Politik

Frühaufsteher und Unentschlossene

Familie Netanjahu wählt: Premierminister Benjamin Netanjahu mit seiner Frau Sara und seinen Söhnen Yair und Avner Foto: Flash 90

Um sieben Uhr morgens öffneten die Wahllokale im ganzen Land, und fünf Stunden später hatten bereits 26,7 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Das sind über drei Prozentpunkte mehr als im selben Zeitraum bei den Knessetwahlen 2009, wie das Zentrale Wahlkomitee mitteilt. 5.656.705 wahlberechtigte Bürger können ihre Stimme in einem der 10.132 Wahllokale abgeben, die in den Großstädten noch bis 22 Uhr geöffnet sein werden. In kleineren Gemeinden schließen sie bereits um 20 Uhr.

Insgesamt treten bei den Wahlen zur 19. Knesset 34 Parteien und Listen an. Bisher verlief die Abstimmung ohne Zwischenfälle. Etwa 85 Prozent der Stimmen sollen bereits während der Nacht ausgezählt werden, der Rest am Mittwochvormittag. Anschließend wird das endgültige Wahlergebnis verkündet. Mit einer speziellen Handy-App können die Bürger die Auszählungsergebnisse in Echtzeit verfolgen. Auch im Internet ist das möglich, allerdings nur in hebräischer Sprache (http://www.gov.il/FirstGov/files/election2013before.htm).

Zügel Staatspräsident Schimon Peres gab seinen Wahlzettel in der Charles-E.-Smith-Kunsthochschule in Jerusalem ab. »Heute bittet der Staat seine Bürger, für ein freies, schönes und demokratisches Land abzustimmen«, sagte Peres zu Reportern. Auch »Hatnua«-Vorsitzende Zipi Livni und ihr Ehemann Naftali Spitzer machten sich bereits am frühen Vormittag auf den Weg ins Wahllokal. »Jeder, der versteht, dass Netanjahus politischer Kurs geändert werden muss, sollte mir die Macht geben, einen anderen Weg einzuschlagen und die Zügel in die Hand zu nehmen«, forderte Livni die Wähler auf. Bis zuletzt hatte ihre Partei Hatnua versucht, unentschlossene Wähler zu umwerben. In Umfragen werden ihr lediglich sechs Mandate – von insgesamt 120 – prognostiziert, genauso viel wie der linken Meretz-Partei und dem Vereinigten Tora-Judentum.

Premierminister Benjamin Netanjahu war noch früher dran. Bereits kurz nach sieben Uhr morgens gab er mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in der Paula-Ben-Gurion-Schule in Jerusalem seine Stimme ab. »Wir wollen, dass Israel erfolgreich ist, deswegen stimmen wir für den Block aus Likud und Israel Beiteinu«, sagte der Likud-Vorsitzende. »Dieser Block repräsentiert die gesamte Bevölkerung.« Kurz vor den Wahlen hatte Netanjahu erneut auf die drohende Gefahr durch das iranische Atomprogramm hingewiesen, die eine starke israelische Regierung erforderlich mache. Allen Umfragen zufolge wird Netanjahu auch nach den Wahlen wieder Regierungschef sein, auch wenn sein Vorsprung von 40 auf 35 Sitze in der Knesset schrumpfte.

Neuanfang Netanjahus großer Konkurrent Naftali Bennett von der nationalreligiösen Partei Jüdisches Haus sagte, als er in Raanana zur Wahl ging, zu einer Gruppe von Anhängern, die ihn dort jubelnd begrüßte: »Wenn ich sehe, wer alles dem Jüdischen Haus beitritt – Säkulare, Religiöse, Araber, Drusen –, dann weiß ich, dass damit etwas ganz Neues für die israelische Nation beginnt.«

Zu den großen Wahlverlieren dürfte die bislang 28 Mandate starke Kadima-Partei zählen, die es womöglich gar nicht in die neue Knesset schafft. Die zwischenzeitlich schon für halb tot erklärte Arbeitspartei kann laut Umfragen hingegen mit bis zu 20 Mandaten rechnen. Die Partei Jesch Atid des früheren TV-Moderators Yair Lapid hofft vor allem auf Stimmen jüngerer Israelis, denen die Netanjahu-Regierung zu weit rechts ist, die sich aber von den linken Parteien keine glaubwürdige Alternative erwarten.

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  20.04.2025

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Vermisst

Er verteidigte seinen Kibbuz

Tal Chaimi kam als Einziger des Noteinsatzteams nicht zurück

von Sophie Albers Ben Chamo  18.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Meinung

Geduld mit Trump

US-Präsident Trump ist vielleicht nicht der perfekte Freund Israels und der Juden, aber der beste, den sie haben. Vorschnelle Kritik an seinem Handeln wäre unklug

von Michael Wolffsohn  17.04.2025

Nachrichten

Geisel, Protest, Terroristen

Kurzmeldungen aus Israel

von Sophie Albers Ben Chamo  17.04.2025

Washington D.C.

»New York Times«: Trump lehnte Angriff auf Irans Atomanlagen ab

Israel soll einen Bombenangriff auf iranische Nuklearanlagen geplant haben - mit Unterstützung der USA. Doch mehrere Mitglieder der Trump-Regierung hätten Zweifel gehabt

 17.04.2025

Jerusalem

Netanjahu erörtert Geisel-Frage mit seinen Unterhändlern

Israels Regierungschef weist das Verhandlungsteam an, auf die Freilassung der Hamas-Geiseln hinzuarbeiten

 17.04.2025

Gaza

Hund von Opfern des 7. Oktober in Gaza gefunden

Einem israelischen Soldaten ist in Gaza ein Hund zugelaufen, der auf Hebräisch reagierte. Er nahm ihn mit zurück nach Israel und fand seine Besitzer

von Sophie Albers Ben Chamo  16.04.2025