Nadav Ben-Yehuda wäre so gern der jüngste israelische Bergsteiger geworden, der jemals den Mount Everest bezwungen hat. Doch der 24-Jährige gab seinen größten Traum auf. Für jemanden, den andere vielleicht als Feind bezeichnen würden. Nur 300 Meter unter dem Gipfel des Mount Everest rettete er einem Türken das Leben.
Wäre er weiter gegangen, hätte das den sicheren Tod von Aydin Irmak bedeutet, der bewusstlos auf dem gefrorenen Boden lag. »Andere zogen einfach an ihm vorbei, ohne einen Finger zu bewegen«, erinnert sich Ben-Yehuda. Er jedoch habe keine Zweifel gehabt. »Ich wusste, dass ich ihn retten musste.«
Lawinen Was zunächst nach einem guten Tag aussah, entwickelte sich zum Desaster. Das Wetter änderte sich drastisch, Winde und Lawinen machten die Gipfeltour zur Todesfalle. Mindestens sechs Bergsteiger aus aller Welt kamen ums Leben, darunter auch ein Deutscher. Ben-Yehuda war an diesem schicksalhaften Tag schnell klar: »Ein Menschenleben – egal von wem – bedeutet mehr als alles andere.« Obwohl er bei der Rettungsaktion sein Leben riskierte, sagte er: »Das war nichts, worüber ich mir Gedanken machen konnte. Das wäre unmoralisch gewesen.«
Zur selben Zeit erhob ein türkisches Gericht Anklage gegen Mitglieder der israelischen Armee. Während der Flotilla 2010 hatte ein türkisches Boot versucht, die Blockade von Gaza zu durchbrechen. Zahal hatte das Schiff gestürmt und neun der Aktivisten getötet, nachdem die Soldaten angegriffen worden waren.
Das Istanbuler Gericht habe einstimmig beschlossen, unter anderem den ehemaligen Stabschef Gabi Aschkenazi anzuklagen, schrieb die Nachrichtenagentur Anadolu. Die Richter erklärten, die Beschuldigten hätten »angestachelt, um monströs und durch Folter zu morden«. Im Fall einer Verurteilung würde den Angeklagten neun Mal lebenslänglich drohen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass es je zu einer Verhandlung kommen wird.
Nadav Ben-Yehuda aus Rechowot lässt die Politik kalt. Er ist sich sicher, das einzig Richtige getan zu haben. Genauso sieht es Staatspräsident Schimon Peres, der dem Jura-Studenten jetzt eine Ehrenmedaille für sein heldenhaftes Tun verleihen will.