Staatsräson

Gefährliche Dampfplauderei

Ralf Stegner Foto: dpa

Ralf Stegner, als SPD-Fraktionsvorsitzender im Kieler Landtag schon von Amts wegen ein herausragender Nahostexperte, hat im Gespräch mit der Welt am Sonntag gesagt, er habe nicht den Eindruck, dass »Waffen im Nahen Osten dazu beitragen, das Problem zu lösen«.

Und weil er das nicht glaubt, will er künftig auch keine Waffen mehr in Spannungsgebiete und an Diktatoren liefern: »Was ist mit Saudi-Arabien? Was ist mit Katar? Ich frage auch: Was ist mit Israel?«

Plattitüden Sätze, die in der nach oben offenen Käßmann-Skala für populistische Dummheit weit oben liegen und mit der Lage im Nahen Osten nichts zu tun haben. Die ist Stegner vollkommen egal. Stegner macht Politik in Deutschland, und dort sind pazifistische Plattitüden beliebt, gilt Israel vielen als Aggressor, der nur darauf wartet, aus deutschen U-Booten Atomraketen auf den Gazastreifen abzufeuern.

Auf dieses deutsche Publikum zielt Stegner: Befreit von den Zwängen der Realpolitik biedert sich der stellvertretende SPD-Vorsitzende an alle an, die Ressentiments gegen Israel und den Westen pflegen, ohne klar Position zu beziehen. Er stellte ja nur Fragen. Auf Facebook relativiert er seine Aussagen, stellt sich hinter Angela Merkels Satz, dass Israels Sicherheit Teil der deutschen Staatsräson sei, und geriert sich als Opfer eines Shitstorms, der ihn – natürlich zu Unrecht – erfasst habe.

Überleben Natürlich lösen Waffen keine Probleme. Niemand würde das jemals behaupten. Aber Waffen können, wie im Nahen Osten, die Grundlage dafür schaffen, dass Probleme gelöst werden – zum Beispiel dadurch, dass einer der Beteiligten, Israel, den Konflikt überhaupt so lange überlebt, um sich an der Problemlösung beteiligen zu können.

Und Israel auf eine Stufe mit Diktaturen wie Katar oder Saudi-Arabien zu stellen, die Waffen vor allem gegen die eigene Bevölkerung einsetzen und nicht gegen Angreifer von außen, zeigt, das Stegner sich noch nicht einmal die Mühe gemacht hat, den Anschein zu erwecken, er hätte sich mit der Lage im Nahen Osten jemals beschäftigt. Radikale Vereinfachung ist die Grundlage jedes Populismus. Stegner wollte einen medialen Treffer landen, koste es, was es wolle. Es ist im geglückt.

Paris

Israel gegen Frankreich: Rauchbomben, Buhrufe und eine Schlägerei

Die Stimmung im Stade de France war spürbar aggressiv

 14.11.2024

Nahost

Waffenstillstand als »Geschenk« für Trump?

Bis Januar soll eine Vereinbarung stehen

 14.11.2024

Thailand

Warnung vor Anschlägen auf Israelis bei Full Moon Party

Die Full Moon Party auf der Insel Koh Phangan gilt als Asiens beliebteste Strandfeier. Aber jetzt ist Vorsicht geboten: Es gibt Angst vor Attacken auf Juden

von Carola Frentzen  14.11.2024

Berlin

Annalena Baerbock gegen Aussetzung des EU-Dialogs mit Israel

Gleichzeitig bringt die Außenministerin Sanktionen gegen israelische Minister ins Spiel

 14.11.2024

Nahost

Sechs israelische Soldaten sterben im Kampf gegen die Hisbollah

Die Lage am Donnerstag

 14.11.2024

USA

Familienbande

Warum es für Israel problematisch werden kann, wenn beide Schwiegersöhne Trumps in der Nahostpolitik mitmischen

von Sabine Brandes  14.11.2024

Medien

»Mit eigenen Augen sehen«

»Welt«-Chefreporter Steffen Schwarzkopf über Herausforderungen der Berichterstattung aus Israel

von Detlef David Kauschke  14.11.2024

Vermisst!

Barmizwa ohne Vater

Ofer Kalderon kann nicht mit seinem Sohn feiern. Seit mehr als 400 Tagen ist er Geisel der Hamas-Terroristen

von Sabine Brandes  14.11.2024

Kiel

»Eckpfeiler für Israels Sicherheit«

Die »Drakon« ist bereits das sechste in Deutschland gebaute U-Boot für Israels Marine - jetzt fand die Schiffstaufe statt

 13.11.2024