Das Raumschiff Gaia der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) hat kürzlich zwei Planeten in entfernten Sonnensystemen identifiziert. Die Entdeckung fand unter der Leitung von Forschern der Universität Tel Aviv (TAU) statt. Es ist das erste Mal überhaupt, dass Gaia unbekannte Planeten fand. Die heißen jetzt »Gaia 1b« und »Gaia 2b«.
Das Forschungsprojekt wurde von Professor Shay Zucker, Leiter der TAU-Fakultät für Umwelt- und Erdwissenschaften und dem Doktoranden Aviad Panhi von der Fakultät für Physik und Astronomie geleitet. Die Studie, die in Zusammenarbeit mit der ESA und den Forschungsgruppen des Weltraumteleskops Gaia durchgeführt wurde, ist in der Fachzeitschrift »Astronomy & Astrophysics« veröffentlicht worden.
SONNENSYSTEM Es gibt acht Planeten in unserem Sonnensystem, riesige Kugeln, die die Sonne umkreisen. Weniger bekannt sind die Hunderttausende anderer Himmelskörper in unserer Galaxie, der Milchstraße, die unzählige Sonnensysteme enthält. Planeten in entfernten Sonnensystemen wurden erstmals 1995 entdeckt und sind seitdem ein ständiges Forschungsobjekt der Astronomen, in der Hoffnung, dadurch mehr über unser eigenes zu erfahren.
Das größte Teleskop der Welt ermöglicht es, kleine Schwankungen in der Bewegung eines Sterns zu verfolgen.
Panhi erklärt: »Die Planeten wurden dank der Tatsache entdeckt, dass sie ihre Sonne jedes Mal, wenn sie eine Umlaufbahn absolvieren, teilweise verdecken und so einen zyklischen Abfall der Intensität des Lichts verursachen, das uns von dieser fernen Sonne erreicht«.
MESSUNGEN »Um zu bestätigen, dass sie Planeten sind, haben wir Tracking-Messungen mit dem amerikanischen Teleskop namens »Large Binocular Telescope« in Arizona durchgeführt, das mit zwei riesigen Spiegeln von je 8,4 Metern Durchmesser eines der größten seiner Art auf der Welt ist. Dieses Teleskop ermöglicht es, kleine Schwankungen in der Bewegung eines Sterns zu verfolgen, die durch die Anwesenheit eines umlaufenden Planeten verursacht werden.«
Gaia ist ein Raumschiff, dessen Hauptzweck die dreidimensionale Kartierung der Struktur unserer Galaxie, der Milchstraße ist. Und zwar mit beispielloser Genauigkeit. Um diese Mission zu erfüllen, scannt Gaia den Himmel, während die sich um eine Achse dreht, und verfolgt die Positionen von etwa zwei Milliarden Sonnen mit einer Genauigkeit von bis zu einem Millionstel Grad. Dieses Maß an Präzision ist vergleichbar damit, auf der Erde zu stehen und eine Geldmünze auf dem Mond zu identifizieren.
SONNEN Während Gaia die Positionen der Sonnen verfolgt, misst sie auch ihre Helligkeit – ein unvergleichlich wichtiges Merkmal in der beobachtenden Astronomie, da es uns viel über die physikalischen Eigenschaften von Himmelskörpern lehrt.
»Die Messungen, die wir mit dem Teleskop in den USA gemacht haben, bestätigten, dass es sich tatsächlich um zwei Riesenplaneten handelte, ähnlich groß wie der Jupiter in unserem Sonnensystem und so nahe an ihren Sonnen, dass sie eine Umlaufbahn in weniger als vier Tagen zurücklegen«, erläutert Professor Zucker. Er geht davon aus, dass Gaia in Zukunft noch viele weitere Planeten mit dieser Methode entdecken wird.
»Es gibt keine Chance auf Leben auf den riesigen Planeten.«
Und was ist mit der Möglichkeit von Leben auf der Oberfläche dieser abgelegenen, neuen Planeten? »Die neuen Planeten sind ihren Sonnen sehr nahe, und deshalb ist die Temperatur auf ihnen extrem hoch, etwa tausend Grad Celsius, also gibt es keine Chance, dass sich dort Leben entwickelt«, weiß Panhi. In der Astronomie werde ein solcher Planet »Heißer Jupiter« genannt, »Jupiter« wegen seiner Größe und »heiß« wegen der Nähe zu seiner Sonne.
Dennoch ist Panhi überzeugt, dass es unzählige andere gibt, auf denen sich Leben befindet. Für ihn ist es vernünftig anzunehmen, dass man in den nächsten Jahren Anzeichen von organischen Molekülen in der Atmosphäre entfernter Planeten entdecken wird. »Höchstwahrscheinlich werden wir diese fernen Welten jedoch nicht bald besuchen können. Aber die Reise fängt erst an, und es ist sehr aufregend, Teil der Suche zu sein«.