Solidarität

Gilad Shalit trifft sich mit Geiselfamilien

Gilad Shalit (hier mit Premier Benjamin Netanyahu) Foto: Government Press Office

Er will Hoffnung machen. Dabei hatte er selbst lange kaum noch welche. Gilad Shalit, der junge israelische Soldat, der fünf Jahre und vier Monate lang Geisel der Hamas im Gazastreifen war, hat sich vor einigen Tagen mit den Angehörigen der am 7. Oktober Gekidnappten in Verbindung gesetzt, um ihnen Mut zuzusprechen. Shalit war 2006 als gerade 18-jähriger Soldat bei einem grenzüberschreitenden Angriff der palästinensischen Terrorgruppe aus seinem Panzer verschleppt worden.

Einem Bericht des Fernsehkanals 12 zufolge habe Shalit den Familien seine Unterstützung zugesichert und ihnen gesagt, dass ihre Angehörigen trotz der immensen Schwierigkeiten, die sie durchleben müssten, überleben und sich erholen könnten.

Der heute 37-Jährige habe sich bereits in den ersten Tagen nach dem Massaker der Hamas an die Geiselfamilien gewandt und angeboten, zu helfen. Doch angesichts des Schocks über die Nachwirkungen der Gräueltaten der Hamas fand das Treffen mit einigen Familienvertretern der Entführten erst vor einigen Tagen statt.

Shalit will seine Erfahrungen als Geisel teilen

Shalit habe der Gruppe versichert, dass die ehemaligen Geiseln nach ihrer Rückkehr »ein erfülltes und glückliches Leben führen könnten«, so wie er selbst nach seiner Freilassung. Es sei ihm wichtig, seine Erfahrungen zu teilen und die Menschen, deren Liebste gefangen gehalten werden, so gut wie möglich zu unterstützen.

Obwohl nur wenig von Shalits Geiselhaft in Gaza bekannt ist – er gab nie ein Interview, in dem er über Details sprach – weiß man, dass er sich nach seiner Rückkehr nach Israel ins Leben zurückkämpfte. Er studierte Wirtschaftswissenschaften in Herzliya, reiste um die Welt, arbeitete später bei einer Bank und war im Sportjournalismus tätig. Während seines Studiums verfasste er regelmäßig eine Kolumne für die Tageszeitung »Yediot Ahronot«.

»Es ist möglich, nach der Rückkehr nach Hause ein erfülltes und glückliches Leben zu führen.«

ehemalige geisel gilad shalit

Der junge Israeli war 1.941 Tage im Gazastreifen festgehalten worden. Shalits Entführer versteckten ihn bis zum Abschluss des Gefangenenaustauschabkommens an einem geheimen Ort. Während der gesamten Zeit wurde dem Internationalen Roten Kreuz der Zugang zu ihm verweigert. Die einzigen Hinweise darauf, dass er noch am Leben war, waren ein Tonband, eine Videoaufzeichnung und drei Briefe an seine Familie. In einem schrieb er davon, wie sehr er seine Familie vermisse und von den Depressionen, »die so ein Leben mit sich bringt«.

Seine Eltern Noam und Aviva Shalit, die in dem kleinen Ort Mitzpe Hila hoch oben im Norden des Landes wohnen, hatten in all den Jahren nicht aufgehört, für die Freilassung ihres Sohnes zu kämpfen. Immer wieder organisierten sie Solidaritätskundgebungen, Märsche und reisten durch die gesamte Welt, um auf das Schicksal von Gilad aufmerksam zu machen. Als Shalit endlich an einem Dienstagmorgen über Ägypten nach Israel kam, hager und blass, aber am Leben, saß das ganze Land vor den Fernsehern und fiel in einen Freudentaumel.

Zehn Jahre nach seiner Freilassung heiratete er

Im Juni 2021 heiratete er seine langjährige Freundin Nitzan Shabbat, zehn Jahre nach seiner Freilassung. Die erfolgte 2011 im Rahmen eines kontroversen Austauschs, bei dem Israel 1027 palästinensische Sicherheitsgefangene freiließ, darunter viele Terroristen mit »Blut an den Händen«. Auch dabei war der jetzige Hamas-Anführer in Gaza, Yahya Sinwar. Er gilt als Planer der grauenvollen Überraschungsattacke mit mehr als 1200 Toten und 240 Geiseln vom 7. Oktober.

Die Hamas hält neben den geschätzten 134 Geiseln zudem seit 2014 auch die Leichen der gefallenen IDF-Soldaten Oron Shaul und Hadar Goldin sowie zwei israelische Zivilisten, Avera Mengistu und Hisham al-Sayed, fest, von denen man annimmt, dass sie noch am Leben sind. Die beiden hatten unabhängig voneinander 2014 beziehungsweise 2015 den Gazastreifen freiwillig betreten. Beide Männer hätten unter psychischen Problemem gelitten, gaben ihre Familien an.

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