Am Montag wird in Israel die gesamte Wirtschaft lahmgelegt. Kinder werden nicht zur Schule gehen, Geschäfte, Restaurants und Märkte haben geschlossen, Flugzeuge bleiben am Boden. Nach der schrecklichen Nachricht von den Morden an den sechs Geiseln Hersh Goldberg-Polin (23), Carmel Gat (40), Ori Danino (25), Almog Sarusi (27), Eden Yerushalmi (24) und Alexander Lobanov (32) durch die Hamas soll der Druck auf die Regierung in Jerusalem erhöht werden, um einem Deal zur Befreiung der Geiseln zu erreichen.
Zuvor hatten die Angehörigen aller Verschleppten die israelische Bevölkerung aufgerufen, »das ganze Land erzittern zu lassen« und den Generalstreik gefordert. Nach einem Treffen mit den Familien kündigte Arnon Bar-David, Vorsitzender des Gewerkschaftsbundes Histadrut, die komplette Niederlegung der Arbeit in Israel an.
Histadrut: »Israel muss zur Normalität zurückkehren«
»Es ist unmöglich, weiterhin tatenlos zuzusehen, wie unsere Kinder in den Tunneln von Gaza ermordet werden«, so Bar-David. »Eine Vereinbarung muss erzielt werden – sie ist wichtiger als alles andere.« Die Histadrut vertritt die organisierte Arbeiterschaft in Israel. »Wir sind nicht länger ein Land«, fügte er noch hinzu, sondern »in verschiedene Lager gespalten. Das muss gestoppt werden. Der Staat Israel muss zur Normalität zurückkehren«. Das Forum der Geiselfamilien begrüßte die Entscheidung mit den Worten: »Die soziale, wirtschaftliche und lokale Führung bewährt sich im Gegensatz zur staatlichen Führung.«
»Die Wirtschaft und das Land werden morgen innehalten, um Druck auf das Kabinett und den Premierminister auszuüben, damit das Im-Stich-lassen der Geiseln ein Ende hat, die Lebenden gerettet werden und alle 101 Geiseln im Rahmen eines Abkommens zurück nach Hause kommen«, schrieb das Forum.
»Wir erwachten an einem schwarzen Morgen, ohne einen Sonnenstrahl am Himmel. Wir werden die Küchen schließen, um die Familien der Geiseln zu unterstützen.«
Die drei großen israelischen Nachrichtensender 11, 12 und 13, kündigten Änderungen ihrer regulären Sendepläne an und verschoben Unterhaltungsprogramme zugunsten von Nachrichtensendungen und Berichten über die Beerdigungen der ermordeten Geiseln.
Der israelische Chefkoch Haim Cohen, der mehrere Restaurants betreibt, schloss sich ebenfalls an und schrieb am Sonntag an seine Mitarbeiter: »Wir erwachten an einem schwarzen Morgen, ohne einen Sonnenstrahl am Himmel. Wir werden heute Abend nicht arbeiten. Wir werden die Küchen schließen, um die Familien der Geiseln zu unterstützen.« Oppositionspolitiker, darunter der Anführer Yair Lapid, hatten sich den Aufrufen zu einem Generalstreik angeschlossen.
Bereits am Sonntagmorgen hatten mehrere Stadtverwaltungen, darunter Tel Aviv, bestätigt, sich dem Streik anzuschließen. »Am Montag werden wir von morgens bis mittags allen Mitarbeitern erlauben, hinauszugehen und den Kampf der Familien zu unterstützen«, schrieb Bürgermeister Ron Huldai auf X.
Lokale, Geschäfte, Märkte und Kulturbetriebe schließen Pforten
Auch schlossen Restaurants, Geschäfte, Supermärkte und Kulturbetriebe aus Solidarität mit den Geiselfamilien ihre Pforten. Mehrere Großkundgebungen sind für die beiden Tage im ganzen Land geplant. Eine große israelische Anwaltskanzlei sagte ebenfalls, sie werde den Protest unterstützen und jedem, der von der israelischen Polizei bei den Demonstrationen ins Visier genommen wird, Rechtsbeistand anbieten. Auch der internationale Flughafen Ben Gurion wird ab Montag, acht Uhr, seinen Betrieb einstellen.