Israels Premierminister Naftali Bennett hat am Donnerstag noch einmal seine Landsleute aufgerufen, die Ukraine zu verlassen. »Gehen Sie jetzt!« Er appellierte an alle israelischen Bürger in der Ukraine, das Land unverzüglich zu verlassen und fügte hinzu, »die Tür des Staates Israel steht auch für das Weltjudentum immer offen«.
GRENZÜBERGÄNGE »Jeder Jude weiß, dass wir hier auf ihn warten«, fuhr er fort. Er versprach auch, dass Israel jede von der Ukraine erbetene humanitäre Hilfe liefern werde. Zu den Israelis, die noch in dem osteuropäischen Land verweilen, sagte er während einer Rede bei einer Abschlussfeier für Militäroffiziere: »Verlassen Sie das Land jetzt! Retten Sie Ihr Leben. Unsere Leute warten darauf, Sie an den Grenzübergängen im Westen des Landes abzuholen.«
Das israelische Außenministerium gab an, dass die Vertretung in Lviv (Lemberg) in den vergangenen 24 Stunden Hunderte von Anträgen von Israelis erhalten habe, die aus Kiew fliehen wollen.
»Dies sind schwierige und tragische Momente, und unser Herz ist mit den Bürgern der Ukraine, die in diese Situation geraten sind, ohne ihrerseits Unrecht begangen zu haben«, führte der Ministerpräsident aus. In seinen ersten Aussagen seit dem Aufmarsch russischer Truppen vermied Bennett es jedoch, die russische Invasion in der Ukraine zu verurteilen – oder Russland sogar namentlich zu erwähnen. »Die Weltordnung, wie wir sie kennen, verändert sich«, blieb er vage. »Die Welt ist viel instabiler, und auch unsere Region verändert sich täglich.«
»Das Klügste, was wir tun können, ist unauffällig zu bleiben.«
finanzminister avigdor lieberman
Der russischstämmige Finanzminister Avigdor Lieberman schlug während eines Interviews am Donnerstag einen ähnlichen Weg ein. »Das Klügste, was wir tun können, ist unauffällig zu bleiben«, sagte er der Nachrichtenseite Ynet und betonte, dass Israel dem Schutz der Juden sowohl in Russland als auch in der Ukraine Priorität einräumen müsse.
Am Morgen hatte Außenminister Yair Lapid sich eindeutiger ausgedrückt, »den russischen Angriff als eine schwere Verletzung der internationalen Ordnung« bezeichnet und Moskau verurteilt.
HOTLINES Die Jewish Agency richtete Hotlines ein für israelische Verwandte von ukrainischen Juden und für diejenigen in der Ukraine, die Hilfe suchen oder nach Israel einwandern möchten. Während der zunehmenden Spannungen hatte die Jewish Agency allerdings keinen Ansturm ukrainischer Juden gesehen, die versucht hatten, Alija zu machen.
Gebührenfreie Notrufnummer (Anruf aus der Ukraine): 0800504603
Lokale Nummern: 0442300478, 380936517177, 380960979851, 0638318336 und 380504691840.
Für Angehörige in Israel (gebührenfrei): 1800228055, Nebenstelle 4 und 02 6367714 oder 02 6461447.