einem Antrag des Chefanklägers Karim Khan stattgegeben

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Nahost

Israelischer Historiker bei Feldstudie im Südlibanon getötet

Der Wissenschaftler wollte in der Kampfzone eine Festung studieren

 21.11.2024

Nahost

Ringen um Waffenruhe: Amerikanischer Vermittler optimistisch

Amos Hochstein trifft heute Benjamin Netanjahu

 21.11.2024

Charedim

Wehrpflicht für alle?

Unter Israels Reservisten wächst der Unmut über die Ausnahmeregelung

von Sabine Brandes  21.11.2024

Vermisst

»Meinem Vater ist kalt«

Ohad Ben Ami wurde ohne Kleidung gekidnappt

von Sabine Brandes  21.11.2024

Libanon/Israel

US-Vermittler: Fortschritte im Ringen um Waffenruhe

Amos Hochstein bringt Bewegung in die Verhandlungen

 22.11.2024 Aktualisiert