Ein Ende der Ausgrenzung von Frauen im öffentlichen Leben verlangten am Dienstagabend zehntausend Israelis in Beit Schemesch. Die Stadt unweit Jerusalems war in den vergangenen Wochen in die Schlagzeilen geraten, als extremistische religiöse Eiferer mehrfach Mädchen und Frauen beschimpft und bedroht hatten, weil sie ihnen nicht züchtig genug erschienen. Die Spuckattacken gegen die achtjährige Naama Margolis auf ihrem Schulweg schließlich brachten die Menschen auf die Straßen.
Radikale Elemente innerhalb der ultraorthodoxen Gemeinde verlangen zudem Geschlechtertrennung in Bussen, auf bestimmten Straßen und an Supermarktkassen. Frauen, die die »falsche« Straßenseite benutzen, laufen Gefahr, gewaltsam weggedrängt zu werden.
Die Protestierenden kamen aus allen Bevölkerungsgruppen des Landes: säkulare Demonstranten standen Seite an Seite mit religiösen und sogar ultraorthodoxen, die mit ihrer Teilnahme zeigen wollten, dass mitnichten alle Charedim der Bevölkerung ihren Willen aufzwingen wollen. Auf den Schildern stand in fetten Lettern »Segregation ist eine rote Linie« oder »Israel darf nicht werden wie Iran«.
Diskriminierung Verschiedene Frauen, die Opfer von Beleidigungen und Gewalt geworden waren, sprachen auf der Kundgebung von ihren Erfahrungen, Politiker verschiedener Parteien mahnten ein Ende der Segregation an. Oppositionsführerin Zipi Livni warnte vor der Gefahr, dass Frauen unterschwellig aus dem öffentlichen Leben verdrängt werden. Sie machte jedoch klar, dass man weder Beit Schemesch noch das ganze Land in dieser Hinsicht »aufgeben« wolle. Auch Premierminister Benjamin Netanjahu sprach sich gegen Geschlechtertrennung aus. »Die Diskriminierung von Frauen verstößt gegen jegliche Grundsätze im Judentum«, sagte er.
Die jüngsten Ereignisse in Beit Schemesch ereigneten sich lediglich wenige Tage, nachdem eine junge Frau in einer so genannten koscheren Buslinie beschimpft und bedrängt wurde. Tanya Rosenblit wurde aufgefordert, in den hinteren Teil des Busses zu wechseln, blieb jedoch standhaft auf einem der vorderen Plätze sitzen und wurde so zum Symbol gegen Frauendiskriminierung.
Soldatin Am Mittwoch ging es der jungen Soldatin Doron Matalon ähnlich. Auf dem Weg zu ihrer Basis wurde sie von Schlomo Fuchs , einem 44-jährigen ultraorthodoxen Mann, als »Hure« und »Schikse« beschimpft. Matalon hatte sich in einem geschlechtergetrennten Bus – was übrigens gegen ein Urteil des Obersten Gerichtshofes verstößt – in den vorderen Teil gesetzt. Matalon ließ die Polizei rufen, Fuchs wurde verhaftet.
Sicherheitsminister Yitzhak Aharonovitch bescheinigte der Soldatin, genau richtig gehandelt zu haben »Haben Sie keine Angst, sich zu beschweren«, rief er alle Frauen in ähnlichen Situationen aus. »Das ist das Wichtigste im Moment. Nur so kann diesem radikalen Benehmen ein Ende gesetzt werden.«