Die Jerusalemer Gerüchteküche brodelt. Nachdem es so gut wie sicher scheint, dass die Ermittlungen gegen Oppositionsführer Isaac Herzog eingestellt werden, wird nun auf den Fluren der Knesset über die Möglichkeit einer Einheitsregierung gerätselt. Angeblich seien bereits Posten und Positionen ausgehandelt.
Dass Regierungschef Benjamin Netanjahu schon lange darauf aus ist, Herzog ins Boot zu holen, um seiner fragilen Koalition mit nur 61 von 120 Sitzen eine breitere Basis zu verschaffen, ist nichts Neues.
Friedensgespräche Doch verschiedenen Berichten zufolge soll nun auch der Vorsitzende der »Zionistischen Union« selbst in Erwägung ziehen, der Regierung anzugehören. Im Gegenzug würde Herzog angeblich das Außenministerium – dessen Chefsessel noch immer unbesetzt ist – und die Leitung der Friedensgespräche mit den Palästinensern erhalten.
Zwar hat das Büro von Herzog die Meldungen dementiert und erklärt, es handle sich um ein vom Likud in die Welt gesetztes Gerücht. Doch angeblich habe laut Fernsehberichten eine »verlässliche Quelle im Likud« wissen lassen, dass es nicht einmal mehr formelle Verhandlungen geben müsse, weil ohnehin bereits alles in trockenen Tüchern sei.
Ministerposten Angeblich sollen bei dem Plan sieben oder acht Ministerposten auf die Zionistische Union entfallen, darunter auch einer für die ehemalige Justizministerin Zipi Livni. Die Union hatte sich vor den letzten Parlamentswahlen aus der Arbeitspartei und Livnis Partei »Hatnua« gebildet.
Doch die Opposition müsste bei dem Deal einige bittere Pillen schlucken. Zum einen dürfte sich an der grundlegenden Regierungslinie nichts ändern, zum anderen würde die rechtsnationale Partei »Jüdisches Haus« nicht aus der Koalition verbannt. Beides ist eigentlich inakzeptabel für die Mitte-Links-Parteien.
Und damit, so sind sich viele Politikexperten sicher, dürfte sich der angeblich bereits ausgetüftelte Plan sehr wahrscheinlich wieder in Luft auflösen.