Nach der Tötung eines Anführers der islamistischen Hamas im Libanon ist es am Mittwoch im Westjordanland zunächst relativ ruhig geblieben. Wegen eines Generalstreiks in palästinensischen Gebieten blieben dort Schulen, Universitäten, Banken, Restaurants und Regierungsbüros geschlossen.
Für Mittwochmittag wurde israelischen Medienberichten zufolge zu Demonstrationen sowie Konfrontationen mit Israels Armee aufgerufen. Das Militär führte dort eigenen Angaben zufolge in der Nacht Anti-Terror-Razzien in mehreren Orten durch.
Der Vize-Leiter des Politbüros der Hamas, Saleh al-Aruri, war bei einer Explosion in Libanons Hauptstadt Beirut am Dienstagabend ums Leben gekommen. Er ist damit der bislang ranghöchste Hamas-Anführer, der während des Gaza-Krieges gezielt getötet wurde.
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Schnell kam der Verdacht auf, dass es sich um eine gezielte Tötung handeln könnte - möglicherweise durch Israels Armee oder im Auftrag Israels. Israels Militär kommentierte die Berichte auf Anfrage nicht. Nach dem Vorfall protestierten am Dienstagabend Palästinenser in Al-Aruris Heimatdorf Arura nördlich von Ramallah sowie in Ramallah selbst.
Die Mutter und die Schwester des Hamas-Führers sagten dem in Katar ansässigen TV-Sender Al-Dschasira, sie hätten dessen Tötung schon seit langer Zeit erwartet.
Bei einer Razzia im Flüchtlingslager Nur Schams in Tulkarm im Nordwesten des Westjordanlands nahm die Armee eigenen Angaben sechs gesuchte Palästinenser fest und befragte Dutzende weitere. Terroristen hätten dabei Sprengsätze auf die Soldaten geschleudert, hieß es weiter.
Verhaftungen in Kalkia
Israels Armee reagierte eigenen Angaben nach mit einem Drohnenangriff. In Kalkia hätten Soldaten vier gesuchte Verdächtige festgenommen. Dort sollen palästinensische Angaben zufolge drei Menschen durch Schüsse verletzt worden sein. Die Armee habe in beiden Orten auch militärische Ausrüstung beschlagnahmt, teilte sie weiter mit.
Unklar war zunächst, ob die Militäreinsätze im Zusammenhang mit der Tötung Al-Aruris standen. Die Armee führt ohnehin regelmäßig Razzien im Westjordanland durch, seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober sogar noch häufiger. Israelische Sicherheitskräfte nahmen dort seitdem eigenen Angaben nach 2570 Verdächtige fest, 1300 davon hätten Verbindungen zur Hamas. dpa