Pessach

Für Bücher ist man nie zu klein

Es gibt aktuell kein Kinderbuch, das den Kleinsten das Lebensgefühl, die Freude und das hoffnungsvolle Durcheinander Israels besser vermittelt. Foto: Andrea Kiewel

Pessach

Für Bücher ist man nie zu klein

Ich freue mich schon auf den Moment, den Kindern nach dem Seder etwas vorzulesen

von Andrea Kiewel  15.04.2019 17:16 Uhr

Man nehme eine Handvoll Sonne, mixe sie mit Fischfilet, Suppe, gekochtem Gemüse und Fleischbällchen, man gebe eine Prise Europa, Naher Osten und den Norden Afrikas hinzu – und fertig ist unser Familien-Pessach-Geschmack des Jahres 2019. Denn das Fest der Freiheit schmeckt dieses Mal marokkanisch für uns.

Ich zögerte keine Sekunde, als Freunde fragten, ob wir den Sederabend mit ihnen verbringen wollen. Also hören wir die Haggada und singen die vertrauten Lieder diesmal an einem Tisch, der liebevoll und opulent gedeckt sein wird für 26 Menschen. Eine ganz normale Familie in Israel, Mutter, Vater, fünf Kinder und Kindeskinder – und eine blonde Berlinerin (ich) mit Kindern. Casablanca meets Tel Aviv meets Ramat Gan meets Berlin. Oh, ich freue mich schon jetzt so sehr!

Seit zwei Wochen wird die Wohnung auf Hochglanz gebracht und für Pessach hergerichtet.

aufmerksamkeiten Seit zwei Wochen wird die Wohnung auf Hochglanz gebracht und für Pessach hergerichtet. Also bloß keine Aufmerksamkeiten mitbringen, die den koscheren Zustand der 90 Quadratmeter in Gefahr bringen könnten. Keine Pralinen oder Wein oder Früchte. Wir diskutieren aktuell noch über Blumen und Geschenke für die Kinder, die zugegebenermaßen noch sehr klein sind – aber ist man denn jemals zu klein für Bücher?

Ich finde, es gibt aktuell kein Kinderbuch, das den Kleinsten das Lebensgefühl, die Freude und das hoffnungsvolle Durcheinander Israels besser vermittelt als das Israel-Wimmelbuch von Rachel Shalev. Wir starten auf Seite eins und sind in Tel Aviv. Kinder flitzen, um noch den Bus zu erwischen, ein Beduine führt sein Kamel spazieren, auf dem Dach eines Autos tanzen orthodoxe Jungs, Nonnen rennen über einen Zebrastreifen, Theoder Herzl schaut von einem Balkon herab auf die Stadt, und am Café-Kiosk flirtet ein Pärchen.

Erzählen muss man die Geschichten selbst, das macht Spaß, denn man kann immer etwas Neues hinzudichten, erfinden und entdecken. Außerdem gibt es ein echtes Kinderbuch-Happy-End: Am Schluss steht das Café-Kiosk-Pärchen von Seite eins nämlich unter der Chuppa. Für Kinder ab 18 Monate.

Wenn dann ein »Od pa’am! Nochmal!« ertönt – dann ist Pessach. Chag Sameach!

ägypten Im Galopp aus Ägypten von Myriam Halberstam erzählt sehr einfühlsam und kindgerecht, worum es uns an Pessach geht. Die Bilder von Nancy Cote sind so liebevoll, dass ich dieses Buch am liebsten behalten würde, schließlich ist man nie zu alt für Geschichten über den Auszug aus Ägypten, oder? Den Moment, in dem Moses das Meer teilt, hat die Illustratorin auf einer Doppelseite festgehalten.

Die Kinder, denen ich das Buch bisher vorgelesen habe, können gar nicht genug bekommen von dem Mann, der schützend seine Hände über die kleine Hannah, ihren Bruder David, deren Eltern und Großeltern auf ihrer Flucht aus Ägypten hält. Das perfekte Pessach-Geschenk für Kinder ab drei Jahre.

Willi Wolke und der Schneemann ist ein sehr zartes Buch, auch wenn Willi eine Wolke von Format ist. Und wie es sich für eine solche Wolke gehört, schließt sie Freundschaft mit einem Mann aus Schnee und Eis und mit der schönsten Mohrrüben-Nase der Welt. Aber, oh weh, wir Großen wissen das: Winter ade, Scheiden tut weh ...

Wer sagt denn, dass alles, was mit Schnee und Wolken zu tun hat, immer nur weiß sein kann?

abschied Die Kinderbuch-Autorin Rachel Wolke erzählt ganz zauberhaft und einfühlsam vom Abschiednehmen und wie das ist, wenn einer noch da ist, obwohl er nicht mehr da ist. Die Bilder dieses Kinderbuches sind witzig und kunterbunt. Wer sagt denn, dass alles, was mit Schnee und Wolken zu tun hat, immer nur weiß sein kann? Für Kinder ab fünf Jahre.

Ich freue mich schon auf den Moment nach dem marokkanischen Seder-Essen, wenn die Kinder sich auf dem Sofa versammeln und wir Großen abwechselnd vorlesen. Und wenn dann ein »Od pa’am! Nochmal!« ertönt – dann ist Pessach. Chag Sameach!

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Vermisst

Er verteidigte seinen Kibbuz

Tal Chaimi kam als Einziger des Noteinsatzteams nicht zurück

von Sophie Albers Ben Chamo  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Meinung

Geduld mit Trump

US-Präsident Trump ist vielleicht nicht der perfekte Freund Israels und der Juden, aber der beste, den sie haben. Vorschnelle Kritik an seinem Handeln wäre unklug

von Michael Wolffsohn  17.04.2025

Nachrichten

Geisel, Protest, Terroristen

Kurzmeldungen aus Israel

von Sophie Albers Ben Chamo  17.04.2025

Washington D.C.

»New York Times«: Trump lehnte Angriff auf Irans Atomanlagen ab

Israel soll einen Bombenangriff auf iranische Nuklearanlagen geplant haben - mit Unterstützung der USA. Doch mehrere Mitglieder der Trump-Regierung hätten Zweifel gehabt

 17.04.2025

Jerusalem

Netanjahu erörtert Geisel-Frage mit seinen Unterhändlern

Israels Regierungschef weist das Verhandlungsteam an, auf die Freilassung der Hamas-Geiseln hinzuarbeiten

 17.04.2025

Gaza

Hund von Opfern des 7. Oktober in Gaza gefunden

Einem israelischen Soldaten ist in Gaza ein Hund zugelaufen, der auf Hebräisch reagierte. Er nahm ihn mit zurück nach Israel und fand seine Besitzer

von Sophie Albers Ben Chamo  16.04.2025

Krieg

Terroristen in Gaza schockieren mit neuem Geisel-Video

Der Palästinensische Islamische Dschihad hat nach 18 Monaten erstmals ein Lebenszeichen von Rom Braslavski veröffentlicht

 16.04.2025