Angehörige der in den umkämpften Gazastreifen entführten israelischen Geiseln wollen Medienberichten zufolge vor dem Internationalen Strafgerichtshof Anklage gegen die Anführer der islamistischen Hamas erheben. Wie die israelische Nachrichtenseite »Ynet« und die »Jerusalem Post« am Samstagabend berichteten, will eine Delegation des Forums der Geiselfamilien zu diesem Zweck am Mittwoch zum Sitz des Strafgerichtshofs nach Den Haag reisen. Ziel ihrer Klage sei es, Haftbefehle gegen die Anführer der Hamas zu erwirken. Auf diese Weise wolle man den Druck erhöhen, eine Freilassung der Geiseln zu erwirken.
Am 7. Oktober hatten Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen den Süden Israels überfallen. Dabei töteten sie 1200 Menschen und verschleppten weitere 250 in den Gazastreifen. Israels Militär geht seitdem mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive gegen die Hamas und ihre Verbündeten in dem Küstengebiet vor.
Während einer Feuerpause im vergangenen November wurden 105 Geiseln freigelassen, im Gegenzug für 240 palästinensische Häftlinge. Derzeit befinden sich noch 136 Menschen in der Gewalt der Hamas, von denen aber nach israelischer Schätzung mindestens 30 nicht mehr am Leben sein dürften. Diplomatische Bemühungen Ägyptens, Katars und der USA zielen darauf ab, eine längere Feuerpause im Gaza-Krieg herbeizuführen. In deren Zuge sollen die Geiseln in mehreren Phasen gegen palästinensische Gefangene in Israel ausgetauscht werden. Die Verhandlungen kommen derzeit jedoch nur schleppend voran.
In Israel demonstrierten am Samstagabend erneut mehrere Tausend Menschen für die Freilassung der Geiseln. Angehörige warfen dem Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu vor, die über die Vermittlerstaaten laufenden Verhandlungen mit der Hamas zu torpedieren. dpa